404 Die volkswirthschaftlichen Zustände des Königreichs Hannover
die Wiedererlangung des freien Verkehrs mit Braunschweig von
entschiedenem Vortheile, wie schon daraus abzunehmen, dass in
diesen Gegenden der Austritt Braunschweigs aus dem Steuer-
vereine nachtheilig empfunden wurde. Der Wegfall der Binnen-
grenzen giebt aber auch manchen hannoverschen Städten, deren
Verkehr mit der nächsten Umgegend jetzt durch die Zolllinie un-
natürlich gehemmt ist, ihren natürlichen Handelsrayon zurück und
der Detailhandel u. A. von Einbeck und Göllingen wird später
eine grössere Ausdehnung erlangen; auch Münden, jetzt so un-
glücklich im Winkel gelegen, wird gewinnen, .z. B. durch die
freie Bewegung des Getreidehandels, wenn diese Stadt auch wegen
des concurrirenden Carlshafen und der Eisenbahnen, die frühere
lebhafte Weserschifffahrt schwerlich wieder erlangen kann.
Welche Wohlthat es für den unmittelbaren Grenzverkehr ist,
dass eine innere Zolllinie von über 200 Meilen Länge mit ihren
doppelten Barrieren aufgehoben wird, bedarf keiner näheren Er-
örterung '). Auch der Reiseverkehr wird von diesem Ungemach
befreiet und die hannoverschen Eisenbahnen, die nach allen
Seiten hin ins Zollvereinsgebiet führen, erlangen erst dadurch
ihren vollen Werth, dass die Beschleunigung der Reisen und
Waarentransporte nicht durch den Hemmschuh des Zollwesens
wieder aufgehalten wird. Der Zollanschluss vereinigt 27,000
Hannoveraner in der Grafschaft Hohnstein, den Aemtern Elbin-
gerode, Polle u. s. w. wieder vollständig mit dem Stammlande,
von welchem sie jetzt, weil nothgedrungen schon seither dem
Zollvereine incorporirt, in allen Verkehrsverhältnissen geschie-
den sind.
Der schmale braunschweigische Harz-Weserdistrict schneidet
die Südprovinzen Göllingen und Grubenhagen sammt dem Harze
so vollständig von dem übrigen Hannover ab, dass vor einer
Reihe von Jahren der besondere Anschluss dieser Landestheile
an den Zollverein und somit die nach allen sonstigen staatlichen
Rücksichten ganz unzulässige volkswirthschaftliche Losreissung
1) Eine anschauliche Schilderung von den jetzigen Zollplackereien im
Grenzverkehr und bei Beziehung der Jahrmärkte mit Handwerkerwaaren,
den oft erforderlichen grossen Umwegen und damit verbundenen Zeitver-
lusten lieferte die Hannoversche Zeitung vom 10. October 1851.