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genommen.') Das Analysenergebnis fiel etwas
günstiger aus, was wohl damit in Zusammenhang
gebracht werden kann, daß bei der Gewinnung
der Rindenproben etwas sorgfältiger zu Werk ge-
gangen war, als in den früheren Füällen.
Gleichwohl wurden aber die hohen Gerb-
stoffprozente, wie sie für die ostafrikani-
schen Mangroverinden durch zahlreiche
Untersuchungen nachgewiesen waren, bei
weitem nicht erreicht. Darin stimmen also
alle bisherigen Untersuchungsresultate mit einer
einzigen Ausnahme, der aber kein besonderes
Gewicht beigelegt werden kann,““) überein. Aller-
dings find sie in ihrer Gesamtheit weniger um-
fassend und insofern unzuverlässiger, als in keinem
Falle die botanische Zugehörigkeit des untersuchten
Materials festgestellt worden war.
Diese Ergebnisse machen es wahrscheinlich,
daß sich die Mangrovebestände der Westküste
Afrikas lange nicht in dem Maße zur Gerbstoff-
gewinnung verwerten lassen werden, wie die der
Ostküste, zumal auch die Bedingungen der Man-
groverindenproduktion und des Rindentransports
keine wesentlich günstigeren sind, als in Ostafrika.
Dies geht aus einer Selbstkostenberechnung hervor,
die Baillaud im Journal d'Agriculture von
1904 für Französisch-Guinea“““) gibt und die,
weil sie manche Analogie mit den ostafrikanischen
Verhältnissen zeigt, hier wiedergegeben sein möge.
Vorausgesetzt wird vom Verfasser, daß die Aus-
nutzung der Mangroven sich in der Hauptsache
nur auf die Rinde erstrecken kann, da die Ver-
wendungsmöglichkeit für das Holz infolge seiner
Schwere, seines wenig geraden, häufig gedrehten
Wuchses, seiner Sprödigkeit und seiner Eigenschaft,
auf jeden Wechsel in dem Feuchtigkeitsgehalt der
Umgebung zu reagieren, nur eine ganz beschränkte
sein kann; selbst da, wo eine solche Verwendungs-
möglichkeit vorhanden, z. B. als Brückenpfähle,
Minenholz, Eisenbahnschwellen und Holzpflaster
in Europa, erlauben die niedrigen Preise (für
Eisenbahnschwellen nur 4 bis 4,5 Fr. pro Stück,
für Holzpflaster 110 Fr. pro Kubikmeter) den
Export nicht. Der Schwarze kann bei einer täg-
lichen Arbeitszeit von 5 bis 8 Stunden (je nach
den Flutverhältnissen, Entfernungen usw.) einen
Akkordlohn von mindestens 1,75 Fr. verdienen
und dabei 100 kg frische oder 50 kg trockene
*) Mit den früheren aus dem Jahre 1903 zu-
sammengestellt auf Tabelle II.
*) Es handelte sich um eine von der Kameruner
Hinterlandgesellschaft an die Gerberschule in Freiberg i. S.
eingesandte Rindenprobe, deren Analysierung einen
Gerbstoffgehalt von 45 v. H. ergeben hat. Man ver-
gleiche hierzu die Notiz von Dr. Strunk im „Tropen-
pflanzer“ 1906, Heft 2.
*“) Emile Bailland. La Question des Palétuviers.
Journal d’Agriculture 190/, Heft IV. Nr. 37, S. 200.
Rinde liefern. Die Tonne trockene Rinde würde
sonach 35 Fr. kosten. Bei einer Erntesaison
von sieben Monaten, von Anfang Oktober bis
Ende April, unter Abrechnung der Sonntage, er-
geben sich 180 Arbeitstage. Mit 200 ständigen
Arbeitern würde man alsdann 1800 Tonnen
trockene Rinde in der Kampagne gewinnen können
(künstliche Trocknung vorausgesetzt, die eine wesent-
liche Verlängerung der Erntezeit gestattet und
keine großen Kosten verursacht, da Mangroveholz
als Feuerungsmaterial zur Verfügung steht). Auf
dieser Grundlage ergibt sich die folgende Auf-
stellung:
1. Entrindungskosten pro Tonne
2. 10 Boote für den Transport zu
je 500 Fr., in zwei Jahren zu
amortisieren pro Tonne rund
3. Kosten der Rindentrocknung und
Zerkleinerung, Amortisation
eines Kapitals von 10000 Fr.
in fünf Jahren, sowie Brenn-
holz; pro Tonne . ..
4. Verladen und Ausladen, Ver—
packung in Säcke; pro Tonne.
5. Säcke oder anderes Verpackungs-
material pro Tonne
6. Zwei Europäer zu je 1600 Fr.
pro Jahr; pro Tonne
7. Transport von der Faktorei bis
Europa, Kommission, Versiche-
rung uswm. ...
8. Gebäude, Werkzeuge, Gerät-
schaften usw., 50 000 Fr. in
fünf Jahren zu amortisieren;
pro Tonne
9. 5 v. H. Zinsen eines Kapitals
von 350 0000 Fr.; pro Tonne
10. Unvorhergesehenes: 10 000 Fr.
pro Jahr; pro Tonne
35,00 Fr.
5,00.
5,00
10,00
10,00.
8,80
30,00.
5,50
9,70.
5,50
124,50 Fr.
Um das Rindengeschäft lohnend zu machen, darf
nun der Preis für die Tonne Rinde nicht viel unter
150 Fr. stehen. Bekanntlich ist aber ein so hoher
Preis bis jetzt noch selten erzielt worden, und
Baillaud teilt auch mit, daß ein von ihm nach
Hamburg gesandtes Probequantum Rinde nur
110 Fr. pro Tonne eingebracht habe, d. h. zum
selben Preis verkauft wurde, wie die ostafrikanische
Ware; in Anbetracht des niedrigeren Gerbstoff-
gehalts der westafrikanischen Mangroverinde muß
dies Ergebnis indessen noch als ein ausnahmsweise
günstiges bezeichnet werden. Denn die meisten
Proben westafrikanischer Mangroverinde, die zur
Begutachtung nach Europa gelangt sind, wurden
als geringe Qualität bezeichnet und ihr Wert auf
höchstens 5 /¾ pro 100 kg taxiert. Bei einem
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