Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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kann, während nach den Angoben anderer die 
Gewinnung der Wurzeln mühsam ist und dies 
das Material sehr verteuert. Die Elandswurzel 
besitzt ferner den Nachteil, daß sie infolge eines 
großen Stärkegehaltes nicht bei höheren Tempe- 
raturen ausgelaugt werden kann und daß bei der 
erforderlichen niedrigen Temperatur die Aus- 
nutzung eine ungenügende ist. Ein anderes gerb- 
stoffführendes Material ist der „Ganib“ 
(Hydnora longicollis), der aus Deutsch-Südwest- 
afrika stammt und von mehreren Seiten ein- 
geschickt wurde. Über diesen Ganib, der nach 
den mir übermittelten Angaben eine Schmarotzer= 
pflanze ist, wurden vom Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitee einige Mitteilungen gemacht, die es einem 
südwestafrikanischen Farmer verdankt und die auch 
hier angeführt werden sollen: 
„Die knollenähnlichen Auswüchse wachsen, si 
dreiteilend, aufwärts, und die Dreiteilung durch- 
bricht den Boden und trägt eine faustdicke Frucht, 
die von den Hottentotten genossen wird. Die 
Knollenauswüchse sind offenbar, besonders im 
Anfangsstadium, solange sie noch rundlich sind, 
sehr tanninreich. Man unterscheidet zwei Arten 
Ganib. Die eine ist in ihrem Vorkommen an 
den Milchbusch (Euphorbia dichotoma) gebunden, 
also an steiniges, besonders schiefriges Gelände. 
Die andere wächst unter dem Dornbaum (Acacia 
horrida), also vorwiegend auf dem Schwemm- 
lande der Flüsse. Der erste Ganib wächst wild 
in der Milchbuschregion und in den Flußtälern 
in ungeheuren Mengen und würde bei etwaigem 
Wert für die Gerberei in enormen Mengen ge- 
wonnen werden können, zumal die Bahn nach 
Keetmanshoop die wichtigsten Flußtäler und den 
Euphorbiengürtel schneidet.“ Bei den drei seitens 
der Versuchsanstalt untersuchten Mustern von 
Ganib wurde ein Gerbstoffgehalt von 18, 21,2 
bzw. 32 v. H. ermittelt, was entschieden recht 
beachtenswert ist, doch wurde auch hier ein hoher 
Stärkegehalt festgestellt, der, wie schon bei der 
Elandswurzel bemerkt wurde, bei der heißen 
Auslaugung störend wirkt oder eine besondere 
Behandlung bei der Auslaugung erfordert. Die 
Versuchsanstalt hat kürzlich eine größere Menge 
von Ganib erhalten und wird nunmehr hiermit 
einige Gerbversuche mit ganzen Häuten und 
Fellen ausführen. Ich glaube nicht, daß auch 
bei niedriger Preisbemessung ein Material wie 
Ganib sich in unsere Lederindustrie einführen 
wird. Es dürfte hier ähnlich liegen wie bei der 
vor etwa 15 bis 20 Jahren aus Nordamerika 
auf unseren Markt gebrachten Canaigrewurzel, 
die trotz ihrer sonstigen guten Eigenschaften sich 
bei uns nicht eingebürgert hat, was in erster 
Linie auf ihren Stärkegehalt bei der Auslaugung 
und auf die damit verbundenen Schwierigkeiten 
  
zurückgeführt werden muß. Bevor in dieser Be- 
ziehung ein endgültiges Urteil abgegeben wird, 
empfiehlt es sich, die Ergebnisse der erwähnten 
Versuche und genaue Preisanstellungen abzu- 
warten. Vielleicht könnte der Ganib als Roh- 
material für die Herstellung eines Gerbstoffaus- 
zuges an Ort und Stelle verwendet werden. 
Von den drei Mustern hatten zwei einen nie- 
drigen Gehalt an Nichtgerbstoffen, so daß diese 
für die Extraktherstellung in Betracht kommen 
können, während das dritte Muster einen sehr 
hohen Gehalt an Nichtgerbstoffen aufwies, was 
bei der Extrakterzeugung als ungünstiger Um- 
stand anzusehen ist. Es müssen hier noch weitere 
Untersuchungen abgewartet werden. Die Ver- 
arbeitung eines Materials wie des Ganib er- 
fordert große Sachkenntnis und besondere Sorg- 
falt, wenn ein guter Extrakt erhalten werden soll. 
Auf jeden Fall ist es rätlich, die Ganib-Ange- 
legenheit fernerhin im Auge zu behalten. 
Es kamen im letzten Jahre noch zwei andere 
aus Deutsch-Südwestafrika stammende Gerb- 
materialien, und zwar die Rinde der Weiß- 
dornakazie (Acacia horrida) und die Schoten 
der Kameldornakazie (Acacia giraffae), die 
letzteren in zwei Mustern von verschiedenen Seiten 
eingesandt, zur Untersuchung. Die Rinde ent- 
hielt 11,5 v. H. und die Schoten hatten in 
beiden Fällen 9,7 v. H. Gerbstoff. Der Gerb- 
stoffgehalt ist so niedrig, daß an eine Ausfuhr 
dieser Materialien nicht gedacht werden kann, 
ebensowenig an die Herstellung von Extrakt an 
Ort und Stelle. Es kann höchstens in Frage 
kommen, daß diese Materialien in Verbindung 
mit anderen hochprozentigen Gerbstoffen im Ur- 
sprungslande für Gerbezwecke verwendet werden. 
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Die vorstehenden Mitteilungen zeigen, daß es 
in unseren Schutzgebieten eine Anzahl von 
Pflanzen gibt, die Gerbstoffe liefern oder zur 
Gewinnung von Gerbstoffen herangezogen werden 
können. Schenkt man der Gerbstofffrage in 
unseren Schutzgebieten eine größere Beachtung 
und sucht man nach weiteren gerbstoffführenden 
Pflanzen, von denen es sicherlich einige gibt, die 
bis jetzt als solche noch nicht erkannt worden 
sind, so wird die Auswahl noch größer werden. 
Ebenso wie man in Australien den gerberischen 
Wert des Malletbaumes in engerem Kreise erst 
vor wenigen Jahrzehnten, in weiteren Kreisen 
erst vor einigen Jahren kennen gelernt hat, so 
dürften wir in unseren Schutzgebieten, die nament— 
lich in dieser Beziehung sehr wenig erforscht sind, 
auch noch viele andere Pflanzen besitzen, von 
denen die Rinde, Früchte oder andere Teile gerb— 
stoffreich sind. Man soll sich aber bei der Lösung 
der Gerbstofffrage nicht nur hierauf beschränken,
	        
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