Als ich am 7. März in Berlin eintraf, zählten die Arzte das
Leben meines geliebten Großvaters nur noch nach Stunden, schon
setzte der Buls wiederholt aus. Unbeschreiblich ist, mit welchen Ge-
fühlen ich an das Sterbebett trat, nachdem ich soeben ein anderes
verlassen hatte! Sofort als der Kaiser meiner ansichtig wurde, fragte
er nach San Remo, und ich konnte ihm für einige Momente davon
berichten, was selbstverständlich in der schonendsten Form geschah.
Noch zwei Tage flackerte das Lebenslicht des alten Kaisers. Alle
seine Getreuen waren um ihn, in erster Linie Kaiserin Augusta, die,
in ihren Rollstuhl gelehnt, nicht von seinem Bett wich, sowie die
Großherzogin Lutfse, die soeben erst den Sohn verloren hatte. Noch
konnte mein Großvater wiederholt mit mir sprechen, meist über mili-
tärische Dinge vor allem beschäftigte ihn die Frühfahrsparade, und
er gab mir für die Aufstellung der Truppen genaue Anordnungen.
Das letzte, was er, wohl im Glauben, meinen Bater vor sich zu
haben, zu mir sprach, betraf Deutschlands Verhältnis zu Osterreich-
Ungarn und Nußland, das er wieder im Lichte vergangener Zeiten
sah: ich solle an der Allianz mit Osterreich festhalten, aber die Freund-
schaft mit Rußland hegen und pflegen. Dann stiegen in seinen Todes-
phantasten Bilder aus der Jugendzeft, aus dem Famtlienleben mit
der Königin Lutse, seiner Mutter, und aus den Fretheitskriegen auf.
Und dann neigte er sein Haupt zum ewigen Schlummer.
Die Erinnerung an das Sterben des großen Kaisers ist mir ein
heiliges und unantastbares Bermächtnis.
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