In der Geschichte wurde das Zeitalter der Reformation durch-
genommen und der Anfang vom 30 ährigen Kriege. Obwohl diese
Periode auch höchst interessant ist, so habe ich sie doch nicht ganz so
gern, weil schon der Anfang des Verfalles des deutschen Reiches
sich bemerkbar macht, dagegen in der Nitterzeit das schöne Römische
Reich Deutscher Nation so recht in seiner Kraft und Fülle war und
an der Spitze der ganzen damaligen zivilisierten Welt.2
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Nicht erwähnt wurde von dem Oberprimaner in seinem „Lebens-
lauf“, daß, wie er bitter empfand, der Geschichtsunterricht mit dem
30sährigen Kriege aufhörte und daß von dem wetteren Gang der
Entwicklung nichts mehr gelehrt wurde, geschweige denn von der
Gegenwart. Es ist nicht zu leugnen, daß der Geschichtsunterricht
nicht auf der Höhe stand, die für ein preußisches Gymnasium verlangt
werden muß zum Nachteil der vaterländischen nahm die griechisch-
römische Geschichte den weitaus größten Raum ein. Aber auch diese
beschränkte sich hauptsächlich auf die Aufzählung von Tatsachen,
während die Charakteristik von Herrschern und Staatsmännern, so-
wie Beschreibung der Sitten, Gebräuche und des Gelsteslebens der
Völker sehr stiefmütterlich behandelt wurden. Die vaterländische
Geschichte wurde nur recht allgemein vorgetragen, ohne Begessterung
für den nationalen Gedanken erwecken zu wollen. Die Schuld lag
am System des Lehrprogramms, nicht an dem sehr tüchtigen Historiker
Dr. Hartwig, der in späteren Zekten nach der Schulreform der Leiter
des ersten Reformgymnasiums wurde.
Der andere Vorwurf, den ich dem damaligen Gymnastum mache,
lautet dahin, daß die Erziehung unter vorwiegend philologischem
Einfluß auch einen philologischen Charakter erhielt. Ich habe während
melner Schulzest beobachten können, daß zwar große Begetsterung
für 1870/71 und für das neue Resch in den Knaben vorhanden
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