Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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übertragung beschränkten, gehen aus dem mir 
vorliegenden Bericht von J. W. Robinson hervor, 
wo er unter Requirements von Cotton Im- 
provement: schreibt 
„Schon die ersten Versuchsjahre zeigten, daß 
eine bessere als die einheimische Pflanze benötigt 
wird. Die beste bekannte einheimische Sorte war 
Togo-Sea-Island, welche in der Umgegend von 
Palime in Kultur der Eingeborenen gefunden 
wurde. Es wurde nun auf die Möglichkeit ge- 
schlossen, durch Zusammenfügen der Eigenschaften 
der Togo-Sea-Island mit einer guten Upland- 
Sorte eine Pflanze zu erzeugen, welche schnelle 
Reife, kurze Zweige, große Kapseln, große Pro- 
duktionsfähigkeit und guten Stapel in sich vereint. 
Die Togo-Sea--Island wurde wegen ihrer Wider- 
standsfähigkeit dem Klima gegenüber gewählt und 
die „Rosell Big Boll“ wegen ihrer großen Kapseln, 
guter Faser und Ergiebigkeit. Von diesen Sorten 
wurden einige besonders gute Exemplare 1902 
als Mutterpflanzen ausgesucht und deren Saat 
dann 1902 für Kreuzungszwecke ausgepflanzt.“ 
Von den so entstandenen Erzeugnissen sind 
verschiedene Proben der Ernte 1904/05 zur Be- 
wertung nach Berlin gegangen. Die damalige 
Bewertung war sehr günstig, zum Teil 8 Pfennige 
über amerikanisch-middling. Ob die Varietäten 
unter genanntem Namen wirklich Aussichten zeigen 
in bezug auf allgemeinen guten Stapel und 
Ergiebigkeit, muß ich aber bezweifeln. 
In der folgenden Saison, Herbst 1905, hatte 
ich Gelegenheit, mich von den neuen Varietäten 
zu überzeugen. Ich konnte über keine ein lobendes 
Urteil aussprechen, stellte es aber trotzdem dem 
damaligen Leiter der Ackerbauschule anheim, seine 
Versuche mit den neuen Produkten weiterzuführen. 
Derselbe schreibt über den obigen Verhalt in 
seinem Bericht: 
· „1905 hatten wir 1½ ha; doch leider zeigten 
sich diese in allen möglichen Verschiedenheiten von 
einer Stammpflanze bis zur anderen. Nur wenige 
waren vom gewünschten Typus. Alle übrigen 
wurden entfernt. Durch weitere Auswahl, welche 
im folgenden Jahre, 1906, getroffen werden 
mußte, hat sich das Kreuzungsprodukt noch nicht 
genügend vermehrt, um größere Mengen Saat 
zu liefern. Außer dieser Kreuzung wurden gleich- 
zeitig noch andere durchgeführt, welche auch keine 
schnelleren Erfolge zeitigten.“ 
Dieses wie meine sonstigen Beobachtungen 
zeigen, daß wir das Ziel, neue Sorten zu er- 
zeugen, welche besonders für das Klima von Togo 
passen, mit Kreuzungen nur durch Zufall er- 
reichen können, und daß uns obendrein eine 
mehrjährige Auswahl nicht erspart bleibt. Wir 
kommen deshalb schneller zum Ziele, wenn wir 
vom Bestand in unseren Feldern das Geeignete 
  
auswählen. Ich meine hier nicht allgemeine 
Auswahl, welche ein ganzes Feld als brauchbar 
oder unbrauchbar bestimmt, sondern eine Auswahl, 
die die einzelnen Kapseln auf ihre Brauchbarkeit 
prüft. Ferner muß das Züchterauge aussichtsvolle 
Nuancen zu erkennen wissen. 
Nicht ungünstige Resultate sind auch schon 
durch mehrjährige Auswahl der Küstenvarietät 
und einer in Mangu vorgefundenen Sorte erzielt 
worden. 
Letztere besitzt die Eigenschaften der Upland- 
Sorten. Mehrere hundert Pfund von beiden 
verbesserten Sorten wurden nach Mangu und 
Sokode zum Versuch gesandt. Ferner sind einige 
Hektare von diesen Sorten in Nuatjä gepflanzt. 
Wir hoffen, daß diese Sorten sich in Nord-Togo 
noch ergiebiger erweisen, als in Nuatjä. 
(Aus dem „Amtsblatt für das Schutzgebiet Togo“, 
1908, Nr. 21.) 
Deutsche Togogesellschaft. 
Die Gesellschaft versendet ihren sechsten Ge- 
schäftsbericht für die Zeit vom 1. Mai 1907 
bis 30. April 1908. Die Berichtszeit wird für 
die Togokolonie als eine Zeit erfreulichen Auf- 
schwungs bezeichnet. Günsti gsverhältnisse 
im Verein mit der Verbesserung der Verkehrs- 
wege, insbesondere dem Betriebe der Hinterlands- 
bahn Lome—Palime, zeitigten im Kalenderjahre 
1907 eine Steigerung der Ausfuhr um über 
50 v. H., an welcher der Menge nach alle Aus- 
fuhrprodukte beteiligt waren. Besonders bemer- 
kenswert ist die Zunahme bei Mais von 7700 t 
auf 19 600 t und bei Baumwolle. Bei dieser 
ergab das Baumwolljahr 1906/07 gegen 1905/06 
eine Steigerung um 40 v. H., hauptsächlich im 
Atakpame-Bezirk. Für das jetzt zu Ende gehende 
Baumwolljahr 1907/08 erwartet der Bericht eine 
weitere Steigerung um etwa 30 v. H. Von be- 
sonderer Wichtigkeit für die Zukunft ist natürlich-#= 
die Genehmigung der Eisenbahn Lome — 
Atakpame. 
In den Ausführungen über den Faktorei- 
betrieb wird der Geschäftsgang an den Küsten- 
plätzen als befriedigend, in den Hinterlandsplätzen 
dagegen wegen des starken Preissturzes des 
Kautschuks als unbefriedigend bezeichnet. 
Die Gesellschaft erwarb die von dem Kolonial= 
Wirtschaftlichen Komitee errichtete Ginanlage in 
Sagada. 
Die Landkommission bearbeitete einige weitere 
Landschaften, darunter Gadja. Hier liegt die 
nach Abstoßung der Agupflanzung angelegte neue 
Versuchspflanzung, auf welcher am Schlusse des 
Berichtsjahres 10 000 Sisalagaven und 1100 
 
	        
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