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Der Ausbreitung der Baumwollkultur im
Bezirk Moschi Rechnung tragend, hat der Kom-
munalverband Moschi beschlossen, in Moschi eine
Entkörnungsanlage aufzustellen, die mit Wasser-
kraft betrieben werden soll.
Von der Vertretung des Komitees in Dares-
salam wird ferner im Interesse der zahlreichen
Baumwollpflanzungen an der Morogoro-Eisen-
bahn die Wiedereinrichtung einer Entkörnungs-
anlage in Daressalam empfohlen.
Der Kaufmann Wiegand, der in der Land-
schaft Nera am Victoriasee seit Jahren Baum-
wollkultur betreibt und die dortigen Eingeborenen
zur Baumwollkultur anhält, will es nunmehr
auch übernehmen, die Pflugkultur in jenen Ge-
bieten einzuführen. Wiegand, der auf seiner
eigenen Pflanzung bereits gepflügt und eine Reihe
von Eingeborenen in der Handhabung des Pfluges
ausgebildet hat, will zunächst einen Teil der von
ihm ausgebildeten Leute einer Anzahl von Dorf-
häuptlingen überweisen, um letztere in der Pflug-
kultur zu unterrichten. Wiegand hat zur letzten
Saatzeit 30 000 Pfund Baumwollsaat an Ein-
geborene gegeben. Bei seiner Bereisung der Ein-
geborenenkulturen sah er Felder von 3, 4, 5, ja
sogar 7 und 8 ha mit Baumwolle bepflanzt.
Im Jahre 1907 wurde bei Wiegand von etwa
6000 Eingeborenen Baumwolle angeliefert. In
diesem Jahre haben nach Mitteilungen Wiegands
etwa 10 000 Eingeborene Baumwolle gepflanzt,
was einem Areal von 800 ha entsprechen mag.
Nach Wiegand ist die Baumwollkultur in den
dortigen Gebieten eingeführt. Die von Wiegand
eingerichte Entkörnungsanlage besteht aus 28 Hand-
walzengins, einer Göpelgin und drei Handpressen
für Ballen von 50 kg.
In der Nähe des Speakgolfes sind in-
zwischen weitere Baumwollpflanzungen entstanden,
und zwar die Pflanzung Köhler mit 30 ha, die
Pflanzung Brunnhoff mit 100 ha; außerdem
befaßt sich bekanntlich die französische Mission auf
der Insel Ukerewe mit Baumwollkultur.
Über die in der Kolonie etablierten Pflanzungs-
gesellschaften ist in dem letzten Bericht ausführlich
berichtet. Der Bericht über den Fortgang der
sich naturgemäß langsam entwickelnden Pflanzungen
ist dem Frühjahrsbericht 1909 vorbehalten. Von
neugegründeten Baumwoll-Pflanzungsgesellschaften
sind zu nennen die Rufijya-Pflanzungs-Ge-
sellschaft m. b. H. in. Mturuma am Rufidji und
Roll C Hürstel Plantage Greiz bei Mohorro.
*
.
Mit der allgemeinen wirtschaftlichen Ent-
wicklung der Kolonie und insbesondere mit der
Verbesserung der Verkehrsverhältnisse Schritt
haltend, beabsichtigt die Baumwoll-Kommission
die Organisation des Baumwollbaues
weiter auszugestalten:
1. durch Ausbau der Baumwollschule Panganja
am Rufidji,
2. durch Anlage einer Entkörnungsanlage in
Lindi, . -
3. durch Vorbereitung einer Versuchspflanzung
und Entkörnungsanlage in Tabora,
4. durch Wiedererrichtung einer Entkörnungs—
anlage in Daressalam an Stelle der nach
Mohorro überführten,
5. durch planmäßige Einführung des Pfluges
bei der eingeborenen Bevölkerung, die in
folgender Weise gedacht ist:
a) durch Entsendung von Tropenlandwirten,
welche die Kolonie fortgesetzt bereisen,
Propaganda für die Einführung des
Pfluges machen und die Eingeborenen
in der Handhabung des Pfluges anlernen
sollen. Der Pflug soll dem Eingeborenen
zunächst leihweise gegeben und später
schenkungsweise überlassen werden, wenn
er seinen Boden tatsächlich mit dem Pflug
bearbeitet hat. Je nach den Leistungen
der Eingeborenen in der Pflugkultur
sollen Pflugprämien in Geld oder in
Gebrauchsgegenständen gewährt werden.
b) durch Einrichtung von Pflugdepots und
Pflugkulturstationen. Aus den Pflug-
depots soll Verteilung der Pflüge und
sonst geeigneter landwirtschaftlicher Ge-
räte erfolgen.
6. durch planmäßige Bekämpfung der Baum-
wollschädlinge durch Anstellung eines Fach-
mannes am Kaiserlichen Biologisch-Land-
wirtschaftlichen Institut zu Amani. Diesem
Fachmann würde die fortgesetzte Bereisung
der Baumwollpflanzungen obliegen, um an
Ort und Stelle die Schädlingsfrage zu stu-
dieren und Material zur sachgemäßen Be-
kämpfung zu sammeln. Das gesammelte
Material würde dann im Institut zu Amani,
dem bekanntlich alle erforderlichen Hilfsmittel
zur Verfügung stehen, verarbeitet werden.
Uber die Möglichkeit der Baumwoll-Ein-
geborenenkultur in Deutsch-Ostafrika ist eine Karte
„Baumwollbau in Deutsch-Ostafrika“ ver-
öffentlicht.
*
Von Interesse ist die kürzlich aus Amerika
gemeldete Erfindung einer mechanischen Baum-
wollpflückmaschine, die ersten kleinen Versuche
sollen günstig ausgefallen sein, doch liegen Be-
richte über ein Arbeiten der Maschine im Baum-
wollfelde noch nicht vor.