Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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wurde der Wohlstand der Eingeborenen gehoben 
und ihre Kaufkraft vermehrt. 
Auch die Zahlen des Handels über die Küsten- 
grenze zeigen eine Steigerung infolge der durch 
unsere Bahn unterstützten stetigen wirtschaftlichen 
Entwicklung des Landes. 
Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, daß 
noch Seuchen und in einigen Gegenden Mißwachs 
störend auf den Handel und Verkehr gewirkt 
haben. Was das Land, das unter solch hemmenden 
Einflüssen und mit primitiven Verkehrsmitteln 
eine derartige Entwicklung gezeitigt hat, in nor- 
malen Verhältnissen und beim Vorhandensein 
moderner Verkehrsmittel zu leisten imstande sein 
wird, wird sich zeigen, sobald die großen Eisen- 
bahnprojekte in der Kolonie zur Ausführung ge- 
kommen sind. 
Die Bilanz enthält auf der Passivseite das 
Grundkapital von 21 000 000 —, das Zinsen- 
konto mit 623 601 /, das Tilgungskonto mit 
89 520 .7, Kreditoren mit 1 607 997 „uc. Auf 
der Aktivseite Bankguthaben mit 5 808 759 ¼, 
verschiedene Forderungen mit 621 422 , das 
Baukonto mit 16 390 793 J und die Reichs- 
garantie mit 504 783 J4. 
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft.“) 
Die Abrechnung für das Geschäftsjahr 1907 
weist einen Überschuß von 513 259,25 “ auf, 
wodurch wir wiederum in der Lage sind, bei 
guten Abschreibungen eine Dividende von 5 v. H. 
auf die Vorzugs= und Stammanteile zur Ver- 
teilung zu bringen. 
Unsere Handelstätigkeit ist infolge ver- 
schiedener Ursachen im Jahre 1907 nach vielen 
Richtungen unbefriedigend verlaufen. Neben Ver- 
lusten bei einzelnen Unternehmungen haben wir 
das Hinübergreifen der allgemeinen wirtschaft- 
lichen Depression Amerikas und Europas auf das 
afrikanische Geschäftsleben schwer empfunden. Die 
Landesprodukte wurden stark entwertet und 
brachten bei Ankunft in Deutschland zum Teil 
beträchtlichen Schaden. Anderseits wurden auch 
die Händler im Schutzgebiet durch den starken 
Preisrückgang der Landesprodukte sehr geschwächt. 
Wir mußten daher mit Krediten zurückhaltender 
sein; der Verkauf von Waren mußte stark ein- 
geschränkt werden, und unser Lagerbestand nahm 
zu Ende des Jahres eine ungewöhnliche Höhe 
ein. Unsere Lager sind vorsichtig ausgenommen 
und enthalten nur gängige Waren. 
Wir vertrauen, daß sich das Geschäft an der 
deutsch-ostafrikanischen Küste bald wieder beleben 
*) Aus dem letzten Geschäftsbericht der Gesellschaft. 
  
und es uns ermöglichen wird, im laufenden 
Jahre bessere Resultate zu erzielen. Der Weiter- 
entwicklung der deutsch-ostafrikanischen Kolonie 
dürfen wir um so zuversichtlicher entgegensehen, 
da durch die Bewilligung der Mittel zum Bahn- 
bau nach Tabora die reichen natürlichen Hilfs- 
quellen der Kolonie weiter zur Entfaltung kommen 
werden. 
Wiedereröffnet wurde im Laufe des Jahres 
die Niederlassung Tabora. 
Unsere Niederlassungen auf Madagaskar haben 
ein einigermaßen zufriedenstellendes Ergebnis ge- 
zeitigt. 
Die Arbeiterverhältnisse lagen auf unseren 
Pflanzungen zu Ende des Jahres wesentlich 
günstiger als zu Anfang; im gegenwärtigen 
Augenblick ist ein Mangel an Leuten nicht vor- 
handen. Wir hoffen, daß es der Gesamtheit der 
Pflanzungsunternehmungen in gemeinschaftlicher 
Arbeit mit den Behörden gelingen wird, die 
Arbeiteranwerbung dem Bedürfnis entsprechend 
zu regeln. 
Die Ernte 1907/08 ergab auf der Pflanzung 
Union 3347 Sack à 80 Pfund. Kaffee in 
Hülsen, von welchem Quantum 3190 Sack in 
der Abrechnung 1907 enthalten sind, die den zu- 
friedenstellenden Erlös von 106 000 ¼ brachten; 
die Unkosten der Kaffeepflanzung konnten durch 
ihn gedeckt werden. An kranken und zurück- 
gebliebenen Bäumen mußte wieder eine große 
Anzahl abgesetzt werden, so daß sich der Bestand 
auf 441 363 Bäume erniedrigte. Wir haben 
daher wieder eine stärkere Abschreibung auf die 
Kaffeepflanzung vorgenommen. Die Anpflanzung 
von Kautschukbäumen auf Longusa wird fort- 
gesetzt; es befanden sich daselbst Ende 1907 
107 000 Bäume, die durchweg gut standen, 
während an Stelle der abgestorbenen Kaffeebäume 
auf den Kaffeepflanzungen 55 000 Kautschukbäume 
ausgepflanzt wurden. 
Auf der Pflanzung Muoa belief sich der 
Bestand an Palmen Ende des Jahres auf 
155.000 Stück. Der Erlös für verkaufte 872 000 
Nüsse war mit 24 000 Rup. sehr erfreulich. 
Leider hat das Ausbleiben der kleinen Regenzeit 
den Fruchtansatz für 1908 sehr beeinträchtigt. 
An Sisalagaven konnten wir das vorgesehene 
Quantum von 500 Tonnen Hanuf voll ernten; es 
kamen 511 Tonnen Hanf zur Ablieferung, die 
einen Reinerlös von 346 344 JTx ergaben. Die 
Qualität war zunächst gut. In den letzten Mo- 
naten haben die Pflanzen hingegen durch die 
ungewöhnliche Trockenheit gelitten, so daß die 
Entfaserung der dürren Blätter auf Schwierig- 
keiten stieß. Im Mai 1908 find nun endlich 
ausgiebige Regen gefallen, und die Pflanzung 
hat sich völlig erholt, so daß wir hoffen dürfen, 
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