Full text: Kaiser Wilhelm II. Aus meinem Leben 1859-1888.

zusammen, er kam später auch mit nach Kassel, und das gute 
Verhältnis aus der Jugendzeit ist niemals getrübt worden. Er 
ging bereits in frühester Jugend in seemännischen Dingen auf 
und wollte dermalesnst zur Marine gehen; das war, da ich selbst 
großes Interesse für die Marine hatte, ein weiteres Bindeglfed 
zwischen uns. 
So gedenke sch erst in zweiter Linie der anderen Kameraden, 
deren Gestalten von melnem Gedächtnis festgehalten worden sind. 
Manch lustiges, frisches, manch ernstes und nachdenkliches Knaben- 
gesicht steigt in meiner Erinnerung auf. Ich sehe sie wieder vor 
mir, wie einst in schönen Zugendtagen: Mortimer v. Rauch, den 
Sohn des Oberstallmeisters, verschiedene Kadetten — v. Rex, v. Hae- 
nisch und v. Moß —, dann zwet Brüder v. Bronikowski, von denen 
der eine später im Ersten Garderegiment zu Fuß, der andere mit 
meinem Bruder Heinrich zusammen bei der Marine stand ihr Bater 
war ein großer Sänger und musizierte viel mit meiner Mutter zu- 
sammen. Dann sehe ich den immer vergnügten und liebenswürdigen 
Brinzen Georg Radzkwill, den Sohn des Generaladsutanten, der 
später auch Offizier wurde, und weiter Karl und Lothar Bunsen, 
die Söhne des bekannten Abgeordneten. Karl ging zur Marine und 
hat als wachthabender Offlzier auf dem „Katseradler“ meine erste 
Relse nach Rußland 1888 mitgemacht, sollte aber zu meinem 
Schmerz ein frühes Ende finden. Er starb auf einer Mittelmeer- 
fahrt und ist in Port Mahon auf den Balearen beigesetzt, ich habe 
sein Grab mehrere Male besucht, wenn mich die Reise in die Nähe 
führte. 
Mein Lieblingskamerad aber war Eugen v. Roeder, der Sohn des 
bei St. Brivat gefallenen Kommandeurs des Ersten Garderegiments. 
Er war eine reiche künstlerische Natur, gleich mir begeistert für die 
friderszianssche Tradition, dabef etwas weich, mit Anwandlungen von 
Weltschmerz, aber doch nachmals ein guter Soldat. Wir sind über die 
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