Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Am 6. abends verließen die englischen Schiffe 
die Außenreede von Tanga mit Kurs nach Norden. 
Am 7. November fand eine Totenfeier und 
Beerdigung aller Gefallenen mit militärischen 
Ehren statt. 
Dem bei Tanga erzielten, ungeahnt 
großen Waffenerfolge der deutschen Schutz- 
truppe ist auch eine weittragende politische 
Bedeutung insofern beizumessen, als die 
moralische Wirkung auf die eingeborenen Völker 
Ostafrikas — und auch Britisch-Indiens von nach- 
haltigem Einfluß werden muß. 
Mit dem ersten Tage der Schlacht bei Tanga, 
dem 3. November, fällt zeitlich das zweite Ge- 
fecht am Longidoberge (nordwestlich des Kili- 
mandscharo) zusammen. 
Bereits in der letzten Veröffentlichung konnte 
über ein, am 25. September stattgehabtes, für 
unsere Schutztruppe siegreiches Gefecht am Lon- 
gido berichtet werden. Es war ferner erwähnt 
worden, daß nach englischen Meldungen am 3. 
oder 4. November dortselbst ein weiteres Gefecht 
stattgefunden habe, in Verfolg dessen die Engländer 
den „bedeutenden Platz“ Longido nach Zurück- 
werfung der Deutschen besetzt, dann aber „wegen 
Wassermangels“ wieder aufgegeben haben wollten. 
Die Art der Darstellung des Gefechtsverlaufs ließ 
von vornherein erkennen, daß der Vorgang sich 
ganz anders abgespielt haben mußte. Daß diese 
Annahme zutreffend war, beweist der kurze amt- 
liche Bericht des Gouverneurs über dieses Gefecht. 
Er lautet: 
„Detachement Major Kraut am 3. November 
am Longido von etwa 350 Reitern und anscheinend 
indischen Kompagnien mit 8 Maschinengewehren 
und 6 Geschützen angegriffen. Nach 15½ stündigem 
ununnterbrochenen Gefecht ging Gegner fluchtartig 
Richtung Erok zurück, nachdem vorher verschiedene 
Abteilungen einzeln geschlagen. Beim Feind 
mehrere Massengräber. Bei flüchtiger Zählung 
. außerdem 35 tote Inder und Europbäer gesehen. 
Seine Verluste müssen bedeutend größer 
sein. Unsere Maschinengewehre oft mit sichtbarem 
Erfolg in Reitermassen geschossen. Gegner abgab 
wirkungslos etwa 300 Schuß aus 7 cm-Geschützen. 
Angriff gleichzeitig Süd-, Nordost= und Nordfront, 
wurde im Süden, wo nur Kavallerie, zuerst zurück- 
geschlagen. Im Zentrum heißes Ringen; unsere 
im Süden freiwerdenden Truppen angriffen linke 
Flanke Gegners, was Kampf zu unsern 
Gunsten entschied. 
Erbeutet 20 Reittiere, viele Sättel und Zaum- 
zeuge, zwei Arzneimittelkisten, Gewehre, viel Mu- 
nition, auch für Maschinengewehre, zehn große 
Wassertanks, viele Ausrüstungsstücke. Gefangen 
ein Engländer, zwei Inder.“ 
  
Danach kann von „drei, seitens der englisch- 
indischen Truppen mit größter Bravour genom- 
menen Stellungen“ und „einem zurückgeschlagenen 
deutschen Gegenangriff“, wie es in dem englischen 
Gefechtsbericht hieß, keine Rede sein. Auch haben 
die englisch-indischen Truppen den „bedeutenden 
Platz Longido“ nicht besetzt und nachher „wegen 
Wassermangels“ wieder aufgegeben und „sich auf 
ihre Basis“ zurückgezogen, sondern sie sind nach 
einem allerdings hartnäckigen Kampf mit schweren 
Verlusten zum fluchtartigen Rückzug ge- 
zwungen worden. 
Aus Nr. 51 des „Illustrated Star“, Johannes- 
burg, vom 28. November v. Is. erfahren wir 
auch die Stärke der am Longido eingesetzten 
englischen Streitkräfte. Diese bestanden an- 
geblich aus: 350 Mann derostafrikanischen berittenen 
Schützen (Europäer) mit zwei Maschinengewehren, 
zwei Sektionen der 27. reitenden Batterie (Euro- 
päer), einer Kompagnie indischer Freiwilliger 
(Europäer), vier Kompagnien des 29. indischen 
Pendschab-Regiments und vier Kompagnien in- 
discher Karputhala-Infanterie. Auf Vollständig- 
keit kann diese Stärkeangabe zwar keinen Anspruch 
machen, denn sie unterschlägt allein sechs Ma- 
schinengewehre und zwei Geschütze! 
Immerhin ist mit Sicherheit anzunehmen, daß 
die englischen Streitkräfte, die nach den Angaben 
eines englischen Freiwilligen in den „Times“ auf 
1500 Mann angegeben werden, den deutschen 
weit überlegen waren. Letztere können günstigsten- 
falls 600 Mann betragen haben. Was die Ver- 
luste anbelangt, so sind die englischen Berichte 
auch in dieser Hinsicht falsch. Ihre eigenen 
Verluste geben sie auf 19 Tote, 32 Verwundete und 
drei Vermißte an, während sie die deutschen auf 
38 tote Europäer und 84 Eingeborene beziffern. 
Daß die englischen Verluste höher waren, geht 
aus dem Gefechtsbericht des Majors Kraut hervor. 
Unsere eigenen betrugen: fünf Europäer gefallen, 
zwei schwer und drei leicht verwundet. Letztere 
dienstfähig. Wenn auch bezüglich der Verluste 
der farbigen Truppe bis jetzt Angaben fehlen, so 
dürfte die englischerseits angegebene Zahl von 84 
keinesfalls stimmen. Sich davon zu überzeugen, 
find die Engländer überhaupt nicht in der Lage 
gewesen. 
So endete auch dieser Vorstoß der Eng- 
länder in deutsches Gebiet mit einem voll- 
kommenen Mißerfolg. 
Auch an einer dritten Stelle wurden die 
englischen Truppen aus deutschem Gebiet 
vertrieben. Der Gouverneur berichtet hierüber: 
„Bei Kifumbiro, westlich Victoriasee, im 
deutschen Bezirk Bukoba eingedrungene englische 
Truppen wurden November von unseren Truppen
	        
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