gemauerten halbkreisförmigen Zahnbogen lief, leicht reguliert wurde, indem
an jeder Seite der Lafette je 2 Nummern mit Kurbeln arbeiteten. Darauf
stellte der Geschützkommandeur sein Ziel fest ein, und so war das Geschütz
zum Schuß bereit. Das Laden hatte 3 Minuten beansprucht, das Zielen
und Einrichten eine Minute. Nachdem das Geschütz schußfertig gemacht war,
wurden von beiden Seiten schwere Vorhänge aus 2 Zoll dickem Hanftau-
geflecht vor die Scharte geschoben, so daß nur noch die Mündung des aus-
gerannten Geschützes frei blieb. Diese VBorhänge heisßen „MWantelets“ und
sollen das Hereinziehen des Rauches nach dem Schuß verhindern. Aus-
gerannt wird das Geschütz, indem es hinten durch hodraulischen Druck etwas
gehoben wird und dann auf dem nach vorn geneigten Rahmen herabläuft.
Eingerannt wird das Geschütz durch den eigenen Rücklauf, der schon durch
das Ansteigen des Rahmens, hauptsächlich aber durch den Widerstand des
Glozerins in dem unter dem Geschützrohr befindlichen Stempel, gehemmt
wird.
Das Entladen bot ziemlich dasselbe Bild wie das Laden, nur daß die
beiden Mummern in der Scharte sich mit den Güßen gegen die Mündung
stemmen mußten und buchstäblich fast auf dem Rücken lagen, um das kolossal
schwere Geschoß wieder herauszubekommen. Ich stieg nun auf das Dach.
An der inneren Seite des nach allen Richtungen hin abfallenden, glacisartig
gewölbten Daches lief ringsherum in Brusthöhe gedeckt ein eiserner Balkon
Auf diesem soll der Kommandeur des VForts sowie mehrere Offiziere stehen
und über die Brüstung hinwegschauend das Feuer der untenstehenden Ge-
schütze leiten. Zu diesem Zweck sind an den verschiedenen Hauptstandplätzen
in der Mauer Sprachrohre angebracht, welche direkt mit dem betreffenden
Geschütze — resp. dessen Kommandeur — in Berbindung stehen. Auf dem
Dache selbst sind in verschiedener Olfarbe gerade Hinien gezeichnek, welche
genau mit der Bisterlinie des unten stehenden Geschützes korrespondieren
diese Linien sind genau auf die Hauptzielpunkte eingestellt, welche schon vor-
handen sind. Mebenstehende Zeichnung soll dieses ungefähr wiedergeben.
Wenn man im ganzen noch einen Rückblick auf die vorhergegangene
Beschreibung wirft, so wird man sich, glaube ich, doch wohl sagen, daß trotz
aller Vorteile, die das Borderladerspstem haben mag (für den, der mit dem-
selben aufgewachsen und eingeübt ist), es hier sehr starke Schattenselten zeigt,
ja sogar vielleicht als unpraktisch bezeichnet werden muß. Wenn z. B. im
Moment des Ladens, wo der Wischer so weit außen hängt, eine Granate oder
nur ein größeres Sprengstück derselben in die Scharte träfe, so würden nicht
nur die beiden dort sitzenden Wummern getötek, sondern aller Wahrscheinlich-
keit nach der Wischer auch zerschmettert werden, und dadurch der Gebrauch des
Geschützes auf mehrere Minuten unmöglsch gemacht werden! Oder wenn
#im Moment, in dem das Geschoß mit dem Flaschenzuge vor die Mündung
gehoben wird, ein Sprengstück das eine Tau desselben zerrisse, so würde das
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