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wurde der Wohlstand der Eingeborenen gehoben
und ihre Kaufkraft vermehrt.
Auch die Zahlen des Handels über die Küsten-
grenze zeigen eine Steigerung infolge der durch
unsere Bahn unterstützten stetigen wirtschaftlichen
Entwicklung des Landes.
Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, daß
noch Seuchen und in einigen Gegenden Mißwachs
störend auf den Handel und Verkehr gewirkt
haben. Was das Land, das unter solch hemmenden
Einflüssen und mit primitiven Verkehrsmitteln
eine derartige Entwicklung gezeitigt hat, in nor-
malen Verhältnissen und beim Vorhandensein
moderner Verkehrsmittel zu leisten imstande sein
wird, wird sich zeigen, sobald die großen Eisen-
bahnprojekte in der Kolonie zur Ausführung ge-
kommen sind.
Die Bilanz enthält auf der Passivseite das
Grundkapital von 21 000 000 —, das Zinsen-
konto mit 623 601 /, das Tilgungskonto mit
89 520 .7, Kreditoren mit 1 607 997 „uc. Auf
der Aktivseite Bankguthaben mit 5 808 759 ¼,
verschiedene Forderungen mit 621 422 , das
Baukonto mit 16 390 793 J und die Reichs-
garantie mit 504 783 J4.
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.“)
Die Abrechnung für das Geschäftsjahr 1907
weist einen Überschuß von 513 259,25 “ auf,
wodurch wir wiederum in der Lage sind, bei
guten Abschreibungen eine Dividende von 5 v. H.
auf die Vorzugs= und Stammanteile zur Ver-
teilung zu bringen.
Unsere Handelstätigkeit ist infolge ver-
schiedener Ursachen im Jahre 1907 nach vielen
Richtungen unbefriedigend verlaufen. Neben Ver-
lusten bei einzelnen Unternehmungen haben wir
das Hinübergreifen der allgemeinen wirtschaft-
lichen Depression Amerikas und Europas auf das
afrikanische Geschäftsleben schwer empfunden. Die
Landesprodukte wurden stark entwertet und
brachten bei Ankunft in Deutschland zum Teil
beträchtlichen Schaden. Anderseits wurden auch
die Händler im Schutzgebiet durch den starken
Preisrückgang der Landesprodukte sehr geschwächt.
Wir mußten daher mit Krediten zurückhaltender
sein; der Verkauf von Waren mußte stark ein-
geschränkt werden, und unser Lagerbestand nahm
zu Ende des Jahres eine ungewöhnliche Höhe
ein. Unsere Lager sind vorsichtig ausgenommen
und enthalten nur gängige Waren.
Wir vertrauen, daß sich das Geschäft an der
deutsch-ostafrikanischen Küste bald wieder beleben
*) Aus dem letzten Geschäftsbericht der Gesellschaft.
und es uns ermöglichen wird, im laufenden
Jahre bessere Resultate zu erzielen. Der Weiter-
entwicklung der deutsch-ostafrikanischen Kolonie
dürfen wir um so zuversichtlicher entgegensehen,
da durch die Bewilligung der Mittel zum Bahn-
bau nach Tabora die reichen natürlichen Hilfs-
quellen der Kolonie weiter zur Entfaltung kommen
werden.
Wiedereröffnet wurde im Laufe des Jahres
die Niederlassung Tabora.
Unsere Niederlassungen auf Madagaskar haben
ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis ge-
zeitigt.
Die Arbeiterverhältnisse lagen auf unseren
Pflanzungen zu Ende des Jahres wesentlich
günstiger als zu Anfang; im gegenwärtigen
Augenblick ist ein Mangel an Leuten nicht vor-
handen. Wir hoffen, daß es der Gesamtheit der
Pflanzungsunternehmungen in gemeinschaftlicher
Arbeit mit den Behörden gelingen wird, die
Arbeiteranwerbung dem Bedürfnis entsprechend
zu regeln.
Die Ernte 1907/08 ergab auf der Pflanzung
Union 3347 Sack à 80 Pfund. Kaffee in
Hülsen, von welchem Quantum 3190 Sack in
der Abrechnung 1907 enthalten sind, die den zu-
friedenstellenden Erlös von 106 000 ¼ brachten;
die Unkosten der Kaffeepflanzung konnten durch
ihn gedeckt werden. An kranken und zurück-
gebliebenen Bäumen mußte wieder eine große
Anzahl abgesetzt werden, so daß sich der Bestand
auf 441 363 Bäume erniedrigte. Wir haben
daher wieder eine stärkere Abschreibung auf die
Kaffeepflanzung vorgenommen. Die Anpflanzung
von Kautschukbäumen auf Longusa wird fort-
gesetzt; es befanden sich daselbst Ende 1907
107 000 Bäume, die durchweg gut standen,
während an Stelle der abgestorbenen Kaffeebäume
auf den Kaffeepflanzungen 55 000 Kautschukbäume
ausgepflanzt wurden.
Auf der Pflanzung Muoa belief sich der
Bestand an Palmen Ende des Jahres auf
155.000 Stück. Der Erlös für verkaufte 872 000
Nüsse war mit 24 000 Rup. sehr erfreulich.
Leider hat das Ausbleiben der kleinen Regenzeit
den Fruchtansatz für 1908 sehr beeinträchtigt.
An Sisalagaven konnten wir das vorgesehene
Quantum von 500 Tonnen Hanuf voll ernten; es
kamen 511 Tonnen Hanf zur Ablieferung, die
einen Reinerlös von 346 344 JTx ergaben. Die
Qualität war zunächst gut. In den letzten Mo-
naten haben die Pflanzen hingegen durch die
ungewöhnliche Trockenheit gelitten, so daß die
Entfaserung der dürren Blätter auf Schwierig-
keiten stieß. Im Mai 1908 find nun endlich
ausgiebige Regen gefallen, und die Pflanzung
hat sich völlig erholt, so daß wir hoffen dürfen,
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