er sei. Lange sprach er dann mit mir über die schwierige Lage, in
die unser Vaterland gerate: der Kaiser 90 Jahre alt und damals
sehr leidend, der Thronerbe hoffnungslos dem Tode entgegensiechend.
Wie die Dinge nun einmal lägen, müßte ich ihnen fest ins Auge
sehen und mich bereit halten, die Last der Regierung in absehbarer
Zeit auf mich zu nehmen. Wir sprachen dann besonders über das
Verhälenis des Kaisers zu den Bundesfürsten, das beim Ubergang
der Krone auf einen verhältnismäßig noch fungen Erben leicht zu
Schwiersgkeiten führen könne. Roggenbach riet mir, ich solle bereits
jetzt efne Broklamation an die Bundesfürsten für den Fall der Re-
gierungsübernahme durch mich vorberesten, in der ich meine und ihre
Stellung sowie das Berhältnis beider zueknander präazisieren solle,
wenn plötzlich die Ereignisse einträten, sei es zu spät. Bekanntlich hat
die Ausführung dieser Anregung mir das Mißfallen Fürst Bismarcks
zugezogen, dem ich lopalerweise meinen Entwurf zugeschickt hatte.
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Nachdem das offlzkelle Berdikt Klarhett über den Zustand meines
armen Baters geschaffen hatte, erachtete es Fürst Bismarck für not-
wendig, angesichts der offensichtlich zunehmenden Hinfälligkeit des
greisen Kaisers, die sich in häufigen Schwächeanfällen äußerte, mir
dessen Stellvertretung zu übertragen. Besonders das Militärkabinett
drängte darauf, den Kaiser von den zahlreichen Unterschriften zu
entlasten, damtt die Geschäfte nicht aufgehalten würden. Mein
Großvater unterzeichnete die Order am 17. November, sie hatte
folgenden Wortlaut:
*In Anbetracht der Wechselfälle meiner Gesundhett,
welche mich vorübergehend zur Enthaltung von Geschäften
nötigen, und in Betracht der Krankheit meines Sohnes, des
Kronprinzen, beauftrage ich Eure Königliche Hoheit in
allen Fällen, wo ich eine VBertretung in den laufenden Re-
gierungsgeschäften und namentlich in der Unterzeichnung
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