Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

Andererseits aber besaß ich ein ausgesprochenes Talent für Spra- 
chen, besonders Englisch und Französisch, die mit Rücksicht auf meine 
spctere Stellung in erster Linie gepflegt werden mußten. In der 
englischen Sprache habe ich die Anfangsgründe naturgemäs, von 
meiner Mutter gelernt, die auch späterhin zur Ubung viel mit uns 
Englisch sprach. Den ersten eigentlichen Unterricht gab mir Miß 
Archer, eine Freundin meiner Mutter, frisch, liebenswürdig und lustig, 
bei der ich gern gelernt habe. Sie war überhaupt in Erziehungs- 
fragen eine recht bedeutende Frau und soll, als sie nachmals ein 
Lyzeum in Berlin begründete, hervorragende Erfolge gehabt haben. 
An ihre Stelle trat dann Miß Byng, gleich Miß Archer eine liebens- 
würdige Engländerin, die später bei meinen Schwestern Gouver= 
nante wurde. 
Während die englischen Lehrkräfte wiederholt wechselten, habe ich 
französischen Unterricht bis zu meiner Ubersiedelung nach Kassel bei 
ein und derselben Lehrerin genossen. Es war das Mademeiselle 
Darcourt, eine scharmante, schon ältere französische Dame. Sie kam 
von Lord Seymour zu uns und hat sich in seder Welse bewährt. 
1877 verheiratete sie sich mit Hinzpeter, kam aber nicht mit nach 
Kassel, so daß sie erst, nachdem ich das Abiturium bestanden hatte, 
dauernd mit ihrem Gatten vereinigt wurde. Ich habe beide in 
Bielefeld, wo sie sich niedergelassen hatten, noch oft besucht und 
ebenso wie meinen Erzieher auch sie bis an ihr Lebensende sehr 
verehrt. 
Meinen Militärgouverneur Hauptmann v. Schrötter behielt ich 
leider nur ein Jahr. An seine Stelle trat schon 1867 der Premiter= 
leutnant ODanne vom Lehrbataillon, der ein gutes und gewandtes 
Auftreten besaß, auch schön sang, aber kein fester Charakter war. 
Mein Bater erlebte schwere Enttäuschungen mit ihm, als er ihn 
während des Krieges einmal nach Frankreich kommen ließ. 
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