MWuster, die Schattierung von Karos und derartige Arbeiten un—
säglich langweilig.
Uber Hinzpeters Religionsunterricht habe ich bereits gesprochen.
Es erscheint mir darüber hinaus angebracht, an dieser Stelle einige
Aufzeichnungen wiederzugeben, die er sich über dieses Thema gemacht
hat: «Deshalb wurde zunächst schon der äußere Respekt vor Bibel
und Gesangbuch mit ihrem Inhalt sorgfältigst gepflegt, die heilige
Geschichte nie mehr zur Disziplin oder Memoirübung benutzt, nie
mehr Psalmen als Strafarbeit aufgegeben, nie mehr das laute Beten
als Gelegenheit zum Korrigieren der Aussprache oder zum Erzwingen
des Gehorsams benutzt. Der Beschäftigung mit religiösen Dingen
wurde eine solche Weihe zu geben versucht, daß jeder Zwang von
der einen, jedes Widerstreben von der anderen Seite dabei von selbst
verschwanden. Auf das sorgfältigste wurde dabei namentlich in den
ersten Jahren alles vermieden, was an konfessionelle Differenzen
oder gar Streitigkeiten erinnern konnte. Es wurde vielmehr der
Versuch gemacht, die christlichen Wahrheiten in ihrer vollen ursprüng-
lichen Naivität dem Zöglinge zu bieten, und zwar durch eifriges,
allmählich begeistert werdendes Lesen und Genießen der Heiligen
Schrift selbst. An dieses hat sich auf den langen Sonntagsspazier-
gängen in der wundervollen Umgebung von Cannes, Wilhelmshöhe
oder Potsdam manche weihevolle Stunde gemeinschaftlicher Medi-
tation und Erbauung geschlossen, ausdrücklich bestimmt zur Ergänzung
oder zum Ersatz des öffentlichen Gottesdienstes. Das Resultat ist
sedenfalls dies gewesen, daß religiöses Fühlen und Denken eine
Gewohnhett, sa ein Bedürfnis geworden ist, daß der christliche Glaube
in dem Herzen des Brinzen Wurzel geschlagen und daß damit die
christliche Weltanschauung einen maßgebenden Einfluß auf sein Denken
und Wollen erlangt hat. Unvermeidlich, aber auch unverfänglich war
es dabek, daß das erwachte, durch die christlichen Vorstellungen be-
lebte Gewsssen zuerst mitunter wunderliche Formen annahm, wie der