Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVII. Jahrgang, 1916. (27)

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niedrigste Rate ist 4 im Bezirk Untersanga und 
1,4 im Banyo-Bezirk. Die Durchschnittsrate 
für ganz Kamerun ist annähernd 11,8 für die 
Quadratmeile. 
Im Vergleich mit den benachbarten Teilen 
Westafrikas und insbesondere der Nachbarkolonie. 
Nigeria ist die Dichtigkeit der Bevölkerung 
gering. Inwieweit dies auf das deutsche Kolo- 
nisationssystem zurückzuführen ist, muß offen ge- 
lassen werden. 
Die physikalischen Bedingungen Kamernns sind 
äußerst mannigfaltig. Das Land kann in drei 
Teile geschieden werden: das Waldgebiet längs 
der Küste, die Hochflächen und offenen Grasländer 
der Mitte und die näördlichen Bezirke an den 
Ränudern der Wüste und am Tschadsee. 
Der gegenwärtige und der künftige wirtschaft- 
liche Wert des Küstengebiets, das sich etwa 150 
Meilen landeinwärts erstreckt, ist beträchtlich. Der 
Unentwickelte Reichtum, der von den dort arbei- 
tenden Pflanzungsgesellschaften kaum über die 
ersten Anfänge hinaus nutzbar gemacht worden 
ist, ist ungehener (enormous). Kautschuk, Palm- 
kerne, Palmöl, Elfenbein, Mahagoni und Holz 
aller Art warten auf die Ausbeutung. Kakaopflan- 
zungen blühen, und Tabak wurde in ausgedehntem 
Maße angebaut. Die Flüsse gewähren gute Be- 
förderungsmöglichkeiten, und die Eisenbahn er- 
schließt bereits einen der reichsten Bezirke. Un- 
glücklicherweise ist die ansässige eingeborene Be- 
völkerung faul und spärlich im Vergleich mit der 
der nördlicher gelegenen Bezirke, und da wir kaum 
auf die Methoden der Deutschen, dem Arbeiter- 
mangel mit Hilfe der dichter bevölkerten Landes- 
teile abzuhelfen, zurückgreifen werden, so dürfte 
die Arbeiterfrage, soweit es sich um die Versorgung 
der Europäerpflanzungen mit großen Arbeiter- 
massen handelt, schwierig werden. Dieser Umstand 
mag der schnellen Entwicklung des Landes durch 
enropäische Gesellschaften, die im großen arbeiten 
wollen, im Wege stehen. Dafür ist aber kein 
Grund zu sehen, warum nicht ein System von 
kleinen Eingeborenenpflanzungen eingeführt werden 
sollte. Das Beispiel der Goldküste, wo die un- 
geheuer wertvolle und rasch wachsende Zahl von 
Kakaopflanzungen ausschließlich Eingeborenen ge- 
hört, beweist den Erfolg dieses Systems und zeigt 
mit voller Klarheit, welche Vorteile sich daraus 
nicht nur für die Eingeborenen des Landes, son- 
dern auch für die europäischen Firmen ergeben, 
die die Ernten aufkaufen und eine zahlreiche 
Menge zahlungskräftiger Käufer für die Erzeug- 
nisse von Manchester und Birmingham finden. 
Daß die Küstenbezirke Kameruns weite wirtschaft- 
liche Möglichkeiten bieten, kann von niemandem 
bezweifelt werden, der diese Gegenden bereist und 
die schon vorhandenen Pflauzungen und die 
  
Strecken unberührten und gleichmäßig reichen 
Landes, das nur auf Entwicklung wartet, ge- 
sehen hat. 
In den Grasländern, die 2000 bis 4000 Fuß 
über dem Meere liegen, ist die Lage eine andere. 
Hier ist die Bevölkerung sehr zahlreich, kräftig 
und fleißig. Aber die Beförderungsschwierigkeiten 
stehen einer beschleunigten wirtschaftlichen Ent- 
wicklung im Wege. Eine Fortführung der Eisen- 
bahn, die von den Deutschen beabsichtigt war, 
würde Abhilfe schaffen, aber die physikalischen 
Schwierigkeiten sind sehr groß, und die Ausgaben 
würden in der Periode äußerster Sparsamkeit, die 
dem Kriege folgen muß, wahrscheinlich unerschwing- 
lich sein. 
Das Klima in diesen Grasländern ist kühl 
und für Europäer zuträglich; das gleiche gilt vom 
Boden in bezug auf europäische Produkte. Weizen, 
Mais, Gerste, Baumwolle und Kartoffeln gedeihen 
in den höheren Lagen, und in den niedriger ge- 
legenen Bezirken ist ein ungeheurer Reichtum an 
Palmkernen vorhanden. Rindvieh, Schafe und 
Ziegen kommen gut fort, finden sich aber aus be- 
stimmten Gründen nicht in solchen Mengen wie 
in den nördlichen Bezirken. 
Letztere entsprechen den ähnlich gelegenen Be- 
zirken Nordnigeriens. Die Bevölkerung ist in 
weitem Umfange mohammedanisch und besteht 
hauptsächlich aus Hausa und Fulla. Rindvieh 
und Häute sind die wichtigsten Produkte, aber die 
Möglichkeiten sind in dieser Beziehung kaum be- 
rührt, und die Entwicklungsaussichten sind un- 
übersehbar. 
Der Gesamtwert der Aus= und Einfuhr Ka- 
meruns belief sich 1912 — dem letzten Jahr, für 
das die Ziffern vorhanden sind auf 2878889 K. 
Für 1902 war die Zahl 976 900 K. Das be- 
dentet eine Zunahme von nicht weniger als 
1901989 xF in zehn Jahren. Der Anteil Deutsch- 
lands am Gesamthandel des Jahres 1912 betrug 
2357857 &, ein Beweis dafür, in welchem Um- 
fange der deutsche Kaufmann von Tarifen und 
subventionierten Dampferlinien Nutzen zog. Von 
der Ausfuhr ging mehr als 80 v. H. nach 
Deutschland, und von der Einfuhr kam mehr als 
70 v. H. aus deutschen Häfen. 
Nach Anführung von Ziffern der Einfuhr= und 
Ausfuhrstatistik und des Einnahme= und Ausgabe- 
etats für 1914 schließt der Artikel, wie folgt: 
Aus den angeführten Ziffern ist zu ersehen, 
daß die Verbündeten durch die Wegnahme Ka- 
meruns in den Besitz eines Landes mit großen 
und rasch steigenden Einnahmen und von 
großen wirtschaftlichen Möglichkeiten ge- 
kommen sind. Wenn die Kolonie beim Ansbruch 
des Krieges sich noch nicht selbst erhielt, sondern
	        
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