Full text: Zeitschrift für die gesammte Staatswissenschaft. Neunter Band. Jahrgang 1853. (9)

in Hiublick auf den Anschluss an den Zollverein. 399 
Hannover hat eine Mannigfalligkeit dieser einwirkenden und 
bestimmenden nationalökonomischen Factoren aufzuweisen, wie 
es für ein Land von 700 Quadratmeilen und 1,800,000 Ein- 
wohnern nur irgend verlangt werden kann; aber die günstige 
geographische Lage und die industriellen Hülfsquellen des Landes 
werden ersi.nach Erlangung des freien Verkehrs mit dem übrigen 
Deutschland zur vollständigen praklischen Geltung gelangen. Em- 
den, Harburg, Varel in Oldenburg und andere Küstenplälze im 
Norden haben eine bedeutende industrielle Zukunft eben so gut 
zu erwarlen, wie beispielsweise der Solling und andere Distrikte 
in den Südprovinzen Göllingen und Grubenhagen, wo der Ar- 
beitslohn durchweg weit niedriger als in den nördlichen Provinzen 
steht, wo vielerwärts aber auch schon ein landwirthschaftliches 
Proletariat im Anzuge ist, dessen Beschäfligung auf industriellem 
Wege als ein dringendes Bedürfniss bezeichnet werden muss. 
Der Solling hat neben einer arbeitswilligen und genügsamen 
Bevölkerung einen Ueberfluss noch unbenutzter Wasserkraft und 
einen Reichthum an wohlfeilem Brennstoff in seinen Waldungen, 
wozu günstige Frachtverhältnisse kommen, indem er von Chaus- 
seen durchschnitten ist, und westlich die Weser, östlich die im 
Bau begriffene Eisenbahn zur Seite hat. 
Ein Bild ganz im Kleinen wollen wir den hannoverschen 
Provinzen Göttingen und Grubenhagen vorhalten, entnommen den 
südlich angrenzenden kurhessischen Gegenden an der Werra und 
weiter bis zur Fulda, jedoch ohne Kassel und Umgegend. Hier 
sind seit dem Zollanschlusse entstanden: 1 Wollkämmerei zu 
Wanfried, welche 300 ‘bis 500 Arbeiter beschäftigt, 1 Baum- 
wollspinnerei zu Waldkappel mit 50 bis 60 Arbeitern, 3 Mühlen 
nach amerikanischer Einrichtung, von denen die grösste täglich 
140 Viertel (400 preuss. Scheffel) Mehl liefert, mit Absatz bis 
zur preussischen Küste; mehrere Stearin-, Talglichler- und Sei- 
fenfabriken in grossem Umfange zu Eschwege und Rolenburg; 
eine Soda-, Schwefelsäure- und Salzsäurefabrik in der Nähe 
von Gross-Almerode mit 300 bis 400 Arbeitern. Die Baum- 
wollweberei hat zugenommen und die Leinenweberei dessunge- 
achtet hier nicht abgenommen. Dass die Tuchfabrikanten zu 
Hersfeld, Melsungen u. s. w. ihre Etablissements sehr ausge-
	        
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