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Der Viehbestand auf den Zuchtstationen
Dschang und Djuttitsa (Bambutoberge) betrug
am 1. April 1911:
2 Allgäuer Bullen und 419 Buckelrinder.
Der in Dschang stationierte Landwirt hat den
Auftrag erhalten, genauere Aufnahmen über die
Viehbestände der Eingeborenen und die Weide-
verhältnisse in den einzelnen Landschaften zu
machen, die kartographisch festzulegen sind. Diese
Aufnahmen sollen die Kontrolle über die ein-
zelnen Häuptlinge erleichtern und die Unterlage
für den Austausch und die Stationierung von
Zuchtbullen bilden.
Der Landwirt Klimowitz, der das Vorwerk
Dschang leitet und dem Bezirkschef Oberleutnant
Rausch als Sachverständiger beigegeben ist, hat
sich an dieser Organisation in hervorragendem
Maße beteiligt.
Für die Viehzucht von Europäern steht,
wie überhaupt für landwirtschaftliche
Niederlassungen von Europäern im en-
geren Dschangbezirk nur wenig Land zur
Verfügung. Vorläufig könnte eine Ansiedlung
von Viehzüchtern und Ackerbauern nur am Bam-
butogebirge in der Nähe der BWiehzuchtstation
Diuttitsa erfolgen. Nach einer früheren Angabe
des Oberleutnants Rausch ist dort für etwa vier
Niederlassungen Platz vorhanden. Neuerdings
hat sich dort ein früherer Schutztruppenangehöriger
Moerstedt angesiedelt. Er beabsichtigt, in Ada-
maua einen Viehbestand aufzukaufen. Ansiedler,
die sich in dieser Gegend niederlassen wollen,
müßten allerdings über ein Kapital von 50 000
bis 60 000 .7 verfügen.
Hand in Hand mit den erwähnten Bestre-
bungen gehen auf den Biehzuchtstationen im
Dschangbezirk züchterische Versuche. Bezüg-
lich dieser Versuche sind dem dort tätigen Land-
wirt die anliegenden Instruktionen") erteilt worden;
danach hat der Stammhof Dschang neben dem
rein landwirtschaftlichen Betriebe und der Land-
wirtschaftsschule die Aufgabe, Kreuzungsver-
suche zwischen Allgäuer Bullen und Buczkel-
vieh vorzunehmen.
Auf dem Haupthof Djuttitsa und seinen
Vorwerken werden erstens Reinzüchtungen mit
ausgesuchten männlichen und weiblichen
Buckelrindern, zweitens Kreuzungen zwischen
Allgäuer Bullen und Buckelrindern in ge-
trennten Herden ausgeführt; Kreuzungen zwischen
dem von Hagenbeck geschenkten in dischen Zebu-
bullen, der wegen Mangel von erstklassigem
Buckelvieh auf dem Vorwerk Buea der Station
Dschang überwiesen wurde, und Buckelrindern
werden auf dem Posten Bana angestellt. Bei
*) Siehe Aulage 3 bis 5.
der kleinen geschlossenen Herde des Postens (26
Stück) steht der Zebubulle gut isoliert, so daß die
Zuchtergebnisse genau festgestellt werden können.
Die Versuche der Kreuzung von Buckelbullen
und Waldlandrindern werden bei den im Besitz
der Eingeborenen befindlichen Herden von Wald-
landrindern unter Aufsicht der Station aus-
geführt.
Gelingt die oben ausgeführte Organisation
des Viehzuchtwesens im Dschangbezirk auch weiterhin
so gut, wie sie angefangen hat, so gedenke ich in
den Gebieten mit ähnlichen Boden= und Wirt-
schaftsverhältnissen des Bamendabezirkes, in
gleicher Weise, wie dies im Dschangbezirk ge-
schehen ist, vorzugehen.
Besonders im Bamumgebiet, in dem die
Einführung der Baumwollkultur geplant ist, ist
es geboten, mit diesen Versuchen bald zu be-
ginnen. Soll die Baumwollkultur hier heimisch
werden, so ist möglichst von vornherein anzu-
streben, sie bei den Eingeborenen als Pflugkultur
einzuführen.
Es erscheint daher angebracht, Vieh-
zuchtstationen kleineren Stils an die ge-
planten Baumwollversuchsstationen an-
zuschließen. Da das Zuchtmaterial in nächster
Nähe billig gekauft werden kann, so werden hier-
durch erhebliche Kosten nicht entstehen.
Alle diese Bestrebungen beziehen sich auf Ge-
biete, in denen von den Eingeborenen Viehzucht
in größerem Maßstabe bisher nicht betrieben
wurde.
In den eigentlichen Viehzuchtgebieten
der Kolonie, in den Residenturbezirken von
Adamaug und den ITschadseeländern und
dem Bezirke Banjo, in denen zusammen etwa
400 000 Buckelrinder vorhanden sind, ist dagegen
noch nichts in dieser Richtung geschehen.
Betreffs der Organisation der Viehzuchts-
bestrebungen des Gouvernements in den genannten
Gebieten werden der in Adamaua stationierte
Tierarzt sowie der dort tätige landwirtschaftliche
Sachverständige Erkundungen vorzunehmen haben.
Ich bin jedoch schon jetzt der Auffassung, daß es
notwendig sein wicd, einen in der Viehzucht
speziell bewanderten Landwirt mit dieser Aufgabe
zu betrauen, wenn die Sache gleichmäßig und
dauernd gefördert werden soll. Es ist eine große
Arbeit, die uns auf dem Gebiete der Viehzucht
bevorsteht.
1*
Im Süden der Kolonie, den Bezirken
Ebolowa, Kribi, Edea und Jannde, wird
so lange von einer Förderung der Großviehzucht
abzusehen sein, bis die Tsetsefrage eine ge-
nauere Beurteilung erfahren hat. Es stehen dort