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Spitze, wird nach voraufgegangenem Einschnitt
aufgesetzt und mit dem Munde luftleer gesaugt.
Das Nähen der Wunden mit fortlaufender
Naht ist den Wahehe-Arzten nach ihrer Aussage
von Arabern beigebracht, findet aber selten An-
wendung. Die umschlungene Naht wollen sie
schon früher gekannt haben, aber nur zur Schließung
von Bauchverletzungen, und zwar wurden statt
der Nadeln Bambusstäbchen verwandt.
Sonst werden keinerlei blutige Eingriffe ver-
sucht, außer der Beschneidung der Mädchen nach
der ersten Regel. Diese von einer größeren Feier
begleitete Operation wird von alten Weibern mit
einer scharfen Speerspitze oder einem Messer aus-
geführt, wobei die nicht unbeträchtliche Blutung
durch heiße Pflanzenasche gestillt wird.
Wichtig und wohlbekannt ist das Schienen
von Extremitätenbrüchen. Die Schienen werden
aus einem Geflecht von Zweigen und Bast oder
aus Bambus hergestellt und mit trockenem Gras
gepolstert. Einfache und komplizierte Brüche
werden gleichmäßig behandelt. Einen wirklichen
Nutzen bringt hierbei nur die Ruhigstellung des
gebrochenen Gliedes; das Einrichten des Bruches
gelingt dem Arzte, wenn er es überhaupt ver-
sucht, meistens nicht. Das sieht man an den
Heilerfolgen.
Viel höher als die Chirurgie steht die Medizin.
Als Medikamente werden fast ausschließlich Pflan-
zenbestandteile verwandt. Die Wahehe-Arzte
kennen eine große Menge heilkräftiger Pflanzen,
die als solche dem Volke nur zum kleinsten Teile
bekannt sind. Von Mineralien hat nur Eisenrost
eine Bedeutung als Medikament. Ferner finden
der an den Innenstützen der Hütten sich ansetzende
Ruß sowie animalische Bestandteile Verwendung.
Von den Heilpflanzen spielen außer den Blüten
und Früchten, die nur selten mit den Blättern
vermischt werden, alle Teile einzeln oder zu-
sammengesetzt, eine Rolle, die Blätter, die Zweige,
der Stamm, die Wurzeln, die Stamm= und
Wurzelrinde. Die Blätter werden frisch zerstampft,
mit kaltem Wasser übergossen und das ganze Ge-
misch oder der Abguß wird getrunken. Sie werden
zu Asche gebrannt, mit Ol verrieben und als
Salbe auf die Haut gebracht, zusammengerollt,
erhitzt und in die Nase gesteckt (um Niesen zu
erregen), frisch verrieben auf Impsschnitte, in
Bündelchen auf die Schläfe gebunden oder zum
Zweck des Raucheinatmens verbrannt.
Zweige und Stamm werden in Stücke zer-
schnitten und um den Hals und um die Knöchel
aufgereiht getragen. Die Verwendung der Rinde
geschieht in Form von Absuden, die zu heißen
Ausspülungen benutzt werden, oder sie dient mit
kaltem Wasser ausgelaugt als Badezusatz, auch wird
sie zerrieben als Pulver im Getränk eingenommen.
Früchte werden ziemlich selten mit anderen
Bestandteilen gekocht und getrunken, getrocknet
und pulverisiert auf Hautausschläge gestreut oder
mit Fett zur Salbe verarbeitet.
Weitgehende Verwendung finden die Wurzeln.
Sie werden in Stücke zerschnitten, mit kaltem
Wasser begossen, dann wird die Lauge getrunken;
eine Abkochung dient als Getränk, als Bade-
wasser, zur Herstellung von Brei, der als blut-
treibendes Mittel beim Schröpfen gegessen wird,
oder sie wird durch Schlagen mit einem ein-
getauchten Zweige auf erkrankte Gelenke auf-
getragen. Ferner werden die Wurzeln gekaut
und der Saft geschluckt, oder der Kaubrei wird
Bewußtlosen als Reizmittel in Nase und Ohren
gespuckt. Auf Steinen zerrieben und mit Wasser
gemischt geben sie einen Brei zum Auflegen auf
Wunden und Geschwüre. Das trockene Mehl
wird auf Spinnenbisse eingerieben oder mit
Speichel gemengt mittels einer Hühnerfeder in
die Augen gestrichen. Hornhautgeschwüre mit
Regenbogenhautentzündung und Vereiterung der
vorderen Augenkammer werden immer so behan-
delt, um das in dem Auge befindliche -Mtoto
wa sicho-, Augenkind, herauszubringen. Tat-
sächlich erfolgt auch prompt eine ausgedehute
Zerstörung der Hornhaut mit Irisvorfall.
Neben den pflanzlichen finden sich nur ver-
einzelt tierische Bestandteile als Heilmittel. Der
Kropfinhalt des Huhnes dient mit kaltem Wasser
gelöst zum Bestreichen erkrankter Hautstellen;
Hühner= oder anderes Fleisch wird mit Wurzeln
zur heilkräftigen Suppe zusammengekocht, die ab-
gebrochene Spitze eines Schneckenhauses wird oft
der Wurzelsuppe zugesetzt. Fett dient als Salben-
grundlage, Honig zur Emulsion von Pflanzen-
asche, Wurzelmehl usw. Interessant ist der Zusatz
von Eisenrost zu geschwürheilenden Mitteln, wäh-
rend dem Ruß aus dem Innern der Hütte wohl
nur die Rolle eines indifferenten Konstituens zu-
erkannt werden kann.
Die Rezeptur der Wahehe ist insofern einfach,
als die Medikamente nicht genauer abgemessen
werden, sondern der Arzt nach eigenem Gut-
dünken das Quantum bestimmt. Nachstehend
einige Musterrezepte, wie sie von den Arzten auf
Befragen angegeben wurden:
Gegen Lungenentzündung (Litawangu): Die
Wurzeln von Mlungulungu1) werden zum Teil
gekaut und auf Brust und Schultern verrieben.
Ein anderer Teil wird in einem irdenen Topf
mit Wasser gekocht, beim Eintritt starker Dampf-
entwicklung setzt sich der Patient vor den Topf,
sich und den Topf mit einem großen Tuche oder
1) Die Ubersetzung der Pflanzenbezeichnungen
zeerheit. weil die wissenschaftliche Bestimmung noch
aussteht.