gut über die kirchlichen und politischen Strömungen in Rom unter-
richtet worden. Als ich nach meinem Regierungsantritt den ersten
Besuch in der Ewigen Stadt machte, hat er mir wertvolle Infor-
mationen gegeben, die des klugen Schlözers Instruktionen vortreff-
lich ergänzten.
Unter den tüchtigen und einsichtsvollen Katholiken, mit denen ich
mich aussprechen konnte, nenne ich weiter noch Kardinal Schönborn,
den Fürstbischof von Brag, und den prächtigen Kardinal Kopp, dessen
einfache, gediegene und echt deutsche Watur mich im höchsten Maße
anzog. Sodann Andreas Thiel, den Bischof von Ermland, der sehr
alt geworden ist und vier Königen gedient hat; ich habe ihn von
Cadinen aus noch oft besucht. Gut verstanden habe ich mich auch
mit dem jungen, frischen und energischen Bropst Scheuffgen in Trier,
oft haben wir uns offen und rückhaltlos ausgesprochen. Er war
ein humorvoller, jovialer Herr von lebhaftem Geist, dazu ein — aus-
gezeichneter Weinkenner! Später hat er mich oft in Urville besucht
und ist dabei gelegentlich mit meiner Familie photographiert worden.
Wohl daraus ist die Fama entstanden, er sei — Beichtvater meiner
verewigten Frau gewesen!
Zum 00. Geburtstage meines Großvaters kam unter anderen
Würdenträgern auch der einflusßreiche Kardinal Galimberti im Auf-
trage Papst Leos XllI. nach Berlin; er war damals stellvertretender
Staatssekretär. Als Sekretär der Kongregation für außerordentliche
geistliche Angelegenhekten, in der auch die kirchenpolitischen er-
handlungen mit Preußen bearbeitet wurden, hatte er, persönlich
ein großer Berehrer des Fürsten Bismarck, sein Möglichstes ge-
tan, um die VBersöhnung zwischen Rom und Berlin herbeizuführen.
Bei seinem Besuch hat seine eindrucksvolle Persönlichkeit mit den
südländisch blitzenden Augen mir und allen andern hervorragend
gefallen; was er sagte, zeugte von großer Klugheikt und Uber-
legenheit.
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