Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Zweiter Band. (2)

1857 Pariser Conferenz über Neuenburg. 265 
zunächst eine Sitzung der Vertreter der vier neutralen Groß- 
mächte, und in dieser — nachdem der König am 1. März 
in einem Privatbrief dem Kaiser Napoleon gepreßtes Herzens 
seine Opferwilligkeit nochmals ausgesprochen — der ein- 
stimmige Beschluß, im Interesse Europas und Neuenburgs 
den König zu befragen, ob er seine Rechte auf Neuenburg 
aufgeben wolle. Hinsichtlich des Ganges der Verhandlungen 
wurde verabredet, daß, wenn Preußen Bedingungen zu seinem 
Verzicht aufstelle, der Vertreter der Schweiz zu den Be- 
rathungen zugezogen, Gründe und Gegengründe gehört, und 
dann über jeden Punkt abgestimmt werden solle. ÜUber das 
vermuthliche Ergebniß eröffnete Graf Hatzfeldt seinem Hofe 
nicht eben günstige Aussichten. England werde in der Con- 
ferenz sehr bestimmt für jeden Anspruch der Schweiz ein- 
treten; die andern Mächte aber hätten in der Sache keinen 
Wunsch, als rasche Beendigung, und würden also nur sehr 
ungern scharfen Widerspruch gegen England erheben. 
Bei diesen Nachrichten wallte das Blut des Königs 
wieder heftig auf. Er hatte gedacht, die Mächte würden auf 
Grund des Protokolls von 1852 mit einer wiederholten An- 
erkennung seines Rechts beginnen, dann sich mit ihm über 
die Bedingungen seines Verzichts verständigen, und hierauf 
dies Ergebniß der Schweiz als ihren Gesammtbeschluß auf- 
erlegen. Statt dessen sah er sich in die Lage versetzt, als 
Partei gegen Partei, auf einer Linie mit den schweizer 
Demokraten, vor dem Richterstuhl Europas zu verhandeln. 
Er erging sich in lebhaften Auslassungen; hier gilt es, rief 
er, frei von der Leber weg zu reden. Graf Hatzfeldt erhielt 
am 18. März den Befehl, in der Conferenz zu beklagen, daß 
die Mächte den Boden von 1852 verließen. Er, der König,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.