Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Er ist oft in unserem Hausarchiv gewesen und hat sich dort mit den 
Archivalien für die Zwecke seiner weiter unten erwähnten Epitaphien 
befaßt, die Briefe der Königin Luise studiert und viele Aufzeich— 
nungen von der mündlichen Tradition über die Königin gemacht. Auch 
die Begründung des Hohenzollern-Museums, für das er ebenfalls viel 
zerstreutes Material gesammelt hat, ist ihm zu verdanken, soviel ich 
weiß, ist er zu diesem Institut angeregt worden durch das Familien- 
museum in Kopenhagen. 
Der Neubau des Domes, der nicht nur ein der Reichshauptstadt 
würdiges Gotteshaus werden, sondern auch Raum für eine neue 
Beisetzungsstätte unserer Vorfahren bieten sollte, hat meinen Bater 
sahrzehntelang beschäftigt. Er ist in den 70er Jahren oft mit uns 
Kindern in die Gruft des alten Domes gegangen, die in einem 
schauerlich verwahrlosten Zustande sich befand, bessere Verhältnisse sind 
dort erst auf seine Beranlassung geschaffen worden. Er hat sich auch 
viel Mühe gegeben, Epitaphien für die Särge zu verfassen, die die 
darin ruhenden Ahnherren und -frauen unseres Geschlechtes charak- 
terisieren sollten; er hat daran immer wieder herumgefeilt und den 
Wortlaut an Gelehrte geschickt, die ihm Anderungs= und Ver- 
besserungsvorschläge machen mußten. Während ich seine Bläne für 
den Dombau später habe ausführen lassen, ist es zu der Anbrin- 
gung dieser oder anderer Epitaphien leider nicht mehr gekommen, da 
der Weltkrieg darüber ausbrach. Wie er — um hier noch einen 
westeren Beitrag zu den historischen Reigungen meines Baters zu 
geben — uns in der Mark herumgeführt und uns deren geschichtliche 
Ortlichkeiten gezeigt hat, werde ich im Verlauf meiner Erinnerungen 
noch zu berichten haben. 
Auch von seinem ausgedehnten Interesse für Kunst und Wissenschafe 
und seinem daraus entstandenen Berkehr mit Künstlern und Gelehrten 
wird in diesen Blättern noch viel die Rede sein; ebenso von unseren 
Besuchen in Wuseen, Galerien, Theatern und Künstlerateliers. 
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