Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Vorgehen gegen Deutsch-Ostafrika aber in noch 
bedeutend weiterem Umfange versichert. Wie die 
„Times“ unterm 10. November melden, ist es jetzt 
sicher, daß eine starke, gut ausgerüstete und mit 
kräftiger Artillerie versehene Expedition nach Ost- 
afrika gehen wird. Wahrscheinlich wird General 
Smuts mit Oberst Brits als Generalstabschef den 
Befehl übernehmen. Von anderer Seite wird 
dazu jedoch berichtet, daß die südafrikanische Re- 
gierung den Feldzug gegen Deutsch-Ostafrika nicht 
eher beginnen wolle, bis eine Truppenmacht von 
40 000 Mann zusammen sei. Bisher hätten sich 
etwa 11 000 Mann anwerben lassen, darunter ein 
großer Prozentsatz Farbiger. 
Über eine Reihe bereits bekannter Ereig- 
nisse liegen jetzt nähere Einzelnachrichten vor, die 
wir nachstehend folgen lassen: 
Am 21. Oktober (1914) vormittags erschien am 
Horizont wieder einmal ein englisches Kriegsschiff 
mit vier Schornsteinen. Gegen ½2 Uhr nach- 
mittags ging es hinter Außen-Makatumbe vor 
Anker und gab Flaggensignale, die aber nicht 
verstanden wurden. 
Gegen 3 Uhr eröffnete der Kreuzer plötzlich 
das Feuer auf die im Kreek liegenden D. O. A. L.= 
Dampfer „Feldmarschall“ und „König“. Die 
ersten drei Schuß trafen den Strand neben dem 
„Feldmarschall“, der vierte schlug etwa 50 m 
vor dem „König“, der fünfte knapp vor dem 
Bug des „Feldmarschall“ ein; und der sechste 
Schuß krepierte am Schornstein des „König“. 
Beide Schiffe sind durch mehr als 100 Granat- 
splitter erheblich beschädigt, am schwersten haben 
die Boots= und Oberdecks und auf dem „König“ 
der Rauchsalon gelitten. Verletzt wurden zwei 
indische Heizer. Es wurden 22 Schuß abgegeben. 
Der nach Eröffnung der Beschießung zum 
Kriegsschiff gesandte Parlamentär wurde nicht an 
Bord gelassen und konnte den Namen des Schiffes, 
der überall entfernt war, nicht ermitteln. Es 
wurde ihm nur mitgeteilt, man habe beabsichtigt, 
die angeblich auf „Feldmarschall“ und „König“ 
befindlichen Funkenstationen, deren Masten man 
von See aus erkannt, zu zerstören. Um 5 Uhr 
fuhr der Engländer nach Osten ab. 
Am folgenden Morgen, ¾6 Uhr — Kaiserin- 
Geburtstag —, wurde Daressalam wieder durch 
zwei Kanonenschüsse aus dem Schlummer geweckt. 
Der Engländer war wieder da, um sich den am 
Tage vorher angerichteten Schaden zu besehen. 
Dem Offizier des englischen Kriegsschiffes, der 
gegen 9 Uhr in Begleitung unseres alten Be- 
kannten, Mr. King, an Land kam, wurde auf 
seine Bitte gestattet, die beschossenen Schiffe zu 
besichtigen und zu photographieren. 
  
Seitens der Deutschen Ostafrika-Linie wurde 
bei dieser Gelegenheit energisch gegen diese ganz 
völkerrechtswidrige, ohne vorherige Friststellung 
erfolgte Beschießung von im neutralen Hafen 
liegenden Handelsschiffen, die von den Engländern 
bereits früher als gesetzliche Prise erklärt worden 
waren und mit einer etwa 160 Köpfe starken 
Besatzung (darunter etwa 30 deutsche und 130 
britische Untertanen) belegt sind, protestiert. Der 
englische Unterhändler gab lediglich an, man 
habe geschossen, da die am vorigen Tage seit 
½2 Uhr nachmittags gegebenen Signale nicht 
beantwortet worden wären und man daher an- 
genommen habe, daß die „Königsberg"“ im Dares- 
salamer Hafen läge. 
Es berührte angenehm, daß sich die Dares- 
salamer Bevölkerung während des Bombardements 
absolut ruhig verhielt. Man hat sich, wie es 
scheint, langsam mit der Möglichkeit des Eintretens. 
solcher Intermezzi vertraut gemacht. 
“ 14 
m 
Uber die vom 2. bis 5. November v. Js. 
stattgehabte Schlacht bei Tanga liegt folgender 
Bericht vor, der zwar bereits der Offentlich- 
keit zugänglich gemacht ist, jedoch im Rahmen 
dieser zusammenfassenden Darstellung nochmals 
erwähnt werden muß. 
Der von militärischer Seite vorausgesagte 
allgemeine große Angriff englisch-indischer 
Truppen auf unser Schutzgebiet ist nunmehr 
zur Tatsache geworden. Es war naturgemäß, 
daß sich dieser Angriff zunächst auf die Eisen- 
bahnen, ihre Ausgangspunkte am Meer sowie 
auf die wertvollen Siedlungs= und Pflanzungs- 
gebiete des Nordens richtete. 
Am 2. November vormittags lief eine eng- 
lische Flotte von 14 Transportdampfern, be- 
gleitet von zwei Kriegsschiffen, in Tanga ein. 
Bezirksamtmann Auracher begab sich an Bord 
des englischen Kriegsschiffs „Fox"“, wo ihm 
mitgeteilt wurde, daß die englische Regierung 
die bedingungslose Übergabe von Tanga 
forderte. Dies Anerbieten wurde abgelehnt, 
nachdem der Bezirksamtmann mit Er- 
schießen bedroht worden war, falls er 
keine richtigen Angaben über vorhan- 
dene Minen machte. Der Bezirksamtmann 
lehnte auch diese Beantwortung ab. Ein Boot 
mit weißer Flagge nahm im Hafen von Tanga 
Lotungen vor und suchte nach Minen. Als 
die Engländer sahen, daß mit einem bloßen 
Bluff nichts zu erreichen war, fuhren sie ab, 
um in der Nacht vom 2. zum 3. November 
wiederzukehren. Ihre am 2. abends vor- 
genommenen Landungsversuche wurden durch
	        
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