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Einführung der Olpalme als Einge-
borenen-Kultur in Deutsch-Ostafrika.
Die von der jüngsten Afrika-Expedition des
Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg dem
Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee zur Verfügung
gestellten Berichte über die Olpalmenbestände am
Tanganikasee haben die Aufmerksamkeit des
Komitees auf diese für Ostafrika aussichtsreiche
Kultur gelenkt. Nach eingehendem Studium der
Frage hat das Komitee beschlossen, die Olpalmen-=
kultur in Deutsch-Ostafrika einzuführen. Die
Kultur soll zunächst in den Niederungen und
Flußtälern der Küstengebiete unternommen werden,
die (wegen der gegenwärtig noch mangelhaften
Transportverhältnisse im Innern) vorläufig allein
in Betracht kommen.
Später wird das Komitee, mit dem Bau der
jetzt bewilligten Eisenbahnlinien Schritt haltend,
versuchen, die Olpalme auch in dem klimatisch
noch günstigeren Junern der Kolonie heimisch zu
machen und einer Ausnutzung der heute schon
(zum Beispiel am Tanganikasee) vorkommenden
Olpalmen-Bestände näherzutreten.
Die Einführung der Olpalmen-Volkskultur ist
in ähnlicher Weise wie die der Baumwoll-Volks-
kultur gedacht nämlich:
1. durch Anlage einer Olpalmen-Versuchs-
pflanzung und -Schule in einem durch seine
klimatischen Verhältnisse geeigneten Gebiet;
4. durch den Betrieb der Versuchspflanzung:
Aussaat von west= und ostafrikanischen und
in Indien akklimatisierten Olpalmen, Fest-
stellung der geeignetsten Spielarten durch
Kreuzung und Zuchtwahl einheimischer und
fremder Sorten, Bekämpfung etwaiger Schäd-
linge usw.;
durch Reisen von Olpalmenexperten in der
Kolonie zur Propaganda für die Olpalme,
Verteilung von ausgesuchtem Saatgut und
Kontrolle der Pflanzungen der Eingeborenen;
1.# durch Herausgabe und Verbreitung von
Kulturanleitungen in Deutscher= und Suaheli-
Sprache;
.durch Kulturbeihilfen während der ersten
sechs Jahre, in welchen die Olpalme keinen
oder nur einen geringen Ertrag abwirft und
später durch Prämien für gute Leistungen
in der Kultur und Olausbeute.
Wenn es gelingt, die Olpalme als Einge-
borenen-Kultur in Deutsch-Ostafrika einzuführen
und ein marktfähiges Produkt zu erzielen, dann
werden sich auch einer Olpalmen-Plantagenkultur
günstige Aussichten eröffnen. Die in dieser Hin-
sicht in Kamerun und Neuguinea angestellten
Versuche haben die Möglichkeit der Olpalmen-
Plantagenkultur einwandsfrei ergeben.
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Hand in Hand mit der Einführung der Ol-
palmenkultur in Deutsch-Ostafrika sollen die vom
Komitee in Westafrika begonnenen Versuche mit
der maschinellen Aufbereitung der Olfrüchte
fortgesetzt werden.
Kolonialer Tabakbau.
Auf Veranlassung des Gouverneurs Dr. Seitz
sind die Tabakbau-Bestrebungen in Kamerun
neuerdings wieder ausgenommen worden. Die
zahlreichen in Kamerun gezogenen Tabakproben
haben in Deutschland eine recht günstige Begut-
achtung erfahren; auch das Kolonial-Wirtschaft-
liche Komitee hatte Gelegenheit, verschiedene dieser
Proben durch seine Sachverständigen begutachten
zu lassen. Auf Grund der bisherigen Ergebnisse
wird nun seitens des Gouvernements ein er-
fahrener T bak-S h ständiger pfli cht twerden,
dem zunächst die Organisierung der im Gange
befindlichen und beabsichtigten Kulturversuche ob-
liegt. Alsdann ist eine ständige Bereisung der
Tabakgebiete und die Anlernung der Eingeborenen
zu rationeller Tabakkultur und Erntebereitung in
Aussicht genommen.
Der Deutsche Tabakverein bringt den kolonialen
Tabakbauversuchen großes Interesse entgegen und
hat auf Anregung des Gonverneurs beschlossen,
eigenekleine Tabak-V s ch 9 in Kamerun
ins Leben zu rufen und diese von erfahrenen
Tabakpflanzern bewirtschaften zu lassen.
Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee beschloß,
in Verbindung mit dem Deutschen Tabakverein
die Tabakkultur in Kamerun zu fördern. Eine
Anregung von Prof. Dr. Passarge, betr. Ent-
sendung eines Tabak-Sachverständigen in die
Landschaft Musgum, wurde dem Kaiserlichen
Gouvernement von Kamerun als Material über-
wiesen.
Holzexpedition nach Kamerun.
Die bisherigen Unternehmungen, welche darauf
abzielen, die großen Nutzholzbestände von Kamerun
für unsere heimische Holzindustrie nutzbar zu
machen, haben zu dem Ergebnis geführt, daß
sich in den dortigen Waldbeständen zahlreiche
Holzarten befinden, die von den verschiedenen
Holz verarbeitenden deutschen Industrien als gut
verwendbar bezeichnet werden. Leider ist es
aber bei den bisherigen Holzexpeditionen nach
Kamerun nicht möglich gewesen, wissenschaft-
liches und besonders botanisches Material hin-
sichtlich der einzelnen in Betracht kommenden
Holzarten zu sammeln. Das Kolonial-Wirtschaft-
liche Komitee hat daher die im Oktober d. Is.
nach Kamerun unternommene Holzexpedition der
Professoren Dr. Büsgen und Dr. Jentsch von
der Kgl. Forstakademie in Hann. Münden durch
Gewährung einer finanziellen Beihilfe ermöglicht.