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Stand der ägyptischen Baumwollfelber Ende
September 1908.
Die Witterungsverhältnisse sind in der zweiten
Hälfte des Monats September für die Baumwoll-
pflanzen weniger günstig gewesen. Vom 20. bis
30. September war die Temperatur zu kühl, wo-
durch das Aufbrechen der Kapseln verhindert wurde.
Nichtsdestoweniger lauten die Berichte überein-
stimmend dahin, daß, wenn der Monat Oktober
genügend warm wird, dieser Nachteil bei der
zweiten Pflücke ausgeglichen werden könnte.
Die erste Pflücke ist nun eine allgemeine und
scheint merklich hinter derjenigen des Vorjahres
zurückzubleiben. Eine genaue Bewertung ihres
Ergebnisses pro Feddan ist indes noch nicht
möglich, denn sie ist noch nicht weit genug vor-
geschritten.
Für die dritte Pflücke eröffnen sich normale
Verhältnisse, aber bei ihr hängt alles von dem
Wetter ab, welches der Oktober bringen wird.
In Unterägypten sind einige Nebel gemeldet
worden, sie scheinen aber ernsthafte Beschädigungen
nicht mit sich gebracht zu haben; dagegen klagt
man allgemein über Schäden, die durch den Boll-
wurm angerichtet sind.
Das Ergebnis bei der Entkörnung der Baum-
wolle ist bisher sehr unregelmäßig, und infolge-
dessen läßt sich darüber, soweit Unterägypten in
Frage kommt, noch nichts Genaues sagen.
Aus Oberägypten lauten die Berichte im all-
gemeinen weniger günstig. Die Nebel haben im
September Schäden augerichtet, die, wenn sie
auch sporadisch aufgetreten sind, doch verhältnis-
mäßig bedeutend zu sein scheinen.
Der Ertrag bei der Entkörnung ist etwas ge-
ringer als im Vorjahre.
Im ganzen genommen lassen alle Anzeichen
darauf schließen, daß die Ernte geringer aus-
fällt als die vorjährige.
(Nach dem Berichte der Alexandrin# General Produce
Associntion vom 30. September 1908.)
Die ägyptische Baumwollernte 1907/08 und Aus-
sichten der Kommenden Ernte.
Für die Baumwollernte 1907/08 hatte nach
den Mitteilungen des ägyptischen Finanzministe-
riums gegenüber dem Vorjahre eine Vermehrung
der Anbaufläche von 1 506 288 Feddan auf
1 603 272 Feddan, mithin ein Mehranbau von
beinahe 100 000 Feddan stattgefunden (1 Feddan
= rund 4200 am).
Das Gesamtergebnis der Ernte war unter
Zugrundelegung dieser Angaben im März d. Js.
auf 6¾¼ Millionen Kantar (1 Kantar = 44,928 kg)
geschätzt worden.
Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß die
Schätzung ganz erheblich hinter dem tatsächlichen
Resultat zurückgeblieben ist.
Wie jetzt feststeht, sind insgesamt 7 234 669
Kantar geerntet worden, von denen auf das Delta
schätzungsweise 5 800 000 Kantar und auf Ober-
ägypten 1 400 000 Kantar entfallen.
Die anfängliche Täuschung über das End-
ergebnis dürfte ihre Erklärung in den anscheinend
recht ungenauen Angaben der Regierung über die
Anbaufläche und vielleicht auch darin finden, daß
der Ertrag des Feddans günstiger gewesen ist,
als man angenommen hatte.
Zum Teil ist diese Täuschung aber auch darauf
zurückzuführen, daß die Baumwolle von den Pro-
duzenten in Erwartung häöherer Preise zurück-
gehalten wurde.
Während nämlich bis Ende März die Ankünfte
kleiner waren als in dem gleichen Abschnitt des
Vorjahres und während sie Mitte April denen
von 1906/07 etwa gleichkamen, find sie später
unverhältnismäßig angewachsen, derart, daß in
den Sommermonaten, d. i. von Anfang Mai bis
Ende August, ungefähr zehnmal so viel herein-
gekommen ist, als in dem gleichen Zeitraum des
Vorjahres.
Die Ausfuhr betrug in der Zeit vom 1. Sep-
tember 1907 bis zum 31. August 1908 nach:
Ballen von
durchschnittlich
7,65 Kantar
Deutschland und Österreich 113 017
England und Amerika 532 054
Frankreich und Spanien. 96220
Italien und Schweiz. 69 237
Rußland . 65 918
Indien und Japan 21724
anderen Ländern 10 199
zusammen 908 369
Davon gingen nach dem Kontinent 354 591
allen.
Unter den Verschiffungen nach England sind
81 192 Ballen eingeschlossen, welche für Amerika
bestimmt waren. 214 Ballen wurden über Suez,
Port Said und Ismailia verschifft.
Die Ausfuhr nach Deutschland und Osterreich
ist in der vorstehenden Aufstellung zusammengefaßt,
weil ein großer Teil. für Deutschland bestimmter
Baumwolle über Triest geht und eine genaue
Trennung der Bestimmungsländer seitens der
Zollbehörde nicht stattfindet. Die größere Hälfte
der gesamten 113 017 Ballen entfällt auf
Deutschland.
Mehr als ein Viertel der Gesamtausfuhr,
etwa 260 000 Ballen = 1 980 000 Kantar, ist
durch deutsche und unter deutschem Schutz stehende
Firmen verladen worden.