Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Eigenschaft Ahnlichkeit hatte mit dem Saft der 
auf dem deutschen Markt käuflichen Zitronen. 
Diese Beobachtung regte mich an, mit dem Herrn 
Gouverneur von Togo und dem Bezirkschef von 
Sokode, Herrn Regierungsrat Dr. Kersting die 
Frage einer Untersuchung der Togo-Limonen zu 
besprechen. Herr Dr. Kersting stellte einen Li- 
monensaft aus der Sokodelimone her und über- 
sandte davon Proben. 
Die Untersuchung des Saftes ergab: 
Spezifisches Gewicht. 1,038 
Extrakt nach Farnsseiner 7,26 
Säure, frei 5,84 
Gesamtzucker , 1,192 
Mineralstoffe 0,41 
darin Phosphorsaͤure . 0,26 
Der Togo-Limonensaft hatte einen geringen 
Bodensatz, der Saft einen etwas bitteren Bei- 
geschmack. Durch Destillation im Vakuum- 
Destillierapparat erhielt ich aus dem Togo-Limonen= 
saft ein opaleszierendes Limonenwasser, welches 
mit Ather mehrmals im Scheidetrichter ausge- 
schüttelt wurde. Nach Abdestillierung des Athers 
wurde ein gelbliches Ol erhalten, welches einen 
rein bitteren Geschmack und zitronenölartigen 
Geruch hatte. Der bittere Beigeschmack des So- 
kodelimonensaftes ist daher darauf zurückzuführen, 
daß die Limonen vor dem Auspressen nicht sorg- 
fältig genug geschält waren. 
Der Sokode-Limonensaft gab mit Wasser ein 
erfrischendes Getränk. Durch die Destillation 
und dadurch bewirkte Entfernung des Ols wurde 
der unangenehme bittere Beigeschmack fast voll- 
ständig beseitigt, und der Limonensaft hatte jetzt 
einen reinen angenehmen Geschmack. Der Togo- 
Limonensaft ist als Ersatz für Zitronensaft für die 
Küchen= und Nahrungsmittelindustrie geeignet. 
Er ist zunächst zweckmäßig für den lokalen Be- 
darf in Westafrika, dann für die Versorgung der 
Togo passierenden Schiffe. Die Versorgung der 
Schiffe mit Togo-Limonen oder Limonensaft würde 
die erste Etappe zur Ausfuhr nach Europa bilden. 
Die Togo-Limone könnte ausgeführt werden als 
frische Frucht, als konzentriertes Vakunmextrakt, 
als Agrumen oder Zider in zwei Scheiben zer- 
schnitten mit Salzwasser in Fässer verpackt, wie 
Sizilien große Mengen Agrumen von Katania 
und Messina ausführt. Ferner könnte die Togo- 
Limone in Form von limonensaurem Kalk für 
die chemische Industrie ausgeführt werden. Was 
die Konservierung von Zitronensaft anbelangt, so 
könnte in Togo für den lokalen Bedarf, die Ver- 
sorgung der Westküste und der Schiffe der 
Limonensaft durch Pasteurisieren konserviert 
werden. 
  
Der Herr Gouverneur teilte mir mit, daß 
die Eingeborenen Limonenbäume pflanzen würden, 
wenn sie Abnehmer für die Früchte hätten. Als 
erste Etappe würde ich Veredelungsversuche mit 
der Togo-Limone und Kulturversuche mit fiziliani- 
schen und kanarischen Zitronensorten in Togo für 
zweckmäßig halten. Dann dürfte sich die Anlage 
von Limonengärten in der Nähe der Küste und 
der Eisenbahn nach Art der Zitronengärten in 
Algerien empfehlen. 
In Algerien waren als Zwischenkulturen in 
den Zitronen, Apfelsinen, Mandarinengärten, Ar- 
tischocken, Auberginen, Tomaten, Erbsen, Bohnen, 
Zwiebeln gepflanzt. In einem Trappistenkloster 
bei Algier fand ich außerdem in den Zitronen- 
gärten Geranien angepflanzt. Für die Auf- 
bereitung der Geraniumblätter und Blüten waren 
Destillationsapparate aufgestellt zur Herstellung 
von Geraniumessenz, für die gute Preise erzielt 
wurden. 
Für Togo könnte mün als Zwischenkulturen 
in Limonengärten Erdnüsse, Erdmandeln, Ananas, 
Süßkartoffeln, Tomaten und ev. Lemongras ins 
Auge fassen, letzteres für Fabrikation von Palma- 
rosaöl. Da für die Fabrikation von Zitronat 
besonders die großfrüchtigen Früchte der Citrus 
decumana L. (Pompelmusapfel) geschätzt sind und 
gute Preise erzielen, würden sich Kulturversuche 
in Togo auch mit dieser Frucht empfehlen. 
(Aus dem Amtsblatt für Togo Nr. 24.) 
Bremer Holonlal-Handelsgesellschaft) 
Im Laufe des Berichtsjahres (April 1907 
bis März 1908) haben sich die Verhältnisse in 
unseren Gebieten langsam gebessert, obgleich sich 
der Export von Palmöl und Palmkernen, dem 
Quantum nach, kaum nennenswert gehoben hat, 
während die Preise für Palmöl von 33 .X auf 
24 ¾ und für Palmkerne von 19 “ auf 
12,50 . per 50 kg in Europa zurückgingen. 
Von Mais dagegen ist die Ausfuhr ziemlich be- 
deutend gestiegen; Preise schwankten zwischen etwa 
115 “ und 130 ./ per Ton. Der enorme 
Preissturz von Gummi elasticum von etwa 
5,50 auf etwa 3.4 per ½ kg berührte 
uns weiter nicht, da wir schon seit Jahren, der 
drüben angelegten hohen Preise wegen, keinen 
Gummi elasticum mehr kaufen konnten. 
Infolge dieser rückläufigen Preisbewegung der 
hauptsächlichsten Ausfuhrprodukte, die naturgemäß 
große Verlustchancen involvierte, mußten wir uns 
im Produktenkauf die größte Reserve auferlegen, 
und so ist es zu erklären, daß wir z. B. von 
*) Aus dem Bericht des Vorstondes für die dritte 
ordentliche Generalversammlung.
	        
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