Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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splitter verwundet und befinnungslos. Seine 
Boys haben ihn dann von dem Maschinengewehr 
fortgeholt. Das Maschinengewehr machte später 
der Unteroffizier d. Res. Heine unbrauchbar. 
Das Maschinengewehr des Bezirksamts be- 
diente zuletzt der Kriegsfreiwillige Prescher. 
Nachdem er die letzten Patronengurte verschossen 
hatte und fast alle Maschinengewehrträger gefallen 
waren, entfernte er den Patronenzubringer und 
machte das Gewehr dadurch unbrauchbar, da eine 
Mitnahme nicht möglich war. 
Nach Eingeborenennachrichten soll ein größerer 
Dampfer durch unsere Granaten zum Sinken ge- 
bracht worden sein, wobei etwa 50 Menschen er- 
trunken seien. Bestimmtes steht hierüber jedoch 
noch nicht fest. Die Engländer verfolgten unsere 
Truppen nicht, auch ist bis jetzt keine englische 
Patrouille auf unserem Gebiet gesehen worden. 
Die englischen Askari haben sich erheblich 
weniger gut gehalten als die unfrigen. 
Nach einer Mitteilung des englischen politischen 
Offiziers in Karonga befinden sich dort 3 Deutsche 
in Gefangenschaft: Oberleutnant v. Veltheim, 
der einen platten Oberschenkelschuß erhalten hat 
und dessen baldige Genesung zu erhoffen ist, Leut- 
nant Kieckhöfer, dessen Verwundung ein schwerer 
Kopfschuß unterhalb der Schläfe ist. Nach Vor- 
nahme einer Operation mit seiner Einwilligung 
hat sich sein Zustand gebessert, ist aber noch kritisch. 
Regierungsarzt Dr. Gotheim endlich behandelt 
die Verwundeten. Weitere Gefangene befinden 
sich nicht bei den Engländern. Es müssen also 
die übrigen Vermißten gefallen sein, nämlich Feld- 
webel Graumann, Kriegsfreiwilliger Harnoß, 
Unteroffizier d. Res. Klein, Feuerwerker d. Res. 
Mayer, Unteroffizier d. Res. Roth und Unter- 
offizier d. Res. Stein. Nach eingegangenen Nach- 
richten sind unsere Gefallenen ehrenvoll begraben 
worden. 
Eine Anzahl verwundeter deutscher Askari be- 
findet sich in englischer Gefangenschaft. 
Die Verluste der Engländer scheinen ebenfalls 
beträchtlich gewesen zu sein. Fünf Engländer 
sind im freien Felde gefallen, auch sind Ver- 
wundete vorhanden. Ferner ist eine größere 
Anzahl von englischen Askari gefallen und ver- 
wundet. Der bisherige Führer der 5. Kompagnie, 
Hauptmann v. Langenn-Steinkeller, wird 
auf ärztliche Anordnung zur Küste gebracht, wo 
nach Entfernung der eingedrungenen Bleisplitter 
die Erhaltung des linken Auges sicher, die des 
rechten möglich erscheint. 
Dieser Bericht wird noch durch folgende Mit- 
teilung ergänzt: 
Aus Neu-Langenburg sind von Ende Oktober 
datierte Mitteilungen, betreffend die im Gefecht 
  
bei Karonga Verwundeten, hergelangt, die sehr 
günstig lauten. Danach sind jetzt fast alle, die 
damals verwundet waren, auch die Schwerver- 
wundeten, genesen. Ein Europäer befindet sich 
noch in Neu-Langenburg in ärztlicher Behand- 
lung, weil er die Finger der rechten Hand 
noch nicht richtig bewegen kann. Er wird 
täglich elektrisiert. Seine Wunden find voll- 
kommen geheilt. 
Von den Askaris befinden sich noch zehn 
im dortigen Krankenhaus. Nach Angabe des 
behandelnden Arztes werden alle in nächster 
Zeit gesund werden. Es handelt sich bei fast 
allen um Knochenschüsse, die zur Heilung 
einige Zeit beanspruchen. Gestorben ist im 
Hospital kein einziger verwundeter Askari. 
Zum größten Teil ist dieser günstige Erfolg 
neben der Tätigkeit des Missionsarztes, 
Marinearztes a. D. Dr. Oehme, wohl auf 
die Bewaffnung des Gegners mit klein- 
kalibrigen Gewehren zurückzuführen. So hat 
z. B. ein Askari einen Schuß quer durch den 
Kopf erhalten, unter dem linken Auge hinein, 
unter dem rechten Auge heraus und befindet 
sich, abgesehen von kleinen Sehstörungen auf 
dem linken Auge, ganz wohl. 
Für den Geist, der bei unserer farbigen 
Truppe herrscht, ist folgendes Vorkommnis aus 
dem Gefsecht bei Karonga bezeichnend: 
Der Sol der Neu-Langenburger Polizei- 
abteilung Abam Mohamed, ein alter Suda- 
nese, der sich während des Gefechts dicht bei 
dem Polizeiwachtmeister Spieß befand, 
schoß fortwährend stehend freihändig. Spieß 
sagte ihm, er solle sich besser gegen Sicht 
decken, sonst würde er bald totgeschossen werden. 
Er erwiderte nur: „Unser Kaiser hat mir jetzt 
über 20 Jahre stets meinen Lohn gezahlt und 
für mich gesorgt, wenn Gott es will, falle ich 
heute für ihn“ und schoß weiter. Als später 
Spieß den Rückzug anordnete, wendete der 
Sol ein, das ginge doch nicht, sie wollten 
lieber eine Boma aus Bananen und dergleichen 
bauen, ein Rückzug könnte als Feigheit aus- 
gelegt werden. Erst auf den Befehl von Spieß 
hin beruhigte er sich und ging mit ihm zurück. 
Der nicht mehr junge Sol hatte übrigens 
eigentlich in Neu-Langenburg zurückbleiben 
sollen, um die Rekruten auszubilden. Er bat 
aber so lange, bis ihm schließlich gestattet wurde, 
mitzugehen. 
Um auch die Gegenseite zum Wort kommen 
zu lassen, geben wir nachstehend eine Schilderung 
des Gefechts bei Karonga wieder, wie sie in dem 
„Buluwayo Chronicle“ vom 18. September v. Js. 
enthalten ist:
	        
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