Mühe, mit den langen Beinen der Gardemänner mitzukommen, was
mir auch nicht immer gelang. Da hieß es aufpassen und behende
nachspringen, um in Reih und Glied zu bleiben!
Einige Monate darauf — es war am 2. Mai, dem Tage von
Großgörschen — machte ich, die hohe Grenadiermütze auf dem Kopfe,
meine erste Parade mit. Es war eine der letzten „Kirchenparaden“,
von denen ich schon sprach bald danach wurden sie abgeschafft. Das
Regiment setzte die Gewehre auf dem Lustgarten zusammen, marschierte
zur Garnisonkirche und wohnte dort in Anwesenheit des Königs und
des Königlichen Hauses dem Gottesdienst bei. Die Predigk hielt der
Hofprediger Rogge, dem es fast zwei Jahre später vergönnt war, in
Bersailles dem deutschen Kaiserreich die Taufrede zu halten. Nach
dem Gottesdienst marschterten die Bataillone zum Lustgarten zurück,
nahmen die Gewehre in die Hand und wurden ausgerichtet. Die
Kommandorufe verhallten, und mit einem Schlage beherrschte laut-
lose Stille den weiten Platz. Nun erschien am rechten Flügel der
König, und alsbald zerriß das Kommando zum Präsentieren das
tiefe Schweigen. Mit Nuck — zuck gingen die Gewehre in die be-
fohlene Stellung, die Bataillone erstarrten zu Erz. Im selben Augen-
blick sielen mit schmetternden Klängen Tambours und Regiments-
musik ein, der Präsentiermarsch dröhnte und jubelte über den Exerzier-
platz. Indessen musterte mit forschendem Blick mein Großvater, langsam
die Front abschreitend, seine regungslos dastehenden Grenadiere, und
lauter schlug des Knaben Herz, als auch ihn seines Königs Auge ktraf.
Dann formierten sich die Bataillone zum Vorbeimarsch, ich selbst kam
als schließender Offizier vorüber. Es war ein unvergeßlicher Tag. Denn
was konnte es für einen Prinzen des Hauses, einen Enkel des Königs
und einen Offizier des Ersten Garderegiments zu Guß Schöneres geben,
als dem hohen ehrfurchtgebietenden Herrn im Dienste gegenüberzustehen!
Im August und September des Jahres machte ich die beiden
großen Herbstparaden in Berlin und Stargard in der Front mit, ich
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