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Rechnung auf Spekulation kommen zu lassen,
woran sie zum Teil große Verluste erlitten haben.
Infolge der schlechten Absatzverhältnisse für ja-
panische Garne in China, die auf den niedrigen
Silberstand zurückzuführen sind, haben die Baum-
wollspinnereien ihre Garnproduktion gegen Ende
des Jahres stark einschränken müssen. Daher
sind am Ende des Jahres große Bestände an
Rohbaumwolle vorhanden gewesen.
Von der in Kobe eingeführten Rohbaumwolle
(entkernt und unentkernt) kam
aus China . für 13710 802 Yen
-Hongkong .- 26964-
-Britisch-Jndien. .-43341043-
-denSttaits-Settlements- 622815-
-Französisch-Jndien.·- 839870-
-Niederländisch-Jndien.- 426114-
-Sian1......- 56774-
-denVereinigtenStaaten-21247469-
-Agypten -1888328-
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Kobe.)
Koprahandel Singapores.
Kopra, der getrocknete Kern der Kokosnuß,
bildet seit etwa 30 Jahren einen Exportartikel
der afiatischen und polynesischen Tropenländer
nach Europa, wo dieselbe ausgepreßt und in
Kokosnußöl und Olkuchen umgewandelt wird.
Ersteres findet seine hauptsächlichste Verwendung
in der Seifenfabrikation und seit 15 Jahren in
stetig wachsendem Maße zur Herstellung eines
Speisefettes (Kokosbutter). Die Olkuchen sind ein
wertvolles Viehfutter.
In der ersten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts bestand nur ein geringer Handel mit
Kokosnußböl. Das Ol wurde von den Einge-
borenen teils durch Auskochen der geschabten
frischen Nuß, teils in noch primitiverer Weise
durch Ausfaulen der Nüsse in mit Wasser gefüllten
Gruben gewonnen. Kleinere Segelschiffe tauschten
das Ol gegen Nahrungs= und Genußmittel von
den Eingeborenen ein. In Ceylon allein findet
man die Spuren einer alten Kokosnußölindustrie.
Dort wurde auch die erste Olpresse, in ein-
heimischer Mundart Chekku genannt, konstruiert.
Da sich in der Chekku sowie in jeder anderen
Olpresse nur trockenes Material verarbeiten läßt,
ist Ceylon das erste Land, wo Kopra produziert
wurde. Seit etwa 40 Jahren gibt es auf Ceylon
europäisch eingerichtete und geleitete Olmühlen.
Im Jahre 1880 sind in Ceylon die ersten Sta-
tistiken über Kopraexporte aufgeführt. Sie be-
trugen 1880: 2000 Tons, 1906: 21.000 Tons
und beliefen sich im ersten Halbjahr 1908 auf
40 000 Tons. Die gute Aufnahme, welche die
Ceylonkopra auf den europäischen Märkten fand,
veranlaßte die Händler, auch die übrigen Kopra
produzierenden Länder auf die Herstellung von
Kopra zu Exportzwecken aufmerksam zu machen.
Die frische Kokosnuß ist in allen ihren Heimat-
ländern ein wichtiges Nahrungsmittel. Jeder
Eingeborene pflanzt um seine Hütte eine Anzahl
Kokosnußbäume, die ihm neben der Nuß als
Nahrungsmittel das Ol und eine Anzahl zu
seinem Lebensbedarf notwendiger Materialien
liefern. So dient ihm die Faser der äußeren
Hülle der Nuß zur Herstellung von Stricken und
Matten; seine Hütte ist mit den Blättern der
Palme gedeckt; das Holz wird als Baumaterial
verwandt; der Saft, der aus den abgeschnittenen
Blütenkolben quillt, wird eingekocht und liefert
den Zucker oder wird zu einem alkoholhaltigen
Getränk gegoren. Geben die gepflanzten Bäume
ihm einen größeren Ertrag an Nüssen, als zu
seinem Lebensunterhalt notwendig, so verkauft er
entweder die frischen Nüsse, falls ein Markt dafür
vorhanden ist, oder trocknet den Kern zu Kopra,
die er gelegentlich an einen im Lande herum-
reisenden Händler veräußert. Außerdem wachsen
Kokosnußpalmen wild auf zahlreichen, unbe-
wohnten Inseln, wo sie zeitweilig von unterneh-
menden Eingeborenen geerntet werden.
Die Kokoskultur ist eine langsichtige Kapital-
anlage. Die Bäume beginnen erst nach 8 Jahren
zu tragen und liefern erst nach 15 Jahren eine
volle Ernte. Der Ertrag bleibt dann allerdings
bei sachgemäßer Behandlung der Bäume bis zum
70. Jahre auf der Höhe.
Die ersten Anpflanzungen von Kokosnuß=
palmen finden sich auf Ceylon und an der
Malabarküste. Dort hatte der Handelsbetrieb
einer fleißigen Bevölkerung den Vorteil dieser
Kulturen früh erkannt. So sind denn in den
fünfziger Jahren dort eine Menge Pflanzungen
in großem Stile entstanden. Auch europäische
Unternehmer haben Geld in diesen Kulturen an-
gelegt. Die Malayen und Polhynesier, denen der
Erwerbs= und Handelstrieb fehlt, wurden erst
später durch die Chinesen und Europäer dazu
geführt.
Die erhebliche Zunahme des Bedarfs an
Kopra in Europa, die sich seit dem Aufschwung
der Speisefettfabrikation aus Kokosnußöl in einer
Preiserhöhung der Kopra zeigte, lenkte die Auf-
merksamkeit der kolonialen Regierungen und in
verstärktem Maße der europäischen Pflanzer auf
die Kultur. Erstere ermutigten die kleinen Ein-
geborenen zur Anlage von Pflanzungen durch
Überlassung von Land unter günstigen Be-
dingungen und beispielsweise in Java durch
Vorschüsse und Prämien. Die ersten Folgen
dieser Zunahme der Kulturen machen sich bereits