Full text: Illustrierte Geschichte der Sächsischen Lande und ihrer Herrscher. II. Band, 1. Abteilung. Das Albertinische Sachsen von 1500 bis 1815. (3)

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erst aushändigen, wenn sich Moritz als zuverlässiger Bundesgenosse 
bewährt hätte. Die Schutzurkunden über Magdeburg und Halber- 
stadt kamen dagegen jetzt schon in Moritzens Hände. *½ 
Ferdinands Feldhauptmann, Sebastian von der Weit- 
mühl, eröffnete den Feldzug noch 1546 durch Überschreitung der 
Grenze am 30. Oktober und durch die Einnahme von Adorf, Olsnitz 
und Schöneck am 1. und 2. November. Die Greueltaten der zechi- 
scheu und ungarischen Kriegsvölker, der sog. Husaren, verbreiteten 
weithin Schrecken und veranlaßten zunächst Plauen, sich am 3. No- 
vember gegen Zusicherung seiner Privilegien und des Religions- 
standes an Herzog Moritz zu ergeben. Diesem Beispiele folgten 
Zwickau, Altenburg, Werdau, Crimmitschau, Borna, Grimma, 
Wurzen, Eilenburg und Torgau. Dagegen schloß Wittenberg 
Moritz die Tore und wurde von ihm zerniert. In allen 
den genannten Städten ließ sich Moritz huldigen. Dann ging 
er daran, die beiden Stifter in seine Gewalt zu bringen. Zu- 
nächst mußte Halle am 22. November die volle Oberhoheit 
des Erzbischofs gegen Zusicherung freier Religionsübung aner- 
kennen, dann trotz vielen Sträubens der Erzbischof Johann 
Albrecht die Schutzherrschaft des Herzogs. Am 27. November befand 
dieser sich in Naumburg, am folgenden Tage hielt dort Julius 
Pflug, der seinerzeit ordnungsgemäß vom Kapitel gewählte, 
aber von Johann Friedrich vertriebene Bischof, seinen Einzug, 
aber auch nur gegen die Versicherung der Aufrechterhaltung des 
Evangeliums. Jena, Weimar, Orlamünde kamen noch im 
Laufe des Dezember in Moritzens Gewalt, dagegen hielten sich 
Eisenach, Gotha, der Grimmenstein und Coburg. Auch hier trat 
Moritz allenthalben als Landesherr auf. 
Am 19. Oktober gelangten die ersten Nachrichten von dem 
Freiberger Landtag und seinen Beschlüssen in das Lager der Schmal- 
kalder zu Giengen bei Ulm, bald danach ein Brief Moritzens 
an den Landgrafen, in dem eingeschlossen ein Schreiben an den 
Kurfürsten lag und ferner der Bericht der Stände über ihre Be- 
schlüsse. Da Moritz seinen Schritt mit dem Drange der Not 
entschuldigte, auch sonst beruhigende Versicherungen gab, überdies 
aber, wie der Landgraf mit Recht betonte, die Kurlande besser in
	        
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