reichen Sahnetopfsammlung! Jeder Besucher war moralisch ver-
pflichtet, einen Topf zu stiften, so daß die Sammlung, wie man sich
denken kann, schließlich recht beträchtlich geworden war. Mein Bater
kannte die guten alten Leute noch aus seiner Jugendzeit her und
neckte sich in seiner launigen Weise gern mit ihnen.
Unter den Verwandten, die wir häufig besuchten, gedenke ich in
erster Linie der Fürstin Liegnitz, meines Urgroßvaters Friedrich Wil-
helms III. zweiter Gemahlin. Ich entsinne mich ihrer als einer son-
nigen, sanften und gütigen alten Dame, die die Verehrung aller
Mitglieder unseres Hauses genoß. Auch meine Eltern waren ihr
sehr zugetan und schickten mich oft mit Blumen zu ihr= sie wohnte
in der nach ihr benannten Villa am Eingang zum Park von Sans-
souck. Ich sehe noch heute den liebevollen Ausdruck ihres Gesichtes
vor mir, aus dem ein gutes, weiches Herz sprach. Ihre schwierige
Stellung hat sie ihr Leben lang mit feinstem Takt gewahrt und
dadurch sich allgemeine Verehrung gewonnen.
Eine alte Dame, die bei aller Liebenswürdigkeit uns Kindern
größten Respekt einflößte, war Königin Elisabeth, die Gemahlin
meines Großohelms, König Friedrich Wilhelms IV. Ste lebte
ganz zurückgezogen, im Sommer in Schloß Sanssouck, im Win-
ter im Schloß zu Charlottenburg. Sie besaß ein Holzmodell von
Zerusalem, genannt das „Himmlische Jerusalem“", mit abnehmbaren
Kuppeln, wenn ich die Großtante besuchte, durfte ich stets mit diesem
schönen Modell spielen. Meine Eltern haben die Tante Elise sehr
geliebt. Auch Tante Marie, die Gemahlin Prinz Karls, des Bruders
meines Großvaters, stand meinen Eltern sehr nahe. Wir sind sehr
häufig bei der lieben alten Dame zu Besuch gewesen. Brinz Karl
dagegen habe ich nur bei Hoffestlichketten und anderen größeren
Gesellschaften gesehen.
Wenn in den Ferien das Wetter es irgend erlaubte, ging mein
Bater mit unds täglich baden. Entweder gingen wir zu unserer
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