Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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des Geschäftsjahres mit Palmen durchpflangt und teil- 
weise oder ganz totgezapft worden, so daß noch folgende 
Kautschukbestände in das folgende Geschäftsjahr über- 
nommen wurden: 
Ficus 712,5 ha mit 107 900 Bäumen 
Hevea n 12266 7f#4 700 - 
Castilloa. 46,6 - 66 000 - 
Kickrig 9.1 3 800 . 
  
890,7 ha mit 252 400 Bäumen. 
Von diesen sind zunächst noch etwa 200 ha, dar- 
unter in erster Linie die Castilloa und Kickria, für das 
Totzapfen und Umwandeln in Kokospflanzungen be- 
stimmt worden. Nur die besten und in günstigster 
Lage befindlichen Heveg= und Ficusbestände, deren 
Pflege und Bearbeitung nur noch sehr wenig Mühe 
und Kosten verursacht und in denen die Zapfkosten auf 
ein Minimum herabgedrückt werden, bleiben bestehen. 
In allen Pflanzungen, in denen die Kantschukbestände 
erst eine geringe Ausdehnung erlangt hatten, werden 
sie zur Vereinfachung des Betriebes wieder entfernt. 
Bei der Herstellung des Kautschuks wird besonderes 
Gewicht gelegt auf die Erzeugung einer nur erst- 
klassigen Qualität. 
Die Kautschukernte fiel um 5128 kg geringer aus 
als im Vorjahre, da das Zapfen teils wegen der 
niedrigen Kautschukpreise, teils wegen des durch eine 
Duysenterie-Epidemie hervorgerufenen Arbeitermangels 
bedeutend eingeschränkt wurde. Es wurden 14547 kg 
Kautschuk gewonnen, und zwar 2887 kg Oevca 
(+ 1009 kg), 9393 kg Ficus (— 4407 kgU) und 2267 ku 
Castillog (— 1730 k#). Bemerkenswert ist, daß trotz 
der Abnahme im ganzen doch die Quantität der besten 
Kautschuksorte, der Hevea, um etwa 53 v. H. ge- 
stiegen ist. 
Kakao. Die Ernte betrug 135 263 kg gegen 
83 500 kg des Vorjahres, was eine Zunahme von 
51 768 kg oder 62 v. H. bedentet. Dieses Ergebnis 
muß als sehr günstig bezeichnet werden und ist um so 
bemerkenswerter, als auch im Laufe dieses Jahres 
wiederum mehrere tausend Criollobäume der Rinden- 
fäule zum Opfer fielen und von den im Laufe der 
letzten drei Jahre nachgepflanzten Forasterobäumen, 
deren Zahl auf 42000 gestiegen ist, noch nichts geerntet 
worden ist. Die mit dem Kakao erzielten guten Er- 
folge ließen eine weitere Ausdehnung dieser Kultur 
angezeigt erscheinen, durch die auch der Ansfall in dem 
Kautschukertrage gedeckt werden könnte. Es ist daher 
auf dem anscheinend sehr fruchtbaren Boden in Putput 
zwischen den Kokospalmen eine Versuchspflanzung an- 
gelegt worden, die baldmöglichst erweitert werden soll, 
und in Neu-Massawa ist auf einer Fläche von 7.60 ha 
Forastero mit Kokospalmen zusammen angepflanzt 
worden. 
Sisal. Die Sisalkultur hatte stark unter Arbeiter- 
mangel zu leiden, der sich in diesem Jahre infolge der 
aus der Umgegend von Stephansort durch Ein- 
geborene eingeschleppten Dysenterie-Epidemie noch 
ganz besonders steigerte. Es konnten daher nur 
12 155 kg Sisalhanf geerntet werden, während genug 
schnittreife Blätter vorhanden waren, um auch die 
doppelte Quantität Hanf zu liefern. 
Verschiedene Produkte. Die Gewinnung 
ätherischer Ole auf Namanne ist eingestellt worden, 
da das als Zwischenkultur zwischen Palmen gepflanzte 
Lemongras und Zitronellgras von den heranwachsenden 
Palmen im Wachstum beeinträchtigt wurde und auch 
seinerseits die Palmen zu schädigen anfing. Dagegen 
wurden aus dem den Pflanzungen benachbarten Busch 
  
