Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Ostafrika ein Zukunftsland für europäische Be- 
siedlung, ähnlich wie Südafrika, gesehen und 
darüber die reichen Schätze, die die tropischen 
Teile der Kolonie, namentlich die Küste bieten, 
ganz übersehen. Nachdem sich die sanguinischen 
Hoffnungen, die an die Ackerbau= und Weide- 
länder geknüpft waren, nicht oder doch nur in 
bescheidenem Maße erfüllt haben, hat man sich 
auf die in den tropischen Gebieten schlummernden 
Werte besonnen und mit dem Anbau von Baum- 
wolle und den Anlagen von Gummi= und Agaven- 
plantagen begonnen. Die neuen Unternehmungen 
kommen in der diesjährigen Ausfuhrstatistik noch 
nicht zur Geltung, wohl aber bei der Einfuhr, 
die für Maschinen und Maschinenteile eine erheb- 
liche Steigerung zeigt. 
Wie in Deutsch-Ostafrika spielt auch in Britisch- 
Ostafrika für die neuen Graskulturen die Arbeiter- 
frage eine große Rolle. Sicher ist, daß, während 
die benachbarte deutsche Kolonie die näötigen 
Arbeiter aufzubringen in der Lage ist, Britisch- 
Ostafrika mit seinem schlechten Eingeborenen- 
material den Anforderungen einer gesteigerten 
Plantagenwirtschaft auf die Dauer nicht genügen 
kann. Die wirklich brauchbaren Arbeiter sind 
zumeist Wanyamwesi, die in der Suche nach 
lohnendem Erwerb seit Jahren in Mengen aus 
Deutsch-Ostafrika auswandern. 
Der Mangel an guten einheimischen Arbeitern 
wird in baldiger Zeit die Einfuhr fremder Arbeiter 
aus Indien notwendig machen. 
Auch der Hebung der Eingeborenenkulturen 
wird rege Aufmerksamkeit geschenkt. Die Cotton 
Growing Association fördert den Anbau von 
Baumwolle, indem sie den Eingeborenen freie 
Saat liefert, sie belehrt und ihnen ihre Ernte 
abkauft. In Uganda hat die Regierung erheb- 
liche Opfer gebracht, um die Qualität der von 
den Eingeborenen gezogenen Baumwolle zu heben. 
Zur Förderung der Erdnußkultur hat die Re- 
gierung in Britisch-Ostafrika in erheblichen Mengen 
freie Saat verteilt. 
Aus dem Plantagenbetrieb sowohl wie aus 
den Eingeborenenkulturen ist für die nächsten 
Jahre ein gesteigerter Export zu erwarten, auch 
darf mir Sicherheit angenommen werden, daß 
der jetzige Tiefstand in den Preisen der einzelnen 
Exportartikel nur eine vorübergehende Erscheinung 
ist. Mit der Hebung der Ausfuhr aber muß eine 
Steigerung der Einfuhr Hand in Hand gehen. 
Trotz der ungünstigen Geschäftslage, deren 
Wirkungen sich noch auf längere Zeit fühlbar 
machen werden, herrscht ein gesunder Optimismus, 
der auch in der Etablierung neuer Handelsgesell- 
schaften seinen Ausdruck findet. 
(Nach einem Berichte des Kaiserl. Bizekonsulats 
in Mombassa.) 
  
  
Anbau und RKusfuhr von Candeserzeugnissen aus 
Britisch-Ostafrika 1907/08. 
Bei dem gewaltigen Wachsen der Ausfuhr 
von Wachs aus Britisch-Ostafrika verlohnt es sich, 
die Entwicklung der letzten Jahre zu verfolgen. 
Von der gesamten Wachsausfuhr entfielen auf 
Erzeugnisse 
1903/4 1901/5 1905/6 1906.7 1907/8 
# +#. 9L 1+ #+2 
aus Britisch- 
Ostafrika 1814 3925 51140 4376 7653 
aus Deutsch- 
stafrika — 159 16 445 13 953 43 970 
Die gesteigerte Nachfrage auf dem Weltmarkte 
hat dem Artikel, der noch vor fünf Jahren kaum 
als Wertobjekt angesehen wurde, im Jahre 1907/08 
die dritte Stelle in der Ausfuhrstatistik verschafft. 
In Britisch-Ostafrika war es namentlich ein 
deutscher Ansiedler, der die Eingeborenen, die bis 
dahin die Waben wegzuwerfen pflegten, zum 
Sammeln und Verkaufen anregte. Das britisch- 
ostafrikanische Wachs kommt vornehmlich aus der 
Gegend zwischen Kibwezi und Nairobi. 
Im Vergleich viel erheblicher ist die Ausfuhr 
aus der deutschen Nachbarkolonie, die nach dor- 
tigen Statistiken in den Kalenderjahren 1904 
bis 1906 rund 30 000, 65 000 und 45 000 S 
ausführte, wovon 1905: 20000, 1906: 14000 S. 
durch Britisch-Ostafrika gingen. Die diesjährige 
Ziffer ist noch unvergleichlich höher und kenn- 
zeichnet den immer weiter gehenden Einfluß der 
Ugandabahn, die sich auch den Taboramarkt 
mehr und mehr erobert hat. 
Gehandelt wird das Wachs nach dem Frasila 
zu 36 lbs. Der Preis betrug im April 1907 
28⅛% Rp., siel dann im Sommer und Herbst 
auf 27 und stieg gegen Ende des Berichtsjahres 
wieder auf 27½ Rp., den es auch anfangs 
August 1908, nach einem kurzen Steigen bis auf 
28 1¼ Rp., wieder erzielt. 
Ausgeführt wird der Artikel zum weitaus 
größten Teil nach Hamburg. Die dortigen Preise 
standen zu Anfang des Berichtsjahres auf 1,35 
bis 1,36 /7, sanken im Herbst und Sommer auf 
1,26 . und stiegen später wieder auf 1,30 bis 
1,32 7“ für das deutsche Pfund 
Die Kokospalme findet sich als Araber= und 
Suahelikultur die ganze Küste entlang, ihre 
Blätter (makuti) liefern die Bedachung für die 
Eingeborenenhäuser, ihre Rinde gibt einen Faser- 
stoff für gröbere Stricke und Taue, ihre Frucht 
liefert in frischem Zustande (madafu) ein er- 
quickendes Getränk, ihre eigentliche Bedeutung 
für den Handel besteht jedoch in dem getrockneten, 
stark ölhaltigen Fleisch der Nuß, der Kopra. 
Die Trocknung geschieht an der Sonne, weniger 
am Feuer, da die letztere Behandlung den Wert 
vermindert.
	        
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