Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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west-Expedition 1901 (Bidjum-Bertua) — mündet, 
soweit wie möglich aufwärts zu benutzen und 
damit die Dume-Wasserstraße möglichst nahe an 
das obere Ende der Njong-Schiffbarkeit heran- 
zuleiten. Dieser Plan konnte jedoch mit Rück- 
sicht auf die Knappheit der Zeit, die hohen 
Trockenzeitverhältnisse und die vielen gestürzten 
Stämme nicht ausgeführt werden. Wir verließen 
also die Kanus und verfolgten das letztgenannte 
Flüßchen aufwärts zunächst durch ziemlich dicht- 
bevölkerte Makalandschaften, weiterhin durch kaum 
besiedelte Urwälder bis zu seinen Quellen, die 
wenige Marschstunden vom oberen Njong-Depot 
der Gesellschaft Südkamerun und dem damaligen 
Expeditionslager Abong-Mbang entfernt gefunden 
wurden. Die Rückkehr nach Abong-Mbang konnte 
auf der inzwischen fertig gestelltem fast 2 km langen 
lberbrückung der Njong-Sümpfe erfolgen. 
Als Resultat dieser Aufklärung war somit 
festgestellt, daß es nach gründlicher, allerdings 
recht schwieriger Reinigung möglich sein wird, 
bis auf einen kurzen Tagemarsch im Kanu 
vom Dume an den Njong heranzukommen. 
Das heißt: es wird nach Verbesserung der kurzen, 
dazwischen liegenden Landverbindung etwa neun 
Monate im Jahre ohne Schwierigkeit und mit 
verhältnismäßig geringen Kosten möglich sein, 
Lasten von Ulame, dem Übergang der Jaunde- 
straße über den Njong vermittelst Wassertrans- 
ports bis etwa Abong-Mbang und von da nach 
eintägigem Landmarsch den schiffbaren Dume ab- 
wärts bis an die Ostgrenze des Schutzgebiets zu 
befördern. Dazu kommt, daß die nördlichen 
Dume-Nebenflüßchen Ndio und Tulki, sowie die 
in Mesima und in den der Gesellschaft Süd- 
kamerun gehörigen Urwaldzonen entspringenden 
südlichen Nebenflüßchen Ate und Mbang unter 
ähnlichen Vorbedingungen mit Sicherheit nutzbar 
gemacht werden können. Für den Mdjo gilt dies 
bis nahe Bertua, für den Tuki bis Jama und Beri. 
Meine in früheren Expeditionsberichten wieder- 
holt ausgesprochene Vermutung, daß ein üÜber- 
gang des Dume-Systems zum Nijong ohne be- 
sonders ausgeprägte Wasserscheide erfolge, hat 
sich nicht bewahrheitet; vielmehr ist eine etwa 
50 Meter hohe Wasserscheide vorhanden. 
Es bleibt nur noch übrig, eine kurze 
Schilderung der beiden anfänglich erwähnten, 
ohne weiteres benutzbaren Dume-Abschnitte (etwa 
230 km) von AMdjimbele bis Bimba und von 
da bis zum Kadei hinab zu entwerfen. Unter- 
halb RNdjimbele, etwa von der Mara-Einmündung 
ab, beginnt der Fluß sich zu verbreitern. Er 
erreicht dann infolge der wasserreichen weiteren 
Zuflüsse eine Breite von durchschnittlich 40 bis 
70 Metern bei 2 bis 3 Metern Wassertiefe in 
  
der Trockenzeit. Auch das Waldland tritt nahe 
an der genannten Stelle zurück und macht bis 
Bimba hinunter einem auf beiden Ufern höchstens 
300 Meter breiten, oft kaum nur angedeuteten 
Galeriewaldstreifen in hügeligem Graslande Platz. 
Eigentliche Fahrthindernisse sind fast gar nicht 
mehr vorhanden. Dennoch ist die Schiffahrt 
wegen der recht lebhaften Strömung, durch welche 
die Fahrzeuge in den massenhaften, meist sehr 
scharfen Windungen leicht in Konflikt mit der 
überhängenden Vegetation kommen, für ungeübtes 
Personal nicht ungefährlich. Bei Kanus muß 
andauernd mit langen Stangen nachgeholfen 
werden. Die noch nicht erprobte Anwendung 
von Fahrzeugen mit maschinellem Antrieb würde 
eine vorzügliche Steuerfähigkeit und beträchtliche 
Maschinenkraft voraussetzen. Für mein sehr ge- 
übtes, aus vielen Monrovia-Leuten bestehendes 
Expeditionspersonal hat sich jedoch, trotz der 
äußerst ungeschickten und schweren Eingeborenen- 
Kanus am Dume und der übermäßigen Be- 
packung mit wasserunkundigen Trägern und den 
gesamten Expeditionslasten, damals auf dieser 
Flußstrecke nirgends eine Schwierigkeit oder ge- 
fährlichere Situation ergeben. 
Gummi und Elfenbein sind hier überall in 
vorzüglicher Qualität und Quantität vorhanden; 
sie bilden vorläufig die einzigen, allerdings recht 
lohnenden Exportartikel. Der Handel mit diesen 
Produkten wird durch allgemeinere Benutzung 
des geschilderten Transportweges sicher einer 
schnellen und andauernden Steigerung entgegen- 
gehen, zumal bei der verhältnismäßig recht ge- 
ringen Dichtigkeit der Bevölkerung ein Freiwerden 
der menschlichen Transportkräfte zu produktiver 
Arbeit sofort fühlbar werden muß. Die Möglich- 
keit einer vorteilhaften Produzierung von Massen- 
artikeln wie Baumwolle, Reis, Erdnüssen, Sesam, 
Mais und Tabak tritt in dieser Gegend noch 
mehr wie am Nijong in die Augen, besonders 
da die Flußanwohner infolge des nun wohl schon 
ein Jahrhundert dauernden mohammedanischen 
Einflusses eine wesentlich gesteigerte Intelligenz 
besitzen. 
Der untere Dume-Abschnitt von dem be- 
kannten Boridorfe Bimba bis zur Einmündung 
in den Kadei ist in einem Berichte über die 
Bertua-Expedition (1902) bereits eingehend ge- 
schildert und durch eine genaue, mir jetzt nicht 
mehr zugängliche Itinerar-Skizze veranschaulicht 
worden. Infolge der allmählichen Annäherung 
an das Kataraktengebiet des Kader zeigt auch 
der Dume in seiner Mündungsregion immer 
stärker werdendes Gefälle und — wenigstens in 
der Trockenzeit — recht störende Gneis= und 
Granitbarren. Einige Punkte in der Nähe des
	        
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