Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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geborenen durch Waffen-, Munition= und Schnaps- 
verkauf freundlich zu stimmen wußten. 
Zu Anfang dieses Jahrhunderts versuchten die 
Portugiesen sich weiter auszudehnen und auch die 
östlich des Kunene wohnenden Häuptlinge zu unter- 
werfen. Die Niedermetzelung einer portugiesischen 
Erxpedition 1904 und die 1907 folgende Straf- 
erpedition im östlich des Kunene gelegenen Ambo- 
lande geben hiervon Zeugnis. Nunmehr mußte 
die deutsche Verwaltung eingreifen, wenn sie nicht 
ihr Ansehen bei den Ovambos schädigen wollte. 
Anfang 1908 befahl deshalb Gouverneur v. Schuck- 
mann dem damaligen Hauptmann Franke, aber- 
mals das Amboland zu bereisen, um die Häupt- 
linge zu bewegen, sich der deutschen Schutzherrschaft 
zu unterstellen. Major Franke wurde, wie 
früher berichtet, in trefflicher Weise dieser Aufgabe 
gerecht.“) Unter tätiger Mitwirkung der Missionare 
Rautanen und Wulfhorst war der Erfolg seines 
Zuges, daß sich zu Anfang des Jahres 1908 die 
Häuptlinge des deutschen Interessengebiets mit 
ihren Stämmen unter deutschen Schutz stellten 
und die Oberhoheit des Kaisers anerkannten. 
Diesen Einfluß muß das Deutsche Reich sich 
unter allen Umständen erhalten, nicht mit Waffen= 
gewalt, sondern durch friedliche Einwirkung. Die 
bisherigen Erfahrungen in der Eingeborenenpolitik 
lehren, daß bei der farbigen Bevölkerung in erster 
Linie die Persönlichkeit des betreffenden Kommissars 
mitspricht. Aufgabe des Kommissars wird es sein, 
sich dauernd des Einflusses auf die Ovambohäupt- 
linge zu sichern, die als unumschränkte Herren 
über Leben und Eigentum ihres Stammes für 
die Haltung des gesamten Volkes ausschlaggebend 
seiiiwerden. In den finnischen und rheinischen 
Mi ’nnaren wird ein Resident stets gute Stützen 
und Ratgeber haben. 
seher die Bepflanzungsmöglichkeit des Ambo- 
landes ist man vorläufig noch zu keinem ab- 
schliebenden Urteil gekommen. Sicher ist auf 
jeden Fall, daß Tabak und Baumwolle eine Zu- 
kunft haben. 
Wie oben erwähnt, ist Viehzucht sehr rentabel, 
Pferdezucht weniger, da die Pferdesterbe in ein- 
zelnen Teilen des Landes fast das ganze Jahr 
hindurch wütet. 
*) Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1908, S. 1152. 
  
Die Besiedlungsfähigkeit mit Weißen ist vor 
der Hand nicht ratsam; sie wird einstweilen auch 
nicht in Frage kommen, weil die klimatischen Ver- 
hältnisse äußerst ungünstig sind. Das Amboland 
ist tropisch; mithin kann in diesem Lande die 
körperliche Arbeit nur von Eingeborenen verrichtet 
werden. 
Der Wert des Ambolandes liegt in seinem 
eingeborenen Arbeitermaterial, das für den mittleren 
und südlichen Teil der Kolonie von unschätzbarem 
Wert ist. Für die fortschreitende Besiedlung und 
die schnelle Entwicklung des Bergbaues reichen 
die Überreste der Herero und Nama-Bevölkerung 
bei weitem nicht aus, so daß die Arbeiterfrage 
nur durch Heranziehung der Ovambostämme ge- 
löst werden kann. Schon wandern die Ovambos 
allmonatlich zu Hunderten herunter in den Süden, 
um Arbeit zu suchen. Einstweilen zwingen die 
Kapitäne sie aber noch nach einem gewissen Zeit- 
raum — etwa nach einem halben Jahre — zu- 
rückzukehren, um ihren Verdienst abzuliefern. Dies 
ist für die Arbeitgeber natürlich äußerst störend. 
Hier wird also einzusetzen sein, um durch ver- 
ständige Einwirkung auf die Kapitäne den Ovambo- 
arbeitern einen längeren Urlaub zu erwirken. 
Große Aufgaben, die mit den wirtschaftlichen 
Fragen des Schutzgebiets eng verknüpft sind, 
harren im Ovambolande noch ihrer Lösung. 
* * 
* 
Zu den Bildern. 
1. Die Ruine liegt in dem von Nechale (c 
annektierten Gebiet der Landschaft Ondonga. Sein 
Bruder Kambonde, der rechtmäßige Herrscher, war 
ohnmächtig gegen den grausamen, verschlagenen Ge- 
walthaber, der bis zum Tode selbständig neben dem 
Häuptling des Landes regierte. In der Geschichte der 
Kolonie bleibt der Name Nechale ebenso unvergessen, 
wie die kleine Heldenschar deutscher Reiter von der 
einsamen Station Namutoni, welche Nechales Bande 
beim Uberfall im Jahre 1904 mit blutigen Köpfen 
heimschickte. 
Der alte Missionar Rautanen, der Präses der 
finnischen Mission in Amboland, der dort fast ein halbes 
Jahrhundert seines Amtes waltet, ist uunmenschlich von 
Nechale gepeinigt worden. Aber auch die schwersten 
Prüfungen vermochten das Gottvertrauen des präch- 
tigen Mannes nicht zu erschüttern. In voller Kraft, 
mit ungebengtem Mut steht er noch heute aufrecht, 
voller Hoffnung auf bessere Zeiten für jenes Land, 
welches ihm zur zweiten Heimat geworden ist. 
Im Vordergrunde des Bildes erblickt man ein 
Kornfeld. Die Bäume tragen eßbare Früchte. 
2. Links steht die Kirche, am Kreuz auf dem 
Dachfirst erkennbar. Das Hauptgebäude in der Mitte
	        
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