Kawawurzeln im Gewicht von 9900 ku gewonnen. 
Die Pflanzung Tobera lieferte 110 kue Kaffec, der 
im Schutzgebiet selbst verbraucht wurde. An ver- 
schiedene Pflanzungen von Ansiedlern wurden 3650 
Stück Hevea-Pflanzen und 12683 Saatfrüchte von Kakao 
verkauft. Zum Export gelangten noch folgende Pro- 
dukte: 32 605 kg Steinnüsse, 2472 kg Massoi- 
rinde, 25 452 kg Perlmuttermuscheln, 15 kt# 
Schildpatt und 384 kg Trepang. 
Die Viehhaltung ergab in Kaiser-Wilhelms- 
land und auf den Witu-Inseln bessere Resultate als 
in Herbertshöhe. Der Bestand der Rindviehherde 
vergrößerte sich nur um 118 Stück, da bedeutend mehr 
Vieh als in früheren Jahren für die Verpflegung der 
Arbeiter und Europäer Verwendung fand. Vier Wasser- 
büffel wurden angeschafft für den Karrendienst und 
zum Ziehen der Kultivatoren. Die Schafzucht wurde auf 
zwei Stationen neu eingeführt. Für die Schweine- 
haltung auf den Witu-Inseln wurde eine besondere 
Insel, Wambu, hergerichtet. Der Bestand an Pferden 
und Vieb war am 31. März 1914 folgender: Pferde 
85 (79), Maultiere 2, Rindvieh 1258 (1140), Schafe 
179 (88), Schweine 335 (362). 
Das Sägewerk in Putput schnitt noch aus 
einem Reste vorhandener Baumstämme 33.205 laufende 
Meter Holz. wurde alsdann wegen Erschöpfung des 
Holzbestandes in der Umgegend stillgelegt und gegen 
Ende des Geschäftsjahres verkauft. 
Das Personal an Weißen hielt sich im Durch- 
schnitt auf der Höhe von 81 Köpfen. Darunter waren 
39 Pflanzer, 24 Kaufleute, 11 Seeleute, 4 Heilgehilfen, 
1 Maschinist, 1 Bautechniker und 1 Zimmermann. Die 
Zahl der im Schutzgebiet verheirateten Angestellten 
stieg auf 12. 
Die Arbeiterverhältnisse gestalteten sich im 
Laufe des Jahres immer schwieriger, da die Anwerbung 
mit Schiffen immer weniger ergiebig ausfällt und für 
große Schifse immer unrentabler wird. Dies rührt 
daher, daß die Bevölkerung an der Küfste bereits 
größtenteils in Diensten der Pflanzungsunternehmungen 
steht. Zur Anwerbung neuer Arbeiter bedarf es der 
Aufschließung der bevölkerten Landschaften im Innern 
von Kaiser-Wilhelmsland. Im ganzen wurden 2019 
Arbeiter neu angeworben. 
Der Arbeiterbestand belief sich zu Anufang des 
Jahres auf 4021 Schwarze, 45 Chinesen, 33 Javanen. 
Er hielt sich während des Jahres mit zeitweiligen 
kleinen Schwankungen auf derselben Höhe und stieg 
gegen Ausgang des Jahres auf 4136 Schwarze. 40 
Chinesen, 35 Javanen, 1 Inder und 2 Chamorros. 
Auf den Handelsbetrieb bei der Administration Rabaul 
entfielen hiervon im Durchschnitt 162 Schwarze, 3 Chi- 
nesen und 8 Malayen. 
Die Gesundheitsverhältnisse unter den 
Weißen waren im allgemeinen günstig, obgleich 
mehrere Fälle von Malaria und zwei Fälle von Dys- 
enterie vorkamen. Todesfälle waren nicht zu ver- 
zeichnen. Weit weniger befriedigend gestalteten die 
Verhältnisse sich bei den Schwarzen; denn im Ok- 
tober traten in Stephansort einige Fälle von Dys- 
enterie auf, die eine Epidemie einleiteten, von der im 
November 55, im Degember 119 Arbeiter ergrissen 
waren. Durch Isolierung der Kranken in einem Ba- 
rackenlager und zweckmäßige Maßnahmen konnte die 
Zahl der Todesfälle auf 25 beschränkt und die Epidemie 
Anfang April als erloschen erklärt werden. 
Die Regelung des Grundbesitzes der Com- 
pagnie hat im Geschäftsjahre wegen Mangels an 
Landmessern wenig Fortschritte gemacht. Auf einer
	        
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