Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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April bis Juni mit 30 bis 50 3 bezahlt, sank 
bis Ende des Jahres auf 25 bis 33 S8 und stand 
im März auf 27,50 bis 27,75 S. 
Für Mombassa werden die Preise nicht ver- 
öffentlicht. Sie sind etwas niedriger, da 10 v. H. 
Ausfuhrzoll und die Seefracht dazukommen. 
Der Plantagenkautschuk wird bestem Para- 
kautschuk gleichgerechnet, dasselbe hofft man von 
dem Produkt der Funtumia elastica, mit dessen 
Export eben erst begonnen wird. Der Kautschuk 
von den wilden Bäumen ist, zum Teil auch wegen 
mangelhafter Behandlung, von geringerem Wert. 
Der Preis in England war zuletzt 2 sh 3 d. 
Eine Belebung des Kautschukhandels erhofft 
man von der inzwischen in London abgehaltenen 
Internationalen Kautschukausstellung. 
Daß die Anlage neuer Plantagen in Afrika 
den Weltmarkt nennenswert beeinflussen wird, ist 
bei dem verschwindenden Betrage, den der Plan- 
tagenkautschuk im Verhältnis zum wilden Kautschuk 
darstellt, nicht anzunehmen, umsomehr als der 
Bedarf an Gummi in der Industrie immer größer 
wird. Ein Fehlschlag wäre es freilich, wenn ein 
erfolgreiches Surrogat gefunden werden sollte. 
Die Ausfuhr ist infolge der schlechten Preise 
im letzten Jahre um 500 Zentner zurückgegangen, 
am meisten zu Lasten von Britisch-Ostafrika selbst, 
dessen Produktionsziffer hinter denen der vorher- 
gehenden drei Jahre zurückblieb. Auch Uganda 
hat gegen das Vorjahr, das eine besonders hohe 
Exportziffer (20 403 L) aufwies, um 3000 L 
verloren. Auffallend ist, wie der Anteil Deutsch- 
Ostafrikas gestiegen ist. Es zeigt sich hier der 
weitgehende Einfluß der Ugandabahn. Es geht 
nämlich die Hälfte des früher nach Bagamojo 
gebrachten Kaurschuks über Muanza nach der 
Ugandabahn, so daß sich Muanzas Ausfuhrziffer 
für Kautschuk im Jahre 1906 gegen 1905 fast 
verdoppelt, gegen 1904 fast vervierzigfacht hat 
(301 180 7, 164 763 .“ und 8891 .7. 
Von dem Kautschuk nahm Deutschland den 
größten Teil mit 23 581 #L auf, hauptsächlich 
wohl das von Muanza ausgeführte deutsch- 
ostafrikanische Erzeugnis. Großbritannien erhielt 
20 734 L, kleinere Mengen gingen nach Frank- 
reich und Belgien. 
Die Ausfuhr von Baumwolle aus Britisch- 
Ostafrika begann im Jahre 1904 und stellte sich 
folgendermaßen: 
1904/5 1905,6 1906/7 1907,8 
« L L L 
Insgesamt. 668 2726 7408 26 907 
Hiervon entfielen nach 
den Nollstatistiken auf: 
Britisch- Ostafrika 285 1 173 1407 1 843 
Uganda 162 5214 24 483 
Deutsch- Ostafrika 221 407 787 671 
  
Dabei ist jedoch für das letzte Jahr ein Irrtum 
unterlaufen, indem etwa für 1500 K aus Malindi 
(Britisch-Ostafrika) stammende Baumwolle als 
Uganda-Erzeugnis gebucht wurde. In Wahrheit 
ist Britisch -Ostafrika 1907/08 mit 3300 2 und 
Uganda mit 23.000 K vertreten. 
Während der deutsche Anteil, aus dem 
Muanzabezirk stammend, in den letzten beiden 
Jahren sich etwa gleich geblieben ist, ist die Aus- 
fuhr Ugandas um das Vierfache gestiegen. Der 
Anbau ist dort durchweg Eingeborenenkultur, Sitz 
des Handels ist Kampala, wo mehrere Gesell- 
schaften vertreten sind, die zu einem untereinander 
vereinbarten Preise (6 Rp. 25 Cents für 100 lbs.) 
den Eingeborenen ihre Waren abnehmen. 
Gebaut wird langstapelige amerikanische Baum- 
wolle, wozu die Saat von der Regierung frei 
geliefert wird. In früheren Jahren wurden auch 
andere Arten gebaut, deren Saat von den Ein- 
geborenen vermischt wurde, wodurch die Qualität 
verlor. Um dies abzustellen, kauft die Regierung 
unter nicht unerheblichen Kosten die alten Saaten 
auf und sendet sie zur Olverarbeitung nach England. 
In Britisch -Ostafrika wird nur ägyptische 
Baumwolle gebaut, und zwar bei Kisumu am 
Viktoriasee und an der Küste zwischen Mombassa 
und Lamu. Neuerdings ist noch am Juba, dem 
nördlichen Grenzflusse, von griechischen Pflanzern 
mit dem Anbau begonnen worden. 
In Britisch-Ostafrika ist der Baumwollbau zu 
etwa 9/10 Eingeborenen= und 1/10 Plantagenkultur. 
Entkernungsmaschinen befinden sich in aus- 
reichender Anzahl für Uganda in Kampala, für 
Britisch -Ostafrika in Kisumu, Mombassa und 
Malindi. 
Gehandelt wird an der Küste nach dem Frasila 
zu 36 lbs. Das lb. wird mit 1½ d, das Frasila 
also mit 3 Rp. 25 Cents bezahlt. 
Uganda-Baumwolle erzielt auf dem heimischen 
Markte 1 d mehr pro lb. als Amerika Mittel, 
das britisch-ostafrikanische Erzeugnis stellt sich noch 
um ½ bis 1d höher. 
Die Fracht nach Europa stellt sich auf ½ d 
pro lb. bei Handpressung, und bei Anwendung 
hydraulischer Pressen, deren Einführung beabsich- 
tigt wird, ermäßigt sie sich auf etwa ¼ d. 
Die Ausfuhr geht mit Ausnahme des deutschen 
Transitgutes, das nach Hamburg verschifst wird, 
nach Liverpool; geringe Ware, die in Europa 
keinen Markt finden würde, geht nach Indien, 
wo sie zu billigen Stoffen verarbeitet wird. 
Der Baumwollbau ist bei den Eingeborenen, 
namentlich an der Küste von Britisch-Ostafrika, 
schnell beliebt geworden und ist in ständigem 
Wachsen, so daß man für das Jahr 1908 auf 
das Drei= bis Vierfache der diesjährigen Ausfuhr 
rechnet, auch für Uganda ist eine Steigerung bis
	        
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