Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

S 1018 
Vermessungswesen. 
Das Survey-Department wurde von dem 
Land Office im Berichtsjahre abgetrennt. Infolge 
der bedeutenden Personalvermehrung konnten 
870 267 Acres gegen 745 533 Acres im Vor- 
jahre vermessen werden. Die Ausgaben für das 
Vermessungswesen betrugen 15 101 K. 
Wegen der Vermehrung des Stabes des Ver- 
messungswesens konnten auch mehr Landkonzessionen 
gewährt werden. Im ganzen wurden im Jahre 
1906 292741 Acres Land gegen 549 828 Acres 
im Jahre 1905 abgegeben. Der Rückgang ist 
nur scheinbar; denn unter der letzteren Summe 
befindet sich die Landkonzession von 320000 Acres 
an das East Africa Syndicate sowie zwei weitere 
Konzessionen von je 64 000 Acres. Der Preis 
für Land zu landwirtschaftlichen Zwecken beträgt 
3 sh 5 d pro Acre und zu Weidezwecken 1 sh 5 d 
pro Acre. Alles Land in der Nähe von Nairobi, 
Kikuyu, Limoru und 30 km längs der Fort Hall- 
Straße ist vergeben. 
Landpolitik und Arbeiterpolitik. 
Wie schon im vorigen Jahresbericht erwähnt 
worden ist, glaubten die Siedler von Britisch- 
Ostafrika berechtigten Grund zu Klagen über die 
Landpolitik und die Arbeiterpolitik der Re- 
gierung zu haben. Die englische Regierung ist 
im Verein mit dem Gouverneur der Kolonie und 
einer von den Kolonisten gebildeten Kommission 
in eine Prüfung der Landfrage eingetreten, deren 
Ergebnisse in einem Erlaß des Earl of Elgin an 
den Gouverneur zusammengefaßt sind. Sie 
werden in einem besonderen Artikel auszugsweise 
(s. S. 1016) wiedergegeben. 
Eine weitere Klage der Siedler betraf die 
Arbeiterpolitik der Regierung. Auch hier ist 
die englische Regierung den Arbeitgebern ent- 
gegengekommen und hat das Arbeitergesetz zu- 
gunsten der Arbeitgeber abgeändert. 
Die neuen Labour Rules heben zunächst die 
detaillierten früheren Bestimmungen über Lieferung 
von Essen auf und überlassen es dem zuständigen 
Verwaltungsbeamten oder dem die Anwerbung 
vermittelnden Beamten, im einzelnen Falle die 
zu liefernde Nahrung oder den statt ihrer zu 
gebenden Geldbetrag festzusetzen. Auch die früheren 
Bestimmungen, daß für je zehn Mann ein Koch- 
topf und eine große Schüssel geliefert und für je 
50 Mann ein Koch mit kürzerer Arbeitszeit be- 
stellt wird, werden dahin gemildert, daß aus- 
reichende Kochgerätschaften geliefert und ange- 
messene Gelegenheit zur Herrichtung der Speisen 
gegeben werden sollen. Die frühere Weisung, 
daß der Arbeitgeber bei ungünstigen Wasserver- 
hältnissen dafür zu sorgen hatte, daß die Arbeiter 
abgekochtes Wasser trinken können, wird dahin 
  
verallgemeinert, daß er für Lieferung von ge- 
sundem Wasser aufzukommen hat. Bei ernsten 
Erkrankungen eines Arbeiters hat der Arbeitgeber 
diesen nicht, wie früher, in das nächste Hospital 
zu schaffen, sondern es genügt, daß er für ärzt- 
liche Behandlung sorgt. Wollene Decken sind 
nicht, wie bisher, allgemein und auf Kosten des 
Arbeitgebers zu liefern, sondern nur, wenn der 
zuständige Verwaltungsbeamte oder der Ar- 
beiter selbst dies verlangt, und die Kosten dafür 
werden in diesem Falle von der ersten Löhnung 
des Arbeiters abgezogen. Ferner werden die 
früheren Bestimmungen, daß der Arbeitgeber eine 
Sicherheit für richtige Zahlung der Löhne gibt 
und die Arbeiter nach Ablauf ihres Kontraktes 
mit der Bahn in ihre Heimat befördert, dahin' 
gemildert, daß dies nur auf besonderes Verlangen 
des den Arbeitskontrakt vermittelnden Beamten 
zu geschehen braucht. 
* Rsbanti 1907. 
Handel und Landwirtschaft. 
Wäre nicht auf den Märkten des Mutter- 
landes gegen Ende des Berichtsjahres eine scharfe 
Depression eingetreten, dann würden die Ausweise 
über den Handel von Ashanti zweifellos gegen 
das Jahr 1906 eine große Zunahme darlegen. 
Kumasi ist das Handelszentrum von Ashanti. 
Hier haben sich außer den vielen eingeborenen 
Händlern elf europäische Firmen niedergelassen. 
Der Preis für Kautschuk betrug Ende Sep- 
tember 1 sh 10 d pro Pfund, im Oktober fiel er 
auf 1 sh 6 d, im November auf 1 sh, um im 
Dezember wieder auf 1 sh 1½ d pro Pfund zu 
steigen. Auch der Preis für Kakao und Kopal- 
gummi ging beträchtlich zurück. Trotz dieser 
Depression zeigen aber die Ausfuhrziffern für 
Kautschuk aus Ashanti nur eine geringe Abnahme; 
sie betrugen nämlich 1315 Tons gegen 1354 Tons- 
557 Tons Kakao wurden versandt gegen 148 
Tons im Vorjahre. Die 124½ Tonnen Kopal- 
gummi, welche aus Ashanti versandt wurden, 
stammen zum größten Teil aus den Südprovinzen. 
Der lokale Handel ist um etwa 50 v. H. gegen 
das Vorjahr gestiegen, was auf den steigenden 
Warenverkehr auf dem in Ashanti liegenden Teil 
der Eisenbahn zurückzuführen ist. 
Es ist sehr zu bedauern, daß die Depression 
gerade in dem Moment eintrat, als die Ashanti 
anfingen, sich mit großem Eifer auf die rationelle 
Landwirtschaft zu werfen. Dadurch wurde ihr 
Vertrauen etwas erschüttert. Die Regierung sandte 
einen eingeborenen Aufseher durch die Provinzen, 
der dort Vorträge über den Anbau und die Be- 
reitung von Kakao und Kautschuk zu halten hatte.
	        
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