Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

W 307 28 
Haondel Kbessiniens. 
Bei dem Mangel einer amtlichen Zollstatistik 
in Abessinien kann man ein Bild des Einfuhr- 
und Ausfuhrhandels dieses Landes nur dadurch 
gewinnen, daß man die statistischen Veröffent- 
lichungen der Nachbarländer einer Betrachtung 
unterzieht. 
Solche Veröffentlichungen liegen nunmehr für 
das Jahr 1906 bezüglich der beiden wichtigsten 
Durchgangsländer des Handels nach Abessinien 
vor, nämlich für die französische Somaliküste mit 
dem Hafen Dsibuti und für die italienische Kolonie 
Erythräa mit dem Hafen Massaua. 
1. Nach der Zollstatistik der Verwaltung der 
französischen Somaliküste wurden im Jahre 
1906 Waren im Werte von 13 976 829 Fros. 
in die Kolonie eingeführt. Hiervon ist der 
größte Teil, nämlich für etwa 10 Millionen Frcs., 
nach Abessinien weiterbefördert worden. Vergleicht 
man diese Einfuhr mit der des Vorjahres 1905, 
so ergibt sich eine Zunahme von fast 3 Millionen 
Frcs. Eine Mehreinfuhr hat namentlich in Baum- 
wollstoffen amerikanischer Herkunft, Glaswaren 
und Zucker stattgefunden. 
Die hauptsächlichsten nach Abessinien weiter- 
geführten Artikel waren folgende: 
Frcs. Frcs. 
Ungebleichte Kurzwaren 159 506 
Baumwoll= Spirituosen 158 216 
stoffe. 5 029 080 Zgucker 1857 549 
Andere Baum- Wellblech 121 730 
wollwaren 1 233 667 Feuerwaffen 112 433 
Patronen 461 430 Hausgeräte. 104 813 
Glaswaren. 385 225 
Der Anteil der einzelnen Herkunftsländer 
soll schätzungsweise betragen haben: 
Frcs. Frcs. 
Amerika 5 000 000 Ostterreich-Ung. 350 000 
Frantreich 1200 000 Jalien 40 000 
Großbii- Türkei 320 000 
tannien 850 000 Deutschland 220 000 
kitisch- 
Indien 750 000 
Die Einfuhr Amerikas besteht fast ausschließ- 
lich aus ungebleichten Baumwollstoffen (Abu 
biedid genannt). Frankreich liefert Konserven, 
Zucker, Weine, Alkohol, Parfümerien, Seiden- 
waren, Papier, Waffen und Patronen (insbe- 
sondere Munition für das in Abessinien ver- 
breitete Gewehr Gras). Aus Großbritannien 
werden 
M baumwollene Garne und Gewebe sowie 
6. niallwaren importiert, aus Britisch-Indien Reis 
Osur Tee und baumwollene Gewebe, aus 
Iterreich-Ungarn Bier, Zucker, Alkohol, guß- 
elserne Röhren usw. 
  
Der Anteil Deutschlands ist in obiger Zu- 
sammenstellung vermutlich seinem Werte nach 
unterschätzt worden, da eine nicht unerhebliche 
Menge deutscher Waren auf dem Umwege über 
die Häfen anderer Länder, so namentlich über 
Aden, nach Abessinien gelangt und als deutsche 
Einfuhr nicht mehr erkannt wird. Man findet 
in Adis Abeba die verschiedensten Waren deutscher 
Herkunft, insbesondere in folgenden Artikeln: 
Alkohol, Bier in Flaschen, Glasperlen, Kurz- 
waren, Messerschmiedewaren, emaillierte Eisen- 
waren, Samte, Säbelklingen, Zucker usw. 
Die Ausfuhr der französischen Somaliküste 
ist fast ausschließlich abessinischen Ursprungs. Sie 
bezifferte sich im Jahre 1906 auf 8 875 078 Frcs. 
und zeigte gegen das Vorjahr 1905 eine Ab- 
nahme um etwa 680 000 Frcs., die vornehmlich 
auf einen Rückgang der Ausfuhr von Elefanten- 
zähnen zurückzuführen ist. 
Die Ausfuhr umfaßte im Jahre: 
1906 1905 
Frcs. Frcs. 
Kassesee für 3 485 000 gegen 3 547 434 
Häute 2 459 000 = 2 s21 808 
Wachs 1 680 O0C00 = 1 63 238 
Elfenben.. 805 000 = 1 835 800 
Zibet = 460 O000 283 440 
Der Anteil der einzelnen Bestimmungsländer 
an obiger Ausfuhr läßt sich nicht feststellen, da 
der größte Teil der abessinischen Exporte zunächst 
nach Aden gelangt und von dort weiter versandt 
wird. Der abessinische Kaffee soll in der Haupt- 
sache von Amerika ausgenommen werden; Elfen- 
bein wird nach den Märkten von London und 
Antwerpen, Zibet nach Frankreich verschifft. 
Deutschland scheint von abessinischen Export- 
produkten bisher nur Häute und Wachs auf- 
zunehmen. 
2. Der Handel zwischen der italienischen 
Kolonie Erythräg und Abessinien zeigte im 
Jahre 1906 folgendes Bild: 
Ausfuhr aus Abessinien nach Erythräg im 
Jahre 1906: 2 090 027 Maria Theresientaler") 
(etwa 4,5 Mill. Mk.) gegen 1 887 631 Maria 
Theresientaler (etwa 4,1 Mill. Mk.) im Jahre 1905. 
Einfuhr aus Erythräg nach Abessinien im 
Jahre 1906: 3 159 098 Maria Theresientaler 
(etwa 6,9 Mill. Mk.) gegen 1 760 965 Maria 
Theresientaler (etwa 3,8 Mill. Mk.) im Jahre 1905. 
Auch hier ist eine Zunahme des Handels, 
insbesondere in der Einfuhr nach Abessinien, zu 
verzeichnen. 
  
*) 1 Maria Theresientaler = etwa 2.00 Mk.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.