Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

396 20 
In der vierten Mitteilung war erwähnt 
worden, daß es den Engländern gelungen sei, 
sich in den Besitz der Station Schirati zu setzen. 
Dabei war bemerkt worden, daß diese Station 
anscheinend nur schwach besetzt gewesen sei. Zetzt 
ist das Nähere durch nachstehende amtliche Mel- 
dung bekannt geworden: 
„Am 8. Jannar beschossen zwei große eng- 
lische Dampfer mit sechs Geschützen das nur 
schwach besetzte Schirati und erzwangen nach 
3½ stündigem Feuer die Räumung des Ortes. 
Darauf landeten sie zwei indische Kompagnien, 
viele berittene Europäer und Farbige und be- 
setzten die schwer beschädigte Boma.“ 
Wie erinnerlich, wurden diese Streitkräfte am 
17. Jannar unter erheblichen Verlusten geschlagen 
und mußten die Station wieder räumen und 
unseren siegreichen Truppen überlassen. Nachdem 
die Engländer dann am 9. März östlich Schirati 
von der Abteilung des Hauptmanns v. Haxt- 
hausen nochmals geschlagen worden waren"), 
zogen sie sich über die Grenze zurück. 
Erst Anfang Juni wagten sie einen aber- 
maligen Vorstoß. In der Nacht vom 4./5. Juni 
wurde der an der Grenze, anscheinend in der 
Nähe des Sees stehende Posten des Leutnants 
d. Res. Becker von einem mehrfach überlegenen 
Gegner umzingelt und am 5. morgens angegriffen, 
wobei ein Dampfer durch Geschützfeuer mitwirkte. 
Nach kurzem Gefecht gelang es aber dem Posten, 
sich des Angreifers zu erwehren und den Gegner 
mit einem Verlust von sieben Toten, darunter 
zwei Europäer, in die Flucht zu schlagen. Er- 
beutet wurden bei dieser Gelegenheit Waffen und 
Munition, Schanzzeug, Proviant sowie 60 Stück 
Groß= und 200 Stück Kleinvieh. Die Abteilung 
Becker verlor nur einen Träger tot, einen ver- 
wundet. 
Nach diesem weiteren Mißerfolg räumten die 
Engländer das Gebiet jenseits der Grenze bis 
zum Gorifluß. Mehrere von ihnen verlassene 
Stützpunkte wurden von unseren Truppen zerstört 
und viel Vieh erbeutet. 
Ann 26. Juni erschien dann nochmals ein 
Dampfer vor Schirati und gab ohne Erfolg einige 
Schüsse auf die Station ab. 
In der letzten (fünften) Mitteilung war ein 
englischerseits gegen die am Westufer liegende 
Station Bukoba gerichtetes Unternehmen erwähnt 
worden. Die Bestätigung dieser Nachricht liegt 
jet vor. Die Meldung lautet: 
„Am 21. Juni griffen die Engländer mit 
stark überlegenen Kräften unsere Stellung am 
Kagera an, wurden aber abgewiesen. 
Siehe fünfte Mitteilung. 
  
Gleichzeitig landeten bei Makonge, nördlich 
Bukoba, durch dichten Nebel begünstigt, etwa 
450 Europäer, 2000 Farbige mit zwei Feld- 
geschützen und acht Maschinengewehren. Die 
Besatzung Bukobas verteidigte sich fast zwei 
Tage, brachte dem Feind schwere Verluste bei 
und zog dann landeinwärts ab. Am zweiten 
Tage nachmittags wurde Bukoba vom Feinde 
besetzt, aber nach gründlicher Plünderung und 
Zerstörung wieder geräumt und am 24. Juni 
von unseren Truppen wieder besetzt. Auf 
unserer Seite fielen Unteroffizier Wieda, Land- 
sturmmann Gouvernementssekretär Warnecke und 
fünf Askari. Der Feind hat in Bukoba zwölf 
Tote begraben und angeblich 150 Tote und 
Verwundete zu Schiff weggebracht. Außer den 
farbigen Truppen hatte der Gegner 800 Euro- 
päer vom 25. Royal Füsilier-Regiment und auf 
sieben Dampfern 21 Geschütze. 
So hat also die Zerstörung der Station Bukoba 
und damit auch die der dort befindlichen draht- 
losen Station leider ihre Bestätigung gefunden. 
Infolge ihrer bedeutenden zahlenmäßigen Uber- 
legenheit an Truppen und an technischen Hilfs- 
mitteln ist den Engländern dieses Unternehmen 
gelungen. Hohe Anerkennung verdient jedoch die 
verhältnismäßig schwache deutsche, in der Haupt- 
sache nur aus Farbigen bestehende Besatzung, die 
den ihr weit überlegenen Feind nicht nur fast 
zwei volle Tage aufhielt, sondern ihm auch recht 
erhebliche Verluste beibrachte. 
Im übrigen beschränkten sich die Engländer 
darauf, von ihren Dampfern aus einige offene 
Plätze am Victoria-See zu beschießen, ohne jedoch 
größeren Schaden anzurichten. 
Gebiete um den Kiwu-See. 
Gelegentlich der Wiedergabe belgischer Mel- 
dungen über Kämpfe am Kiwu-See und nördlich 
des Tanganjika-Sees in der 5. Mitteilung war 
schon auf den zweifelhaften Wert dieser belgischen 
Nachrichten aufmerksam gemacht worden. Be- 
sonders kann von der angeblich am 28. Juni 
erfolgten Einnahme der Station Kissenji durch 
Überrumpelung keine Reede sein. 
Über die Ereignisse in der fraglichen Gegend 
liegen folgende amtliche Meldungen vor: 
„Am 30. April beschossen die Belgier den am 
Südende des Kiwu-Sees liegenden Ort Tschangugu 
(früherer deutscher Posten) ohne Erfolg. Der 
Abteilung Reupke gelang am 20. Mai ohne Ver- 
luste ein Uberfall auf einen belgischen Posten am 
Russisi, der dabei einen Verlust von drei Toten hatre. 
Anscheinend aus Uganda herangezogene englische 
Streitkräfte mit zwei Maschinengewehren unter- 
nahmen am 28. Mai einen Angriff auf den 
unter dem Befehl des Leutnants Lang stehenden
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.