Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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vor. Die Bevölkerung ist weniger dicht, der 
Anbau weniger gut, als in den Mpangwedistrikten. 
An Stelle der offenbar wenig reichhaltigen Jagd 
scheinen größere Fischereianlagen am Flusse zu 
treten. Die Sprache ist Bati. Die Mpangwe- 
Dialekte, also das was man Jaunde zu nennen 
gewohnt ist, werden vielfach nicht verstanden, 
obwohl ich eine starke Blutmischung des Volkes 
mit den Mpangwes anzunehmen geneigt bin. 
Die Batisprachen zeigen übrigens mit dem Baia 
und Bangandu im äußersten Osten des Schutz- 
gebiets einige Verwandtschaft. 
Zu erwähnen ist in diesen Gegenden die sehr 
sichere und geschickte Bauart der Fähr= und Fisch- 
kanus. Ihr großes Fassungsvermögen, verbunden 
mit verhältnismäßiger Sicherheit in unregulierten 
Gewässern, legt deren Einführung bei den weiten 
Flußtransporten auf dem nicht sehr entfernten 
Njong mit seinem ständigen Kanumangel nahe. 
Kanubauverständige Leute wären sowohl in Men- 
gissa, wie in Bingaba in ziemlicher Anzahl für 
den halben Lohn zu haben, wie er am Njong 
den derzeit beliebten Kanubauern aus Duala, 
Malimba oder Batanga bezahlt wird. 
Nach recht zuvorkommender Aufnahme bei dem 
Bingabachef Abege-suga wurde am 20. Januar 
der Sanaga dicht unterhalb der Alaumündung 
überschritten und jenseits das überwiegend aus 
Grasland bestehende Gebiet des Batistammes 
Bakore erreicht. Sowohl von diesem Routen- 
stück, wie von seiner Fortsetzung Bakore—Ba- 
linga aus hatte es den Anschein, als ob die bei 
den seitherigen Routenaufnahmen gepeilten Höhen, 
die sich auf den Karten zwischen Sanaga und 
Mbam bei deren Zusammenfluß finden, mit den 
auf dem Sanaga-Südufer im östlichen Mengissa, 
nahe der Bingabagrenze gelegenen, mehrfach er- 
wähnten Bergzügen identisch seien. Der Sanaga 
bot sowohl hier, wie an allen anderen Stellen 
ober= und unterhalb der Mbammündung, ein 
wesentlich anderes Bild, als der nahe Njong in 
dieser Entfernung von der Küste. Während 
beim Njong die Felsbarren, Stein= und Sand- 
bänke, wie die schnellenähnlichen Strömungen 
sehr auffällig seltener werden und ostwärts sich 
eine immer bessere Fahrstraße präsentiert, ist der 
Sanaga noch durchaus Schnellengebiet. Er kommt 
als Transportweg mindestens bis auf die Höhe 
von Kul ostwärts nicht in Frage. Auch der Alau 
zeigt, soweit sein Mündungsabschnitt besichtigt 
werden konnte, viel zu starke Strömungen, Sand- 
und Steinbänke, sowie geringe Wassertiefen, um 
trotz der verhältnismäßigen Länge seines Laufes 
auch nur für Kanus einige Aussicht auf Benutz- 
barkeit zu bieten. Es ist wahrscheinlich, daß der 
Grund dieser Erscheinung — abgesehen natürlich 
von lokalen (Wasserscheiden- usw.) Verhältnissen — 
  
darin zu suchen ist, daß das Terrain von der 
entsprechenden Njongstrecke ab dauernd ganz all- 
gemein nach Nord-Nordost steigt und so die Ge- 
fällverhältnisse der nördlicheren Wasserläufe un- 
günstig beeinflußt. 
Nach dem Übergang über den Sanaga 
begannen für die Expedition sehr erhebliche 
Schwierigkeiten, die zeitweise einen Erfolg über- 
haupt in Frage stellten. Ich fasse den Bericht 
für den Zeitraum bis zum 6. Februar 1907, also 
bis zum definitiven Verlassen der Batistämme 
und zum Eintritt in das Gebiet Nordostbakoko, 
schon hier zusammen. « « 
Bereits auf den wenig anstrengenden Märschen 
von Jaunde bis zum Sanaga trat bei dem an— 
geworbenen Bati-Ersatz sowohl, wie hauptsächlich 
bei den von Jaunde gestellten Batiträgern eine 
wenig vertrauenerweckende Stimmung zutage. 
Die Furcht vor den Bafiastämmen westlich des 
Mbam und vor den Bergbakokos des Nordostens 
erhöhte die offenbare Mißstimmung ebenso, wie 
das dieser Art von Leuten ganz ungewohnte 
Lastentragen. Am 20. Januar 1907 richtete ich 
von Bingabafähre aus ein Schreiben an das 
Bezirksamt Jaunde, in dem es hieß: „Schon auf 
dem Marsche hierher, in Massen aber nach dem 
Überschreiten des Flusses sind Desertionen der 
Sanagaleute (Bati) vorgekommen. Von den von 
mir angeworbenen sind 10, von den vom Be- 
zirksamt gestellten Leuten 32 Mann desertiert. 
Alle Lasten über 25 kg waren doppelt besetzt, 
die Tagemärsche nur 4 bis 5½ Stunden lang 
und die Rationen, auch Fleisch, Salz und Tabak 
sehr reichlich. Außerdem ist keiner der Leute be- 
straft worden. Der nachgesandte englisch sprechende 
Vormann kehrte ebenfalls nicht zurück. Außer 
Stande, das Faltboot weiter zu transportieren, 
lasse ich dasselbe dem Bezirksamt zugehen. Mit 
Hilfe von Abege-suga und dem sehr bemühten 
Balingachef hoffe ich jedoch ohne weitere Schwierig- 
keiten fortzukommen“. 
Diese Erwartungen gingen infolge der nach 
Auftreten der Europäer überall geschwundenen 
Autorität der Häuptlinge nur zum geringen Teile 
in Erfüllung. Der Zeitabschnitt bis zum Eintritt 
in das Bakokoland am 6. Februar 1907 war 
reich an Schwierigkeiten erheblichster Art. Am 
31. Januar, nach einem Zusammenstoß mit feind- 
lichen Bafia hatte ich z. B. sechzehn Deserteure. 
Die Häuptlinge der regierungstreuen Stämme 
schickten, da ihre Macht der männlichen Be- 
völkerung gegenüber nicht ausreichte, schließlich 
sogar ihre Weiber als Hilfsträger. Doch wurde 
davon kein Gebrauch gemacht, sondern von Dorf 
zu Dorf durch stets wechselnde Hilfsträger mühsam 
das unentbehrliche Material weitergebracht. Am 
1. Februar verschwand vor der nahen Bakoko-
	        
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