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das Gouvernement hier wirklich Einfluß erreicht
hat, dürften solche Einwirkungen einige Aussicht
auf Erfolg ohne einschneidendere Verwicklungen
haben.
Von dem Ndogn-mai-Dorfe Kuki aus, wo
eine längere Ruhepause hatte gemacht werden
müssen, brach die Expedition am 14. Februar
westlich nach dem Dibambaquellflüßchen auf. Es
erschienen hier übrigens wieder recht bösartige,
durchschnittlich kleine Elefanten in Menge. Auch
war das häufige Auftreten von Kokospalmen-
gruppen bemerkenswert.
In großem Bogen nach Norden wurden durch
die dichtbevölkerten Landstriche der Stämme
Ndogn-mwe und Ndogn-okoa die hohen vorliegen-
den Gebirgsketten passiert; bald war der etwa
600 m hohe Steilrand in das Düeltal erreicht.
Trotzdem Europäer dort völlig unbekannt waren,
war die Verpflegung von Kuki ab bis an die
Dualaeinflußzone (etwa bis zum Uemtal) überall
recht knapp und sehr teuer. Der Steinboden
dieser Gebirgslandschaften scheint an den wenigen
kulturfähigen Stellen nicht mehr hervorzubringen,
als für die Bedürfnisse der sehr zahlreichen Be-
völkerung nötig ist. Die auf allen Verbindungs-
wegen an den Stammesgrenzen stattfindenden
Bakoko-Märkte wiesen für den Lebensmittelaus-
tausch der Eingeborenen untereinander ähnlich
hohe Preise auf.
Nach Überschreiten des starken Gebirgswassers
Düel trat die Expedition in das Babimbigebiet
ein; es wurde bis zu dem westlichen Rand des
Uemtales, der Wasserscheide Sanaga-Dibamba
durchquert; die dortigen Stämme sind die Ndogn-
mngue, die äußerst zahlreichen und auch mit Edea
in Fühlung stehenden Ndogn-ma-kumak und die
Ndogn-nkad.
Bis zum Dücel-Nebenflüßchen Malua wurden
hierbei wieder etwas ebenere Gegenden durch-
schritten, dann aber wieder 500 bis 600 m hohe,
abermals etwa den Flußläufen parallel laufende
Bergketten auf äußerst steilen Geröllwegen über-
stiegen. Das vorliegende Quellgebiet des Uem ist
— bis an die ihn östlich begleitenden sehr hohen
Bergreihen heran, die bereits stark die Anfänge
des nun westlich vorliegenden geschlossenen Ur-
waldes aufweisen und an ihrem Steilabfall zum
Flusse sehr bevölkert und wieder gut angebaut
sind — mit massenhaften, wenig bewohnten 150
bis 300 m hohen runden Graskuppen bedeckt.
Außer einigem Elfenbein und etwas Landol-
phiengummi wurden Produkte auch auf dieser
Strecke bis auf die (der Transportfrage halber
hier im Gebirge wenig in Frage kommenden)
Olpalmerzeugnisse kaum beobachtet. Schönes
Kleinvieh ist selbst in den ärmsten Regionen dieser
Nordbakoko-Landschaften überall vorhanden, aber
infolge des bereits fühlbaren Einflusses von
Dualahändlern sehr teuer.
Der 17. Februar brachte die Expedition über
das nur wenige Kilometer breite, aber mehrere
100 m tief eingeschnittene Gebirgstal des Sanaga-
Nebenflüßchens Uem aus dem Babimbilande in
das reine, dicht bevölkerte Waldland des Bassa-
stammes Ndogn-biakad.
Schon diesseit des Uem bei dem Ndogn-nkad-
Chef Bele wurden der Akwafamilie zugehörige
Dualahändler angetroffen, die den Handel von
Dibamba (Bonapuba) aus sowohl nach Lungahe
wie weit nach Osten bis in das Babimbiland
konkurrenzlos beherrschen. Sie führen vor allem
Elfenbein, Vieh und etwas Kautschuk nach Duala
aus und geberden sich unter geschickter Be-
nutzung der gewissen Bakokochefs durch ihre Ver-
mittlung verliehenen Palaverrechte und Einge-
borenen-Schiedsgerichte, beiläufig auch durch
Heiratsankauf von Häuptlingstöchtern nicht nur
als die Herren dieser Landschaften, sondern auch
als Vermittler zu den Regierungsstellen. Auf
Grund ihrer Schreibkünste und mangels einer
Kontrolle ihrer bis dahin noch ganz unbekannten
Handelswege nach Osten üben sie wirklich eine
Art von Herrschaft aus. Bereits während meiner
Stellvertretung in Edea (1896) hatte ich Ge-
legenheit, über diese — nach Osten hin wenigstens
— jetzt eher noch verschärften Verhältnisse zu
berichten. Für die Expedition war dieses Zu-
sammentreffen mit Akwaleuten, die hier auf eine
militärische Expedition aus dem Osten durchaus
nicht vorbereitet waren, zunächst nur angenehm.
Die Führer-, Unterkunfts= und Verpflegungsfrage
erledigte sich infolge der Vermittlung der Akwa-
leute weiterhin außerordentlich leicht. Ich habe
nur die nicht unbegründete Befürchtung, daß das
Erscheinen der Expedition zur weiteren Aus-
dehnung und Befestigung des Duala-Einflusses
und zur schnelleren Erledigung von allerhand
schwebenden Vermögens-, Heirats= und ähnlichen
Palavern in ausgedehntem Maße mißbraucht
worden ist.
Von dem westlichen, etwa 400 m hohen Rand
des Uemtales, dem Markte des Ndogn-biakad-
Chefs Mbienndenge, aus wurde am 18. Februar
die Wasserscheide zwischen Sanaga und Dibamba
passiert, die in relativer Höhe von 400 bis 500 m
das Uem= und Ekemtal trennt. Auf verhältnis-
mäßig gutem Wege erreichte die Expedition ent-
lang dem letzteren Flüßchen, durch ein landschaft-
lich sehr schönes, mit 200 bis 300 m hohen Wald-
bergen eingesäumtes, gut angebautes und be-
völkertes Tal die Duala-(Akwa-hansiedlung und
gleichzeitig das Eingeborenenschiedsgericht bei dem
Haupt-NRdogn-biakad-Chef Matun-ma-ndok.
Der 19. und 20. Februar mußten zur dringend