Full text: Friedrich der Vorläufige, die Zietz und die Anderen.

haupt der Drang zu wirtschaftlichem und technischem Fort- 
schritt. Wer etwas erarbeitet, dem wird es durch irgendeine 
der neuen Steuern genommen. 
Den Demokraten und Sozialdemokraten ist nicht ganz ge- 
beuer, trotz alledem. Die Parteien der Steuereintreiber und 
Besitzräuber werden es bei den nächsten Wahlen schwer haben. 
Aber man muß auch aus einer schlechten Konjunktur etwas 
herausholen können. Demokraten und Sozialdemokraten 
schmieden sofort die zweckentsprechenden Schlagworte für die 
Wahlflugblätter. Es handle sich nur um 450 Mark Unter- 
schied bei den Sätzen der Regierungevorlage und denen des 
Ausschusses, sagt zweimal der demokratische Abgeordnete 
Blunck. Do,e ist natürlich ein Einzelfall bei einer bestimmten 
Vermögenshöhe im Hanzen Tarif. Aber wie schön, wenn 
man nachher in Volksversammlungen binausschmettern kann, 
um lumpiger 450 Mark willen, die die Kapitalisten der Rechten 
krampfhaft im Portemonnaie hielten, hätten sie das Vater- 
land in seiner Not im Stich gelassen! Der Sozialdemokrat 
Katzenstein verrät noch mehr aus der Stilistik der nächsten 
Wahlen. Also die Kreise, sagt er, die bereitgewesen seien, 
Gut und Blut — der anderen zu opfern, stellten sich schützend 
vor die großen Vermögen. Spiegelberg, ich kenne dich! 
Oie Kreise, aus denen Herr Katzenstein stammt, haben nicht 
allzuviel Blut im Kriege vergossen. Sie gehören ja nicht 
zur evangelischen oder zur katholischen, sondern zur unab- 
kömmlichen Konfession. Auch ihr Gut haben diese Kreise 
während des Krieges nicht gerade geopfert. Seit den Zeiten 
der Pharaonen verstehen sie es, wenn ein Land unter Pestilenz 
und Heuschrecken oder unter Krieg und Kohlrüben seußzt, ihr 
Gold und Silber durch das Rote Meer davonzutragen. 
Zu kurzer Mittagspause leert das Theater sich schnell. 
Wenige Minuten später hört man eine wundervolle Ton 
flut daberrauschen. Irgend jemand spielt die große Orgel. 
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