Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Geburtstage, eröffnet wurde, kann geradezu als ihre Schöpfung 
bezeichnet werden. Ich habe als Kind noch bei uns zu Hause die 
ersten Schränke mit Masollkatöpfen u. a. gesehen, die den Grund- 
stock zu dem späteren Museum gebildet haben. 
Ein weiteres Berdienst hat meine Mutter sich um die Hebung 
der damals noch im argen liegenden welblichen Bildung und Er- 
werbsfähigkelt erworben, sie ist hier unablässig tätig gewesen. Eine 
Frucht dieser Tätigkeit war die Begründung des Viktoria-Lyzeums in 
Berlin, das die Keimzelle für weitere Bildungsanstalten geworden ist. 
Bahnbrechend hat sie damals in Verfolg ihrer charktativen Be- 
strebungen besonders auf hygienischem und sanitärem Gebiet gewirkt. 
Was sie für die Berbreitung heute uns selbstverständlich erscheinen- 
der Einrichtungen, wie z. B. Badeeinrichtungen, getan hat, ist gar 
nicht abzuschätzen. Die Krankenpflege betrachtete sie als ihr ur- 
eigenstes Feld, sie rief hier u. a. die Vereinigung der Biktoria- 
schwestern ins Leben, richtete auch in den Kriegsfahren in ihrem 
Berliner Palais, in Homburg wie im schlesischen Erdmannsdorf 
Lazarette ein und gab Anregungen, denen das Reichsgesundheits- 
amt seline Entstehung verdankt. Ubrigens ist bemerkenswert, daß sie 
den preußischen Armeeärzten große Wertschätzung entgegenbrachte, 
so verband sie eine sozusagen berufliche Freundschaft mit den General- 
drzten Wilms und Böger. 
Schließlich wäre noch auf ihre große Naturliebe hinzuwetsen, 
sie schwärmte für Blumen, Barks und Gärten — wohl nicht das 
einzige Erbtell, das sch von ihr habe!l In Homburg konnte sie in 
gartenarchstektonsschen Schöpfungen schwelgen, es ist ganz erstaun- 
lich, was sie aus diesem Stück Erde gemacht hat. Und daß sie eine 
unermüdliche Jußgängerin, eine passtonterte Resterin gewesen, ist an 
dieser Stelle wohl auch erwähnenswert. 
Es ist sedenfalls nicht zuviel behauptet, wenn man sagt, daß 
meine Mutter eine hochbegabte Frau voller IJdeen und Instiative 
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