Kampf um den sozialen Aufstieg würde um Zahrhunderte
zurückgeworfen.“ Oiesen Satz, der aus dem Vokabularium
der Gewaltpolitiker, der Tirpitze und anderer „von der Groß-
industrie bezahlten Subjekte“ stammen könnte, dürfen ge-
sinnungstüchtige Historiker, an denen es uns nicht fehlen wird,
auf keinen Fall bringen. In der Tat hat Friedrich der Vor-
läufige, als er am 9. November 1918 nach gesundem Nacht-
schlaf von der Revolution überrascht wurde, bereits um-
gelernt gehabt. Und im Februar dieses Jahres konnte er
bereits von der Herrlichkeit des neuen Zeitalters predigen.
Er hat's raus, der Ebert. Er hört das Gräschen wachsen,
der Ebert. Sein heimlicher Gegenkaiser, Scheidemann, hat
im Sommer vor zwei Jahren in Dreeden erklärt, es sei ihm
unverständlich, wie jemand nur daran denken könne, unseren
Feldgrauen in den Rücken zu fallen, den Frieden um jeden
Preis zu erkaufen: „Aus der deutschen Arbeiterklasse würde
dann ein Haufen von Bettlern werden, unter den Trüm-
mern Deutschlands läge am tiefsten die Arbeiterklasse
begraben!" Aber Ebert weiß es besser. Ebert hat es wirk-
lich raus. Wir haben nicht Deutschland in Trümmer geschlagen,
sondern nur die Verderber Deutschlands, die Monarchen. Am
ersten Tage der Nationalversammlung hat Ebert der Welt die
Wahrhbeit verkündet: wir sind „vom Imperialismus zum Idea-
lismus“ gekommen, „von der Weltmacht zur geistigen Größe.“
Nämlich von Biemarck zu Ebert. Das nennt Friedrich der
Vorläufige den Geist von Weimar.
Riesengroß wächst bei seinen Worten eine hoheitsvolle Ge-
stalt im Theaterraum empor, die Goethes Züge trägt. Er
sieht sie nicht. Er hört sie nicht. So entgeht es ihm auch, daß
sich ein Brausen erhebt und daß aus den Schauern der Ewig-
keit eine Stimme erklingt: „Du gleichst dem Geist, den du be-
greifst, nicht mir!“
Friedrich Ebert ist schon überall einmal Vorsitzender ge-
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