Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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auf diesem Weg noch weiter gehen müssen, wenn 
der zunehmende Schiffsraum die- Konkurrenz ver- 
schärft. Auf systematischen Wegebau wird das 
Gouvernement aber mehr und mehr gedrängt 
werden, wenn es die Eingeborenen zur Entwick- 
lung des Landes heranziehen will und es die 
Geldbestände des Landes erschöpft hat. Alle an 
die schiffbaren Wasserstraßen angrenzenden Ge- 
biete — selbst die weiter entfernten — könnten 
also wie bisher über diese auch für andere Güter 
erschlossen werden. Die Versorgung Katangas 
mit Lebensmitteln und die Erschließung der süd- 
lichen Gebiete ließe sich meines Erachtens aber 
durch eine andere Linienführung besser und 
billiger erreichen. Doch mag zunächst geprüft 
werden, ob denn die Bahn überhaupt den Erz- 
transport von Katanga an sich ziehen könnte. 
Entscheidend ist die Frage, welche Bahn den 
Transport am billigsten besorgen könnte. Von 
Kambove bis Matadi sind es 330 km (Kambove — 
Bukama) plus 1800 km (Bukama—Dolo) plus 
385 km (Dolo—Matadi), insgesamt also rund 
2500 km. Von der Lobitobay bis Kambove sind 
es nicht mehr als höchstens 2000 km. Nun 
heißt es, die Lobitobahn hätte mit wesentlichen 
höheren Baukosten zu rechnen: der Aufstieg auf 
das Plateau im Innern Angolas habe außer- 
ordentlich hohe Kosten verursacht, die Arbeiter- 
beschaffung und --verpflegung sei schwieriger und 
teurer, die Verzögerung in der Bauausführung 
verteuere ebenfalls den Bau. Es darf aber nicht 
vergessen werden, daß auch die Trassierungs- 
erpedition der Bahn Bascongo—Katanga schon 
erhebliches Geld gekostet hat, daß für einen 
leistungsfähigen Betrieb dieser Bahn der Umbau 
der Strecke Matadi—Dolo erste Voraussetzung 
und daß die der Kongobahngesellschaft bei Über- 
nahme dieser Bahn durch den Staat zu zahlende 
Abfindung mit zu veranschlagen ist, daß ferner 
die Bahn stets mit einer gewissen Konkurrenz der 
von ihr überschrittenen Wasserläufe zu rechnen 
haben wird, so daß ihr Einflußbereich nach Norden 
hin beschränkt ist. Dann kommt aber besonders 
hinzu, daß Matadi kaum jemals oder nur mit 
ganz außerordentlichen Kosten zu einem leistungs- 
sähigen Hafen ausgebaut werden könnte und daß 
selbst dann noch immer die Wasserverhältnisse im 
Unterlauf des Kongo eine Schiffahrt mit Schiffen 
über 10000 t kaum gestatten würden. Die 
größten jetzt den Kongo besuchenden Dampfer 
haben mit Rücksicht auf die Wasserverhältnisse am 
Fetischrock und auf der Bananabarre nicht mehr 
als 7500 t. Der Hafen von Lobito ist dagegen 
einer der besten natürlichen Häfen der ganzen 
afrikanischen Westküste, der Schiffe jeder Größe in 
sich aufnehmen kann. Ferner geben die Hoch- 
plateaus Angolas die Möglichkeit einer euro- 
  
päischen Besiedlung mit ihren großen Transport- 
bedürfnissen, während die von der Bahn Bas- 
congo—Katanga durchzogenen Gebiete niemals 
für eine dauernde weiße Besiedlung in Frage 
kommen werden. So scheint es, daß diese Bahn 
mit der Lobitobahn nicht wird in Konkurrenz 
treten können. Ob aber die Ausfuhrprodukte der 
Eingeborenen allein ausreichen werden, um die 
Bahn rentabel zu gestalten, das erscheint doch 
sehr zweifelhaft. 
Die Versorgung Katangas mit Lebensmitteln 
und Arbeitern und die wirtschaftliche Erschließung 
des Südens des Kasaibezirks ließe sich aber auch 
durch eine andere Linienführung, die jene Nach- 
teile nicht hätte und sich wesentlich billiger ge- 
stalten würde, erreichen. Es müßte darauf ver- 
zichtet werden, alle Transporte unter allen Um- 
ständen nach Matadi leiten zu wollen. Die 
Lobitobay müßte als der nächste und der natür- 
liche Hafen für die Erze Katangas anerkannt 
werden. Die südlichen Gebiete des Kasaibezirks 
könnten durch eine Bahn Dilolo —Lusambo und 
eine zweite Zweigbahn, die vielleicht die Diamanten= 
konzession der Forminière von Süden nach Norden 
durchzöge, erschlossen werden. Diese Süd-Nord- 
bahnen hätten technisch den großen Vorteil, daß 
sie der natürlichen Verkehrsrichtung folgen und 
auf einer der Wasserscheiden der Zuflüsse zum 
Sankuru und Kasai mit erheblich geringeren 
Kosten und unter Vermeidung der großen Brücken- 
und Erdarbeiten gebaut werden könnten. Die 
Trasse Dilolo — Lusambo durchzöge die best- 
bevölkerten Teile des ganzen südlichen Kongo 
und verbände gleichzeitig die Bahn mit dem 
Flußsystem des Kasai und damit auch des Kongo. 
Der Anschluß an die Katangabahn gäbe die 
Möglichkeit, jene oben angeführten Aufgaben für 
die Minendistrikte Katangas zu erfüllen. Der 
Umweg von etwa 200 km feiele für diese Zwecke 
im Hinblick auf die großen Ersparnisse bei der 
Ausführung dieser Bahn nicht in Betracht. Die 
Hafenverhältnisse in der Lobitobay und die relativ 
geringen Baukosten würden zudem es möglich 
machen, die Tarife auf einem Minimum zu halten, 
so daß vielleicht viele Produkte, die auf der 
andern Trasse nicht mehr ausfuhrfähig wären, 
hier noch ausgeführt werden könnten. Jene 
Linie käme aber auch gerade der Besiedlung des 
Angolaplateaus zugute, insofern als sie diesem 
die billigen Arbeiter aus dem Kasaibezirk heran- 
bringen könnte. Die infolge der Verkürzung der 
Linie ersparten Gelder würden für andere Strecken 
frei. Die Tshikapabahn wäre in erster Linie 
Diamantenbahn, und es bliebe zunächst abzu- 
warten, ob die Aufschlußarbeiten der Forminidre 
die erhofften Resultate haben werden. 
Es mag auch noch betont werden, daß der
	        
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