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höchste österreichische Kriegsorden, das Ritterkreuz des mili-
tärischen Maria-Theresiaordens, unter folgender Zuschrift
an den Ordenskanzler Grafen Wratislaw: „Ich verleihe
Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen Albert von
Sachsen, dem tapferen Führer des Meiner Armee ver-
bündeten, in heißen Kämpfen unerschüttert und mutvoll be-
währten Königlich sächsischen Armeekorps, das Ritterkreuz
Meines Militär-Maria-Theresienordens und habe Hoöchst-
demselben die Dekoration unmittelbar zukommen lassen.“
Seit dem 23. Juni hatten sich der Kronprinz und seine
hohe Gemahlin, damals in Prag, nicht wieder gesehen.
Schon am 4. August waren die regierende Königin und die
Familie des Prinzen Georg von Regensburg in Wien ein-
getroffen, am 5. August kam Kronprinzessin Carola aus
München nach und begab sich sofort nach dem Wiedersehen
mit ihrem ruhmgekrönten Gemahle nach dem Stöckl in Schön-
brunn, wo das sächsische Königspaar Aufenthalt genommen
hatte. Wie merkwürdig! Es war der Geburtstag der Kron-
prinzessin und vor 33 Jahren war genau in denselben Wän-
den der erste helle Schrei des Kindes erklungen. Welche
mächtigen Veränderungen seit jener Zeit! In der Nähe
Schönbrunns, in dem kaiserlichen Sommersitze Hetzendorf,
fand das kronprinzliche Paar Unterkunft. Es war rührend,
mit welcher Sorgfalt und Aufopferung die Kronprinzessin von
nun an sich um die Tausende von verwundeten und kranken
Kriegern kümmerte, die in den Spitälern Wiens und der
Umgegend lagen. Wo sie nur konnte, sorgte sie persönlich
und erfreute die armen Opfer des Bruderkrieges mit ihrem
Zuspruch. Davon hielt sie weder der Typhus ab, noch die
Ende August ausbrechende Cholera. In diesen Tagen, die
sonst alle Besucher aus den Hospitälern scheuchten, erwarb sich
die hohe Frau einen friedlichen Ruhmeskranz, der neben dem
kriegerischen des Gemahls wohl unverwelklich bleiben konnte.
Ende Oktober kehrten König Johann und Königin
Amalie nach Pillnitz zurück, wo auch der Kronprinz und die
Kronprinzessin am 2. November eintrafen. Am folgenden
Tage fand der Einzug in Dresden statt und der Empfang
der königlichen Familie war ein aus rechtem Herzen kommen-
der, freudiger. Die schlichten Worte des Königs in seiner
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