Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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Bereits sollen ungefähr 10 000 Acres in Texas 
und New Mexiko im Jahre 1907 mittels künst- 
licher Bewässerung zu Baumwolle bestellt worden 
sein. Erträge von ¾ bis 1¼ Ballen Baum- 
wolle pro Acre sollen dort erzielt worden sein 
gegenüber dem durchschnittlichen Ertrag von 
Ballen pro Acre für das Gesamtgebiet der nord- 
amerikanischen Baumwollproduktion. Die so mit 
künstlicher Bewässerung gezogene Baumwolle soll 
sich durch langen, starken und gleichförmigen 
Stapel auszeichnen. 
Die Witterung im Jahre 1907 war der 
Entwicklung der Baumwollpflanze im Frühling 
und Sommer nicht günstig gewesen. Dafür hat 
der Herbst das Ausreifen der Pflanze und das 
Pflücken begünstigt. Die Qualität der Ernte läßt 
daher nichts zu wünschen. Sie ist, soweit sie bis 
zum 1. April d. Is. auf den Markt gekommen 
ist, dem Grade nach auf middling angesprochen 
worden. Der Baumwollschädling (boll weevil, 
Kapselwurm) ist wiederum in Texas, Arkansas, 
Oklahoma und Louisiana und zum erstenmal in 
einigen Grafschaften des Staates Mississippi auf- 
getreten. Der Pflanzer hat sich durch verbesserte 
Anbaumethoden so gut es geht mit ihm abzu- 
finden. Der Gedanke, ihn zu vernichten, ist 
zur Zeit als aufgegeben zu betrachten. 
Die Ernte des Jahres 1906 war ihrem Er- 
trage nach die zweitgrößte gewesen, die in den 
Vereinigten Staaten erzielt worden ist. Ihrer 
Qualität nach war sie indessen, soweit sie bis zum 
1. April zu Markt gebracht worden war, nur 
auf strict Ilow middling anzusprechen gewesen, 
ein Verhältnis, das erst im Laufe des Betriebsjahrs 
(1. September bis 31. August) allgemein zur 
Erkenntnis kam, sich auch später nicht wesentlich 
mehr änderte und die Nachfrage nach middling 
zu einer sehr lebhaften machte. Dies hatte zur 
Folge gehabt, daß der Preis für effektive Ware 
in den mittleren Graden auf eine ungewohnte 
Höhe getrieben worden war. Während auf dem 
Lokomarkte von New Orleans der Preis für 
middling in der Zeit vom 1. September 1906 
bis Ende März 1907, mit kurzen Unterbrechungen 
vorübergehender höherer Preise, sich zwischen 9 
und 11 Cents gehalten hatte, war er seit Anfang 
Aprik in stetiger, fast ununterbrochener Steigerung 
von 10 ½ bis auf 13 9/16 Cents Ende August 
gestiegen. Auf dieser Höhe hat er sich, nachdem 
mit dem neuen Betriebsjahr 1907/08 die neue, 
in ihrer Qualität befriedigende Ernte auf den 
Markt kam, nicht lange mehr halten können. 
Am 17. September war er auf 11 7/8 und am 
29. Oktober auf 10 5/16 Cents herabgegangen. 
Er stieg von da an wiederum und erreichte in 
der zweiten Hälfte Jannar 1908 den bisherigen 
böchsten Stand im laufenden Jahre mit 12¼ 
  
Cents, um von da ab bis Ende März ständig 
herabzugehen, und zwar bis auf 10 ½ Cents. 
Die Censusabteilung im Bundesamt für Handel 
und Arbeit hat als Durchschnittspreis für den 
bis dahin auf den Markt gekommenen Teil der 
neuen Ernte von Upland-Baumwolle 11,46 Cents, 
von Sea-Island-Baumwolle 35,59 Cents ermittelt 
und berechnet danach den Wert der Baumwoll= 
ernte der Vereinigten Staaten vom Jahre 1907 
(mit Ausschluß der Linters) für Upland-Baum- 
wolle auf 605 Millionen 8, für Sea-Island- 
Baumwolle auf 9 Millionen 8. Die diesjährige 
Ernte steht in ihrem Werte von zusammen rund 
614 Millionen 3 nur um 37 Millionen 8 oder 
4 v. H. hinter dem Werte der vorjährigen zurück, 
obwohl sie mit ihrem Ertrage von 11 375 000 
Ballen (von 500 Pfd. Rohgewicht) gegen den 
des Vorjahrs von 13 595 000 Ballen um rund 
16 ½ v. H. zurückbleibt. Der Unterschied in der 
Menge ist zum größten Teil ausgeglichen durch 
die bessere Qualität. 
Der durchschnittliche Wert der Upland-Baum- 
wolle für den Produzenten berechnet sich für den 
fünfjährigen Zeitraum von 1903 bis 1907 auf 
57,30 8 pro Ballen (von 500 Pfd. Rohgewicht). 
Für die fünf Jahre 1895 bis 1899 stellte er 
sich auf 31,75 S. 
Bei der vorstehenden Berechnung des Wertes 
der Gesamternte ist der Wert des Baumwoll- 
samens und der Linters nicht mit berücksichtigt 
worden. Zieht man diese Werte mit in Rechnung, 
so stellt die Baumwollernte des Jahres 1907 
für den Produzenten einen Wert von 701 
Millionen 3 dar, gegen 722 Millionen 8 der 
Ernte von 1906 und 652 Millionen der Riesen- 
ernte von 1904. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in New Orleans.) 
Der indische Kautschuhandel im Jahre 1907. 
Die Zufuhren von Kautschuk nach Britisch- 
Indien waren im Laufe des Jahres 1907 be- 
deutend kleiner als im Vorjahre und hörten bei 
Schluß der Saison im August ganz auf. 
Die Anfangspreise der Saison im Januar 
stellten sich zwischen Rs. 60— und Rs. 150/— 
pro Maund") je nach Qualität. 
Im März 1907 erfolgte eine zeitweilige Preis- 
steigerung auf Rs. 70/I— bis Rs. 165/— pro 
Maund. Im Laufe des Monats April 1907 
fielen dagegen die Preise wieder, und mit den 
Junipreisen von Rs. 50/— bis Rs. 150/— pro 
Maund schloß dann auch im August die Saison ab. 
  
*) 1 Maund — 37,324 kg.
	        
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