Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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gemacht, daß wir die Presse aller Richtungen ungehindert hätten im Heere sich ver- 
breiten lassen. Auf dem Boden der Kriegsmüdigkeit und der Sehnsucht nach dem 
Frieden sowie beeinflußt durch politische Vorgänge in der neueren Zeit, habe sich eine 
schlechte Stimmung gegen das Weiterkämpfen, insbesondere auch gegen die Disziplin, 
bemerkbar gemacht. Es seien meist nur einzelne Teile und gewisse Jentren, aus denen 
die Stimmung hervorgehe und die der Heerführung bekannt seien. Außerlich trete es 
im Nachlassen der militärischen Haltung und der Disziplin zutage, im Kampfe darin, 
daß diese kriegsmüden Elemente teils die Nerven verlören, teils sich drückten. Die 
Drückebergerei habe einen erschreckenden Umfang angenommen, besonders in Wald- 
gefechten. Die innere Struktur der Armee habe durch diese Beeinflussung gelitten, und 
dies mache sich neben der zahlenmäßigen Uberlegenheit besonders bemerkbar. In aller- 
letzter Zeit habe unser Waffenstillstandsangebot ungünstig gewirkt. Ferner die Zu- 
stimmung zu der Räumungsforderung. 
Trotzdem könne die Armee noch als widerstandsfähig hingestellt werden, wenn 
gewisse strategische Maßnahmen getroffen und die Stimmung gehoben würde. JZu- 
nächst müsse für erhöhten Ersatz gesorgt werden, auch müsse sonst in der Heimat noch 
weiter durchgesiebt werden, einmal um Leute zu bekommen, andererseits um der Miß- 
stimmung in der Armee darüber entgegenzutreten, daß noch viel kriegsverwendungs- 
fähige Leute sich in der Heimat herumdrückten. Auf gualitativer Seite müsse die 
Stimmung in der Armee gestärkt werden. Nach seiner Meinung sei es notwendig, daß, 
wenn wir uns entschlössen, noch weiter zu kämpfen, ein gewaltiger Appel an Heimat 
und Heer ergeht. Hierdurch würde auch ein großer Eindruck auf die Feinde erzielt 
werden. Das jetzige fortgesetzte Ersuchen um einen Waffenstillstand habe nur den 
Eindruck unserer Schwäche gemacht. Der Gegner sei zu gut geführt und mit einer vor- 
züglichen Propaganda versehen. Durch diese sei jetzt ein wilder Kriegstaumel beim 
Gegner entfacht. Ju unsern militärischen Mißerfolgen kommen nun diese fortgesetzten 
Bitten um einen Waffenstillstand. Dieser Ansicht von unserer Schwäche beim Feinde 
könne nur dadurch entgegengetreten werden, daß wir ihm die Uberzeugung beibrächten, 
daß wir noch nicht aus dem letzten Loche pfiffen. Ein allgemeiner Appell an das Volk 
müßte von allen Stellen gemeinsam ausgehen, so daß durch Fassung und Verbreitung 
alles Trennende zurückgestellt werde. Ein Appell des Kaisers allein würde bei den 
jetzigen Verhältnissen nicht ausreichen. Erhebliche Kreise der Armee seien damit ein- 
verstanden, daß die neue Regierung die Sache mit in die Hand nehme. Wenn sie zu 
der Uberzeugung käme, daß wir nicht glatt zu kapitulieren brauchten, was er für ein 
Unglück ansehen würde, so müsse alles Trennende in Armee und Volk zurückgestellt und 
ein großer markiger Appell von der alten Gewalt und von der neuen Regierung an 
Volk und Marine ergehen; dadurch wäre eine gute Wirkung auf den Feind zu erwarten. 
Jetzt müßten wir das letzte Mittel zeigen, um zu beweisen, daß es noch nicht zu schlecht 
mit uns stehe. . . 
General von Mudra stimmt vollständig bei. Wir hätten keine Veranlassung, 
die Flinte ins Korn zu werfen. Die Hauptschwierigkeit sei, daß die Armee ermüdet 
sei. Wenn wir erreichen könnten, daß wir so viel Ersatz bekämen, um einige Divisionen 
mal wieder schlafen zu lassen, dann sei es gut. Das ewige Wiedereinsetzen zum Kampf 
fresse am Mark der Truppe. Also brauchten wir mehr Ersatz und nicht nur quantitativen, 
sondern auch qualitativen. Der gemeinsame Appell an Volk und Heer müßte von 
Kaiser und Reichsleitung zugleich erfolgen, dann würden die schlechteren Teile der 
Armee wieder dazu geführt werden, wieder alles für die Not des Vaterlandes herzugeben. 
Wir brauchten noch lange nicht zu kapitulieren. Anders sei es allerdings, 
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