zur geliebten Büchse greifen und auf die Pirsch gehen! Ich schoß
mein erstes Wild im Jahre 1872, am Geburtstag meiner Groß-
mutter, der Kaiserin Augustaf es war ein Fasan. Bald erlegte ich
auch meinen ersten Hasen. Meinen ersten Hirsch schoß ich im Herbst
1876 im Wildpark.
Im Winter, wenn wir in Berlin waren, gingen wir gern in
ein Museum, in das Theater, in den Zirkus Renz oder auch in den
Zoologischen Garten, der uns ebenso wie der Botanische Garten viel
Unterhaltung und Belehrung bot. In das Theater ging mein VBater
mit VBorliebe und nahm uns Kinder häufig dahin mit. Dies geschah
natürlich noch mehr in späteren Jahren, besonders als die Meininger
ihre berühmten Aufführungen veranstalteten. Im Opernhause wechselten
damals noch Balletts, die nach Bariser Muster den ganzen Abend bean-
spruchten, mit Opern ab. Ich habe später diese abendfüllenden Bal-
letts abgeschafft und dafür Volkstänze geben lassen, die im Kostüm
der im Stück auftretenden Bölker vorgeführt wurden. Ich besaß für
gute Musik von Jugend auf große Neigung, da ich nichts stärken-
deres kenne. So war meine Freude immer groß, wenn mein Bater
uns in die Oper mitnahm. Wir durften aber die Musik nicht bloß
an unseren Ohren vorüberrauschen lassen, sondern mußten uns auf
seine Anordnung die Melodien gut merken. So wurde ich musi-
kalisch erzogen und erwarb mir auch ein gutes Gedächtnis für Me-
lodie und Rhythmus.
Natürlich haben wir alle die Spiele gespielt, an denen deutsche
Jungen ihr Vergnügen haben: Räuber und Soldat, Indianer oder
militäkrisches Exerzieren. Die Schauplätze dieser Taten waren meist
der Bark von Sanssouci oder das Bornstedter Feld. Bei diesen
Spielen kam ich mit einer großen Anzahl anderer Knaben zusammen,
von denen mehrere mir liebe Kameraden geworden sind.
Unter ihnen muß ich an erster Stelle meines drei Jahre füngeren
Bruders Heinrich gedenken. Seit dem Jahre 1868 lebten wir beide
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