Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Durch drei Erlasse vom 17. Dezember 1905 
hat Herr Leygues eine gänzliche Umgestaltung 
vorgenommen. Sie betreffen: 
1. die Einrichtung des Elementarunterrichts; 
2. die Einrichtung des Gymnasiums; 
3. die Bedingungen zur Erlangung von 
kolonialen oder mutterländischen Freistellen für 
die jungen Leute Guyanas. 
„Diese drei Erlasse“, sagt der Bericht an den 
Präsidenten der Republik, „wollen ein Unterrichts- 
wesen schaffen, das, indem es der Bevölkerung 
der Kolonie die freisinnige Erziehung sichert, die 
überall die französischen Bürger erhalten sollen, 
den Bedürfnissen des Landes angepaßt ist und 
ein wichtiger Antrieb seiner wirtschaftlichen Ent- 
wicklung werden wird.“ 
Bei ihrem Abgange von der Elementarschule, 
welche die Schüler fünf Jahre besuchen müssen, 
haben sie die Wahl zwischen einer Abteilung für 
mittleren Unterricht, einer Abteilung für höheren 
Elementarunterricht und einer Gewerbeabteilung, 
die einer praktischen Gewerbeschule zu ver- 
gleichen ist. 
Diese Umgestaltung entspricht einer wirklichen 
Notwendigkeit. Die peinliche wirtschaftliche Lage 
Guyanas ist zu einem großen Teile auf all- 
gemeine Fehler in der inneren Einrichtung zurück- 
zuführen. Diese Wandlung im Unterrichtswesen 
kann zur neuen Hä unserer Besitzung bei- 
tragen. So wird z. B. durch einen dieser Er- 
lasse ein Sonderausschuß zur Vervollkommnung 
der Gewerbeabteilung des Gymnasiums gebildet. 
Dieser Ausschuß setzt sich zusammen aus: 
1. dem Vorstand des öffentlichen Schul- 
wesens als Vorsitzenden; 
2. dem Vorstand des Ressorts für öffentliche 
Arbeiten; 
3. dem mit der Leitung der Artillerie beauf- 
tragten Offizier; 
4. dem Vorsitzenden der Kammern für Handel 
und für Bergwerke; 
5. einem von seinen Amtsgenossen gewählten 
Generalrat; 
6. dem Bürgermeister von Cayenne; 
7. vier hervorragenden Gewerbetreibenden 
der Kolonie, die vom Gouverneur auf drei Jahre 
ernannt werden; 
8. dem Hauptlehrer für praktische Arbeiten 
in der Gewerbeabteilung. 
Dieser Ausschuß soll sein Gutachten über die 
zu schaffenden oder zu entwickelnden technischen 
Unterrichtszweige sowie über die zu ergreifenden 
Maßnahmen abgeben, um den Unterricht mit den 
örtlichen Bedürfnissen in Beziehung zu bringen. 
Am Schlusse des Unterrichts und nach einer 
Prüfung über die vorgetragenen Stoffe erhalten 
die Schüler ein Zeugnis über praktische Gewerbe- 
  
tätigkeit. Dieses Zeugnis ist bei der Zulassung 
zu allen örtlichen Dienstzweigen vorzuweisen. 
Ende 1898 zählte man in der Kolonie: 
5 Schulen in Cayenne (1 Knaben-, 1 Mädchen-, 
1 Kleinkinderschule, je 1 Privatordensschule für 
Knaben und Mädchen) und in den Gemeinden 
9 Knaben-, 5 Mädchen-, 3 gemischte Schulen. 
Zusammen 22 Elementarschulen mit 2127 Kindern. 
Das Gymnasium in Cayenne zählte 90 Schüler. 
1906 gibt es in Guyana: 1. ein Gymnasium 
mit 160 Schülern; 2. einen Lehrerbildungs- 
kursus; 3. 25 öfffentliche Elementarschulen 
(8 Knaben-, 7 Mädchen-, 10 gemischte); 4. 2 öffent- 
liche Kleinkinderschulen; 5. 3 private Elementar- 
schulen. Das Gymnasium hat eine Abteilung für 
mittleren Unterricht, eine Abteilung für höheren 
Elementarunterricht, eine Abteilung für Gewerbe- 
unterricht. 
Die schulpflichtige Bevölkerung der Kolonie 
kann auf 3750 Kinder geschätzt werden; ein 
Drittel dieser Kinder erhält keinerlei Unterricht. 
Kongo. 
1896 unterhielten verschiedene Missionen am 
Kongo 52 Schulen mit 2654 Kindern. Man 
zählt heute (bei etwa 1 300 000 schulpflichtigen 
Kindern) 51 Schulen, darunter 28 protestantische 
und 21 katholische, die 3000 bis 4000 Schüler 
haben. Die Privatschulen werden von der Kolonie 
unterstützt; die ihnen zugewendeten Unterstützungen 
sind 1905 auf 23 000 Franken erhöht worden. 
Es ist geplant, dem Unterricht eine weitere Aus- 
dehnung zu geben. „Der Schaffung zweier Hand- 
werkerschulen in Libreville und Brazzaville“, sagt 
Herr Gentil, „und einer Elementarschule an 
letzterem Orte wird sofort die Gründung einer 
Schule zur Heranbildung der eingeborenen Lehrer 
für die wichtigsten Orte folgen. Der Gouverne= 
mentsrat wird überdies demnächst einen Plan 
für den Unterricht und die Hilfeleistung an Ein- 
geborene ausarbeiten, den wir nach dem Maße 
unserer verfügbaren Mittel anwenden werden.“ 
Réunion. 
1898 wurde der Unterricht auf Réunion in 
folgenden Anstalten erteilt: 
1 Lyzeum mit 415 Schülern, 2 Gymnasien 
und 1 Ordensschule für mittleren Unterricht, 
1 Lehrerbildungsanstalt beim Lyzeum, 119 öffent- 
lichen Elementarschulen, 36 Privatschulen. Diese 
Schulen hatten gegen 7000 Knaben und 9000 
Mädchen. 
Jetzt zählt das Lyzeum 270 Schüler; fünf 
Ergänzungskurse haben deren 191; es gibt 16 533 
eingetragene Schulkinder (7781 Knaben und 8752 
Mädchen) in den Elementarschulen aller Art, 
d. h. 11 997 in 127 öffentlichen, 3783 in 26
	        
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