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splitter verwundet und befinnungslos. Seine
Boys haben ihn dann von dem Maschinengewehr
fortgeholt. Das Maschinengewehr machte später
der Unteroffizier d. Res. Heine unbrauchbar.
Das Maschinengewehr des Bezirksamts be-
diente zuletzt der Kriegsfreiwillige Prescher.
Nachdem er die letzten Patronengurte verschossen
hatte und fast alle Maschinengewehrträger gefallen
waren, entfernte er den Patronenzubringer und
machte das Gewehr dadurch unbrauchbar, da eine
Mitnahme nicht möglich war.
Nach Eingeborenennachrichten soll ein größerer
Dampfer durch unsere Granaten zum Sinken ge-
bracht worden sein, wobei etwa 50 Menschen er-
trunken seien. Bestimmtes steht hierüber jedoch
noch nicht fest. Die Engländer verfolgten unsere
Truppen nicht, auch ist bis jetzt keine englische
Patrouille auf unserem Gebiet gesehen worden.
Die englischen Askari haben sich erheblich
weniger gut gehalten als die unfrigen.
Nach einer Mitteilung des englischen politischen
Offiziers in Karonga befinden sich dort 3 Deutsche
in Gefangenschaft: Oberleutnant v. Veltheim,
der einen platten Oberschenkelschuß erhalten hat
und dessen baldige Genesung zu erhoffen ist, Leut-
nant Kieckhöfer, dessen Verwundung ein schwerer
Kopfschuß unterhalb der Schläfe ist. Nach Vor-
nahme einer Operation mit seiner Einwilligung
hat sich sein Zustand gebessert, ist aber noch kritisch.
Regierungsarzt Dr. Gotheim endlich behandelt
die Verwundeten. Weitere Gefangene befinden
sich nicht bei den Engländern. Es müssen also
die übrigen Vermißten gefallen sein, nämlich Feld-
webel Graumann, Kriegsfreiwilliger Harnoß,
Unteroffizier d. Res. Klein, Feuerwerker d. Res.
Mayer, Unteroffizier d. Res. Roth und Unter-
offizier d. Res. Stein. Nach eingegangenen Nach-
richten sind unsere Gefallenen ehrenvoll begraben
worden.
Eine Anzahl verwundeter deutscher Askari be-
findet sich in englischer Gefangenschaft.
Die Verluste der Engländer scheinen ebenfalls
beträchtlich gewesen zu sein. Fünf Engländer
sind im freien Felde gefallen, auch sind Ver-
wundete vorhanden. Ferner ist eine größere
Anzahl von englischen Askari gefallen und ver-
wundet. Der bisherige Führer der 5. Kompagnie,
Hauptmann v. Langenn-Steinkeller, wird
auf ärztliche Anordnung zur Küste gebracht, wo
nach Entfernung der eingedrungenen Bleisplitter
die Erhaltung des linken Auges sicher, die des
rechten möglich erscheint.
Dieser Bericht wird noch durch folgende Mit-
teilung ergänzt:
Aus Neu-Langenburg sind von Ende Oktober
datierte Mitteilungen, betreffend die im Gefecht
bei Karonga Verwundeten, hergelangt, die sehr
günstig lauten. Danach sind jetzt fast alle, die
damals verwundet waren, auch die Schwerver-
wundeten, genesen. Ein Europäer befindet sich
noch in Neu-Langenburg in ärztlicher Behand-
lung, weil er die Finger der rechten Hand
noch nicht richtig bewegen kann. Er wird
täglich elektrisiert. Seine Wunden find voll-
kommen geheilt.
Von den Askaris befinden sich noch zehn
im dortigen Krankenhaus. Nach Angabe des
behandelnden Arztes werden alle in nächster
Zeit gesund werden. Es handelt sich bei fast
allen um Knochenschüsse, die zur Heilung
einige Zeit beanspruchen. Gestorben ist im
Hospital kein einziger verwundeter Askari.
Zum größten Teil ist dieser günstige Erfolg
neben der Tätigkeit des Missionsarztes,
Marinearztes a. D. Dr. Oehme, wohl auf
die Bewaffnung des Gegners mit klein-
kalibrigen Gewehren zurückzuführen. So hat
z. B. ein Askari einen Schuß quer durch den
Kopf erhalten, unter dem linken Auge hinein,
unter dem rechten Auge heraus und befindet
sich, abgesehen von kleinen Sehstörungen auf
dem linken Auge, ganz wohl.
Für den Geist, der bei unserer farbigen
Truppe herrscht, ist folgendes Vorkommnis aus
dem Gefsecht bei Karonga bezeichnend:
Der Sol der Neu-Langenburger Polizei-
abteilung Abam Mohamed, ein alter Suda-
nese, der sich während des Gefechts dicht bei
dem Polizeiwachtmeister Spieß befand,
schoß fortwährend stehend freihändig. Spieß
sagte ihm, er solle sich besser gegen Sicht
decken, sonst würde er bald totgeschossen werden.
Er erwiderte nur: „Unser Kaiser hat mir jetzt
über 20 Jahre stets meinen Lohn gezahlt und
für mich gesorgt, wenn Gott es will, falle ich
heute für ihn“ und schoß weiter. Als später
Spieß den Rückzug anordnete, wendete der
Sol ein, das ginge doch nicht, sie wollten
lieber eine Boma aus Bananen und dergleichen
bauen, ein Rückzug könnte als Feigheit aus-
gelegt werden. Erst auf den Befehl von Spieß
hin beruhigte er sich und ging mit ihm zurück.
Der nicht mehr junge Sol hatte übrigens
eigentlich in Neu-Langenburg zurückbleiben
sollen, um die Rekruten auszubilden. Er bat
aber so lange, bis ihm schließlich gestattet wurde,
mitzugehen.
Um auch die Gegenseite zum Wort kommen
zu lassen, geben wir nachstehend eine Schilderung
des Gefechts bei Karonga wieder, wie sie in dem
„Buluwayo Chronicle“ vom 18. September v. Js.
enthalten ist: