Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. I. Band, 1. Abteilung. Von den Anfängen bis zum Tode Friedrichs des Strengen (1381). (1)

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Kardinallegaten Papst Innocenz' IV., des Petrus Capucius, ablegte, 
findet sich auch die Versicherung, Turniere nur der ritterlichen 
Übung wegen zu besuchen. Eine derartige Versicherung läßt den 
Schluß ziehen, daß es gewerbsmäßige Speerbrecher gab, die des 
Ehrenpreises oder zu erbeutender Rosse wegen zum Turnier ritten 
oder auch, um der lockeren Sitte der Zeit gemäß angenehme Bekannt- 
schaften zu machen. Bekannt ist der von ihm selbst beschriebene Zug 
des halbverrückten österreichischen Ritters Ulrich von Lichtenstein, der 
als Frau Venus gekleidet im weißen Gewande und mit fliegenden 
Zöpfen, allerdings nicht um des Gewinnstes, aber um des Ruhmes 
seiner Dame willen, am 25. April 1227 aufbrach und bis zum 23. Mai 
desselben Jahres 307 Speere verstochen und 271 goldene Ringe an die 
vertheilt hatte, die einen Speer an ihm gebrochen. Aber auch Johann 
Rothe in seiner Thüringischen Chronik weiß von einem Ritter Walt- 
mann von Setilstete zu berichten, der 1226 mit Landgraf Ludwig dem 
Heiligen zu einem Turnier nach Merseburg gezogen sei, und mit ihm 
eine wohlgeschmückte Jungfrau auf einem Zelter, die als Kampfpreis 
einen gut abgerichteten Sperber und einen guten Spürhund mit sich 
führte. Der Ritter machte bekannt, daß er bis zu seiner Rückkehr nach 
Eisenach bereit sei, mit jedermann zu kämpfen; wer ihn niederrenne, 
der solle die Jungfrau, den Zelter, den Sperber, den Hund und dazu 
noch des Ritters Harnisch haben; allerdings dürfe sich die Jungfrau, 
wenn sie wolle, mit einem goldenen, einen Gulden werten Ringe lösen. 
Wen er jedoch besiege, der solle sowohl ihm als der Jungfrau einen 
Ring von gleichem Werte verehren. Als nun das Mädchen nach 
Eisenach zurückkam, hatte es so viel Ringe, daß es alle Hofjungfrauen 
damit beschenken konnte. — Aus späterer Zeit blieb den Teilnehmern 
noch lange das prächtige Turnier in Erinnerung, das Heinrich der 
Erlauchte zu Nordhausen nach Abschluß der thüringisch-hessischen 
Kämpfe 1264 gab. Die Annalen von Altenzelle berichten darüber 
folgendes: „Als Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, vor 
seinen Feinden Ruhe bekommen hatte, ließ er einen Hostag ausrufen 
gen Nordhausen in Thüringen. Daselbst ließ er einen großen Platz 
gar zierlich einzäunen und darin Zelte aufschlagen, in denen waren 
gar viele schöne Frauen, Ritter und Knappen. Er ließ auch einen 
Baum machen, der war nicht klein, mit ganz goldenen und silbernen
	        
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